* SEC wirft Goldman wegen CDOs Betrug vor
* Finanzwerte brechen weltweit ein
* Luftfahrtwerte fallen wegen Aschewolke
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 16. Apr (Reuters) - Betrugsvorwürfe der
US-Börsenaufsicht gegen Goldman Sachs haben die
europäischen Aktienmärkte am Freitag erschüttert. Aktien von
Banken brachen am Nachmittag ein, nachdem die Behörde Goldman
Sachs im Zusammenhang mit einem Geschäftes mit verbrieften
Hypothekenkrediten Betrug vorgeworfen hatte. Der Dax<.GDAXI>
kippte daraufhin ins Minus und schloss 1,8 Prozent schwächer bei
6180 Punkten. Der europäische Euro Stoxx 50<.STOXX50E> fiel um
zwei Prozent auf 2949 Punkte. Goldman habe Anlegern "wesentliche
Informationen" über die Kreditprodukte vorenthalten, erklärte
die Aufsichtsbehörde SEC. Bankenanalysten zufolge könnte auf
Goldman eine Milliarden-Strafe zukommen. Goldman kündigte an,
sich mit Nachdruck gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen. Diese
seien unberechtigt.
In New York verkauften Anleger in großem Umfang
Goldman-Papiere, die um mehr als 15 Prozent auf 158 Dollar
nachgaben. Andere Finanztitel wurden in Sippenhaft genommen. Die
Papiere von Deutsche Bank stürzten um 7,3 Prozent auf
55,99 Euro ab. "Wenn jemand wie Goldman verklagt wird, ist das
für die ganze Branche schmerzhaft", betonte Marktstratege Heino
Ruland von Ruland Research. "Ich denke, die ganze Initiative ist
nicht auf Goldman Sachs beschränkt. Es wird Untersuchungen bei
anderen Geldinstituten geben, die von anderen Banken
übernommenen eingeschlossen", sagte Marktstratege Joseph
Battipaglia von Stifel Nicolaus. Einige Marktteilnehmer sehen
nun eine strengere Regulierung auf den Finanzmarkt zukommen.
"Ich denke nicht, dass dies einen Einfluss auf die Erholung im
Finanzsystem hat, aber es sieht gewiss so aus, dass dies der
Beginn einer Periode sein könnte, in dem eine regulatorische
Wolke über Goldman Sachs und möglicherweise der gesamten
Investment-Banking-Branche aufzieht", bemerkte
Chef-Investmentstratege Hank Smith von Haverford Trust.
STÖRUNGEN IM FLUGVERKEHR BELASTEN LUFTFAHRTAKTIEN
Ebenfalls einen Schatten auf die europäischen Börsen warf
die Aschewolke eines isländischen Vulkans. Wegen der massiven
Störungen des Flugverkehrs sackten die Aktienkurse von
Luftfahrtwerten wie Lufthansa, British Airways und Air
France-KLM ab. Eine anhaltende Talfahrt in dem Sektor sei aber
nicht zu befürchten, betonten Börsianer. Schließlich seien die
Flugausfälle infolge der Aschewolke ein einmaliges und
vorübergehendes Phänomen. Die Lufthansa bildete mit
einem Minus von 2,1 Prozent auf 13 Euro das Schlusslicht im Dax.
Die Papiere der Rivalen Air France-KLM verloren 3,4
Prozent, British Airways fielen um 3,1 Prozent. Die Titel
des Billigfliegers Ryanair gaben 2,5 Prozent nach.
Eher stimmungsdämpfend wirkten auch die Zahlen von
Google und AMD. Der Internet-Konzern und der
Chip-Hersteller waren im abgelaufenen Quartal zwar überraschend
stark gewachsen. Bei Google hatten Anleger aber auf mehr
gehofft, bei AMD bemängelten sie den im Vergleich zum Erzrivalen
Intel zurückhaltenden Ausblick. Bank of America
fuhr zwar einen Milliardengewinn ein, was die Anleger aber wenig
beeindruckte.
Gefragt waren die Aktien einiger Autobauer, die von den
starken Neuzulassungen in der Europäischen Union profitierten.
"Die März-Zahlen sind ermutigend für die europäische
Automobilindustrie", stellte Equinet-Analyst Tim Schuldt fest.
Offenbar entwickle sich der Markt besser als gedacht.
BMW-Aktien legten 0,6 Prozent auf 35,56 Euro zu,
Volkswagen-Papiere kletterten um 0,7 Prozent auf
70,92 Euro.
(Reporter: Anika Lehmann; redigiert von Georg Merziger)