- von David Ljunggren und Jean-Baptiste Vey
Ottawa/Berlin (Reuters) - Wegen der von US-Präsident Donald Trump eingeführten Schutzzölle droht auf dem G7-Gipfel Streit auf offener Bühne.
Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow sagte im Vorfeld, der Präsident werde bei seiner harten Linie bleiben. "Er lässt nicht locker." Kanada kündigte als Gastgeber des am Freitag beginnenden zweitägigen Treffens an, dagegenzuhalten und seinen Unmut über die US-Zölle zu äußern. Regierungschef Justin Trudeau sagte "sehr, sehr offene Gespräche" voraus. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will Trump auf dem Gipfel klarmachen, dass ein "Handelskrieg gegen Verbündete" undenkbar sei.
Die USA hatten erst vorige Woche auf Stahl- und Aluminium-Einfuhren aus der EU sowie Kanada und Mexiko Schutzzölle verhängt und damit weltweit Furcht vor einer Eskalations-Spirale ausgelöst. Bundeswirtschaftminister Peter Altmaier sieht die USA im Handelsstreit mit der EU nun am Zuge: "Der Ball liegt jetzt im Feld unserer amerikanischen Partner", sagte der CDU-Politiker der Nachrichtenagentur Reuters auf die Frage, ob er noch Chancen für eine kurzfristige Einigung sehe. "Ich glaube, dass es auch im Interesse der USA wäre, sich zu verständigen."
Trumps protektionistische Politik wird Ökonomen zufolge negativ auf die Weltwirtschaft durchschlagen und auch der amerikanischen Konjunktur schaden. Das geht aus einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 913 Volkswirten aus 120 Ländern hervor. In der Studie gaben 78 Prozent an, dass die US-Zölle einen negativen Einfluss ihre jeweiligen Staaten haben werden. Die Mehrheit der Befragten rechnet zudem damit, dass sich die USA mit dem protektionistischen Kurs letztlich ins eigene Fleisch schneiden werden.
TRUMP WILL JOBS SCHÜTZEN
Kanada und Mexiko, die mit den USA über die Freihandelszone Nafta besonders eng verbunden sind, haben bereits Gegenmaßnahmen erlassen. Die EU will ab Juli zusätzliche Zölle auf bestimmte US-Produkte verhängen. Ein Durchbruch auf dem G7-Gipfel wird nicht erwartet. Bereits in der vergangenen Woche wurden die USA von den Finanzministern der anderen G7-Staaten Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und Kanada aufgefordert, auf die Zölle zu verzichten. Trump hat den Schritt offiziell mit der nationalen Sicherheit begründet. Er sieht sein Land im internationalen Handel benachteiligt und will heimische Firmen und Jobs schützen.
Die chinesische Regierung schlug unterdessen versöhnliche Töne an. Man wolle den Konflikt nicht eskalieren lassen, sagte ein Sprecher des Handelsministeriums in Peking. In der am Wochenende abgeschlossenen Gesprächsrunde mit den USA habe es Fortschritte gegeben. Dabei sei es etwa um die Bereiche Landwirtschaft und Energie gegangen. Der Sprecher fügte hinzu, die Volksrepublik sei bereit, mehr Güter aus den USA und anderen Ländern zu importieren.