BERLIN (dpa-AFX) - Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen, die häufig Sitzungen des Kontrollgremiums schwänzen, sollen künftig öffentlich gebrandmarkt werden. Zudem soll jeder Konzern die Amtszeit begrenzen, damit Manager nicht ewig im Aufsichtsrat sitzen und "frisches Blut" in das Gremium kommt. Das schlägt die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex vor, die Regeln für eine gute Unternehmensführung aufstellt.
So soll der Aufsichtsrat berichten, wenn ein Aufsichtsrat in einem Geschäftsjahr nur an der Hälfte der Sitzungen oder weniger persönlich teilgenommen hat. Angesichts größerer Anforderungen sei es wichtig, dass ein Mitglied nicht nur anhand von schriftlichen Vorlagen an der Beschlussfassung teilnehme, "sondern sich persönlich in den ergebnisoffenen und unterschiedliche Standpunkte abwägenden Kommunikationsprozess im Aufsichtsrat einbringt". Die Mandate sind begehrt: Im Schnitt verdient ein ordentliches Mitglied in einem Kontrollgremium der größten börsennotierten Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex Dax (DAX) notiert sind, über 100 000 Euro im Jahr, Top-Aufsichtsräte sogar deutlich mehr. Es gibt auch "Multi-Aufsichtsräte", die mehrere Mandate gleichzeitig wahrnehmen. Eine Mandats-Obergrenze wolle die Kommission aber nicht vorgeben, sagte ihr Vorsitzender, Ex-Daimler (XETRA:DAIGn)-Finanzvorstand Manfred Gentz, am Mittwoch. Anfang Mai will die Kommission nach weiteren Beratungen entscheiden, ob die Vorschläge umgesetzt werden. 2014 war der Corporate Governance Kodex nicht verändert worden. Die Regeln sind rechtlich nicht bindend. Aktiengesellschaften müssen aber jährlich öffentlich erklären, inwiefern sie den Empfehlungen nachkommen.