FRANKFURT (dpa-AFX) - Reisende müssen sich an diesem Donnerstag wegen des Flughafenstreiks auf Chaos einstellen. Deutschlands größte Fluglinie Lufthansa (ETR:LHA) streicht fast 600 Flüge. Betroffen sind vor allem innerdeutsche und europäische Verbindungen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die sieben großen deutschen Flughäfen rüsten sich für die Warnstreiks. Die Gewerkschaft Verdi hat im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes für Donnerstag mehrstündige Aktionen an den Flughäfen in Frankfurt, München, Düsseldorf, Hamburg, Köln/Bonn, Stuttgart und Hannover angekündigt.
Die Aktien von Lufthansa und dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hielten sich trotz der Nachrichten am Mittwoch im Plus. Die Lufthansa-Titel gewannen bis zur Mittagszeit 0,18 Prozent auf 18,95 Euro, waren damit aber Schlusslicht im Dax (ETR:DAX). Die Fraport-Papiere legten im vorderen Feld des MDax (ETR:MDAX) um 1,84 Prozent auf 54,34 Euro zu.
FRAPORT SETZT MEHR PERSONAL EIN
Der größte Flughafen in Frankfurt will angesichts des bevorstehenden Streiks zusätzliches Personal abstellen, um die Kunden zu informieren, wie ein Fraport-Sprecher sagte. Der Flughafen Hannover schätzt nach Angaben einer Sprecherin die Streikbereitschaft in der Landeshauptstadt eher gering ein. Dennoch sei auch dort mit Verspätungen und Ausfällen zu rechnen.
Die geplanten Warnstreiks stießen auf heftige Kritik in der Luftverkehrsbranche. "Flughäfen werden immer mehr zum öffentlichkeitswirksamen Schauplatz für Tarifauseinandersetzungen. Was früher eine absolute Ausnahme war, darf nicht zur Regel werden", sagte Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV in Berlin.
Auch die Lufthansa kritisierte die Verdi-Streiktaktik. "Wie schon bei dem Warnstreik des Sicherheitspersonals in Frankfurt vor gut einem Monat nimmt Verdi bewusst in Kauf, dass unbeteiligte Menschen und Unternehmen zur Durchsetzung von Gewerkschaftsforderungen instrumentalisiert werden", sagte Vorstandsmitglied Bettina Volkens. Alleine bei der Lufthansa-Gruppe entstünden Millionenschäden, obwohl sie nicht Partei in dieser Tarifauseinandersetzung sei.
BUSSE UND BAHNEN FALLEN AUS
Am Mittwoch sorgten erneut Arbeitsniederlegungen in mehreren Bundesländern vor allem im Nahverkehr für Behinderungen und Einschränkungen. Verdi legte erneut große Teile des Nahverkehrs in Nordrhein-Westfalen lahm. "Wir haben eine annähernd hundertprozentige Streikbeteiligung", sagte der Sprecher des Verdi-Bezirks NRW, Günter Isemeyer.
Auch Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg waren betroffen. In vielen Städten blieben Busse und Bahnen in den Depots. Verdi erwartete zu einer Kundgebung in Kassel mit dem Bundesvorsitzenden Frank Bsirske bis zu 5000 Teilnehmer.
VERHANDLUNGEN AM MONTAG
Verdi will mit den Aktionen Druck vor der dritten Tarifverhandlungsrunde machen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer treffen sich vom kommenden Montag an in Potsdam. In der zweiten Runde hatte es zwar eine Annäherung in einzelnen Punkten, aber insgesamt keinen Durchbruch gegeben. Die Gewerkschaften fordern, dass die Einkommen der 2,1 Millionen Angestellten im Bund und in den Kommunen um einen Betrag von 100 Euro und dann zusätzlich um weitere 3,5 Prozent steigen. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt.P/stw/stb