n FRANKFURT (dpa-AFX) - Ihre zahlreichen Rechtsstreitigkeiten belasten die Deutsche Bank F:DBK weiter schwer. Im dritten Quartal zehrten neue Rückstellungen für juristische Baustellen die Fortschritte im laufenden Geschäft auf. Unter dem Strich rutschte das Institut mit einem Fehlbetrag von 92 Millionen Euro in die roten Zahlen, wie es am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Vor einem Jahr stand dort noch ein Überschuss von 51 Millionen Euro. Es ist der dritte Quartalsverlust in der seit zweieinhalb Jahren dauernden Amtszeit der Doppelspitze Jürgen Fitschen und Anshu Jain. Die Börse reagierte enttäuscht. Deutsche-Bank-Aktien verloren bis zum Nachmittag knapp 1,5 Prozent an Wert und waren damit zweitschwächster Wert im Dax F:DAX.
Nun will die Bank die Probleme mit einem Vorstandsumbau in den Griff bekommen. So schafft das Institut ein eigenes Ressort für die Rechtsfälle. Darum wird sich künftig Christian Sewing kümmern, der zuletzt für die internen Kontrollen im Konzern zuständig war. "Wir machen diesen Schritt, um uns auf die Abarbeitung von Rechtsstreitigkeiten zu fokussieren und die Effizienz und Effektivität unserer Organisation weiter zu erhöhen", erklärten Jain und Fitschen.
NEUER RECHTSVORSTAND UND NEUER FINANZCHEF
Bislang kümmerte sich der Österreicher Stephan Leithner um die Rechtsfälle. Sein Zuständigkeitsbereich wird nun gestutzt - er soll sich als Europachef stärker ums operative Geschäft kümmern. Zudem ist er weiter fürs Personal verantwortlich. Darüberhinaus löst der frühere Eon-Manager (ETR:EOAN) Marcus Schenck im kommenden Mai Finanzchef Stefan Krause ab. Dieser zeichnet künftig für die Konzernstrategie verantwortlich und übernimmt einen neu geschaffenen Vorstandsposten. Der Aufsichtsrat wolle mit den Änderungen die Leistungsfähigkeit des Vorstands stärken, so Aufsichtsratschef Paul Achleitner.
Die Deutsche Bank hatte bereits am Freitag im Zusammenhang mit den Ergebnissen der europäischen Bankenchecks mitgeteilt, die Rückstellungen für Rechtsrisiken im dritten Quartal um 894 Millionen auf rund drei Milliarden Euro erhöht zu haben. Ein Großteil davon ist steuerlich nicht abzugsfähig. Deshalb fiel nun eine Steuerbelastung von 358 Millionen Euro an, während es ein Jahr zuvor noch einen Steuerertrag von 33 Millionen Euro gegeben hatte. Dagegen legte das Vorsteuerergebnis von 18 Millionen Euro vor einem Jahr auf jetzt 266 Millionen Euro zu. Dabei profitierte die Bank auch von einem wieder stärkeren Investmentbanking.
VERHANDLUNGEN ÜBER LIBOR-EINIGUNG IN DEN USA
Die Liste der Rechtsstreitigkeiten ist lang und einer der größten Unsicherheitsfaktoren für das Institut. Der Vorstand hatte immer wieder erklärt, dass die Rückstellungen im Laufe des Jahres zunehmen dürften. Derzeit versucht die Bank etwa in den USA eine Einigung im Libor-Skandal um manipulierte Zinsen auszuhandeln. Weitere Belastungen durch Rechtsstreitigkeiten, für die die Bank noch keine Vorsorge getroffen hat, könnten hinzukommen. Der Konzern gab diese im Quartalsbericht mit 1,7 Milliarden Euro an.
Im dritten Quartal belebte sich das vor einem Jahr extrem schwache Investmentbanking auch dank der neuen Unsicherheiten an den Finanzmärkten. Einen leichten Gewinnzuwachs gab es auch im Privatkundengeschäft, das vor allem von einer niedrigeren Risikovorsorge profitierte - aber angesichts der Niedrigzinsen weiter keine großen Sprünge macht. Zu einer Erfolgsgeschichte für Jain und Fitschen scheint sich hingegen die Vermögensverwaltung zu entwickeln. Die lange unter Abflüssen leidende Sparte verzeichnete das dritte Quartal in Folge Zuflüsse - diesmal 17 Milliarden Euro.
LOCKER DURCH DIE EZB-PRÜFUNG
Den intensiven Gesundheitscheck der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte die Deutsche Bank am Sonntag auch ohne die im zweiten Quartal vollzogene 8,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung locker bestanden. Das Institut musste kaum Abstriche bei seinen Kapitalquoten machen und steht damit nach außen hin sehr robust da. Allerdings blieben die Rechtsrisiken in den Tests weitgehend außen vor.e
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