Die Grünen haben vor dem Milchgipfel am Montag in einem offenen Brief an Agrarminister Christian Schmidt (CSU) ein "grundlegendes Umdenken" in der Landwirtschaft gefordert. Über 4000 Bauernhöfen drohe allein in diesem Jahr der wirtschaftliche Untergang, mahnten Fraktionschef Anton Hofreiter und der Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff in dem am Samstag bekannt gewordenen Schreiben. "Ein paar Pflaster reichen nicht, um ein kaputtes System zu behandeln."
Gebraucht werde eine Agrarwende hin zu einer grünen Landwirtschaft. Das Motto "Immer mehr, immer billiger" habe zur aktuellen Krise geführt. Seit Wegfall der Milchquote im April 2015 kenne die Milchproduktion in Europa kein Halten mehr. Die Folge sei ein dramatischer Verfall der Milchpreise, schrieben die beiden Grünen-Politiker.
Deutschland müsse sich an die Seite Frankreichs stellen und sich in Brüssel für eine Mengenreduzierung einsetzen, forderten sie. Als "Notmaßnahmen" müssten gestaffelte Soforthilfen an Milchbetriebe gezahlt werden, die ihre Erzeugung mindestens ein Jahr lang senken. Zudem müssten Molkereien durch Bonuszahlungen an Milcherzeuger die Anlieferungsmenge reduzieren.
Die Bundesregierung müsse zudem durch Gesetzesänderungen die Verhandlungsposition der Milchbauern gegenüber Molkereien und Lebensmittelhandel stärken, forderten die Grünen-Politiker. Auf dem Milchgipfel, an dem Vertreter des Bauernverbands, des Handelsverbands und von Molkereiverbänden teilnehmen, sollen Hilfen für die Bauern beschlossen werden, die unter den niedrigen Milchpreisen leiden.
Schmidt hat bereits Bürgschaften, Kredite sowie steuerliche Erleichterungen für die Landwirte angekündigt, aber keine Summe genannt. Der Lebensmitteleinzelhandel soll zudem die Preise im Kühlregal wieder heraufsetzen. Ein Liter Milch kostet derzeit die Verbraucher nur 46 Cent im Supermarkt. Die Milchbauern bekommen von den Molkereien nur rund 20 Cent pro Liter, teils weniger.