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HINTERGRUND: EZB-Geldschwemme geht an Realwirtschaft vorbei

Veröffentlicht am 31.03.2012, 10:28
FRANKFURT (dpa-AFX) - Diese Zahlen dürften den Notenbankern im Euro-Tower nicht schmecken: Im Februar hat die Kreditvergabe im Euroraum abermals einen Nackenschlag hinnehmen müssen. Nach einem starken Rückgang um 73 Milliarden Euro zum Jahresende sank die umlaufende Kreditmenge zuletzt um 11 Milliarden Euro. Die Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Mittwoch belegen, dass die massive Geldschwemme der Notenbank ein wichtiges Ziel bisher verfehlt hat. Von einer Ausweitung des Kreditangebots im Währungsraum kann derzeit keine Rede sein.

Dabei hat die Notenbank mit zwei riesigen Geldspritzen seit Dezember dafür gesorgt, dass sich der europäische Finanzsektor über mangelnde Liquidität wahrlich nicht beklagen kann. Mit zwei Geschäften über die außergewöhnlich lange Laufzeit von drei Jahren hat die EZB insgesamt eine Billion Euro an die Banken des Euroraums zum Mini-Zins von derzeit einem Prozent ausgereicht. Die offizielle Stoßrichtung lautet: Kreditklemme verhindern. Die Realität sieht jedoch anders aus: Ganz offensichtlich haben die Banken einen guten Teil des frischen Geldes renditeträchtig in Staatsanleihen finanzschwacher Länder investiert. Dementsprechend deutlich hat sich dort die Lage aufgehellt. Auf dem Kreditmarkt ist davon noch nichts zu spüren.

Besonders nachdenklich stimmt Experten die Kreditvergabe an private Unternehmen, die im Februar abermals um drei Milliarden Euro zurückging. Aber auch die Vergabe von Verbraucherkrediten blieb mit einer Stagnation schwach. Dem steht entgegen, dass die umlaufende Geldmenge M3 infolge der großzügigen Liquditätsversorgung der EZB deutlich zulegte. 'Zwischen der Geldmenge und dem Kreditwachstum besteht zurzeit eine hohe Diskrepanz', kommentiert EZB-Experte Michael Schubert von der Commerzbank die auseinanderlaufende Entwicklung. 'Die EZB kann mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sein.'

Für Ernüchterung sorgten die neuen Zahlen auch deswegen, weil sich zu Jahresbeginn eine Stabilisierung angedeutet hatte. Im Januar war die Kreditvergabe an den privaten Sektor spürbar gestiegen und konnte etwa die Hälfte des starken Rückgangs vom Jahresende wettmachen. Diese Entwicklung hatte Hoffnungen geweckt, die Krisenmaßnahmen der EZB könnten bereits Wirkung zeigen. Dass dem offenbar nicht so war, belegen die neuen Zahlen: 'Die Daten sind alles andere als rosig. Und vermutlich wird es noch eine Weile dauern, bis die starke Liquiditätsversorgung der EZB in der Realwirtschaft ankommt', prognostiziert Commerzbank-Experte Schubert.

Das schwache Kreditangebot insbesondere in Südeuropa ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn die starken Sparmaßnahmen in vielen angeschlagenen Euro-Ländern dämpfen die ohnehin schwache Konjunkturentwicklung. Entsprechend schwach dürfte sich dort die Kreditnachfrage entwickeln. Kleiner Hoffnungsschimmer: Laut Schubert deuten regionale Umfragen darauf hin, dass sich die Lage im Süden Europas zumindest stabilisiert. Dennoch: Ein großer Teil des frischen EZB-Geldes hängt im Interbankenmarkt fest, wie die seit Wochen in Rekordnähe verharrenden Übernacht-Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB belegen.

Entsprechend deutlich wird Christian Schulz, Ökonom bei der Berenberg Bank: 'Bei Unternehmen und Verbrauchern kommen die Geldspritzen bislang nicht an.' Zwar würdigt der Experte die Krisenmaßnahmen der EZB, die fraglos Liquiditätsengpässe im Finanzsektor und mithin einen Kollaps einzelner Bankhäuser verhindert hätten. Auch die Lage an den Anleihemärkten finanzschwacher Euro-Länder habe sich verbessert. Das ändere aber nichts daran, dass sich die Geschäftsbanken im Kreditgeschäft zurückhalten./bgf/hbr/zb

--- Von Bernhard Funck, dpa-AFX ---

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