AUGSBURG (dpa-AFX) - Der Insolvenzverwalter der insolventen Verlagsgruppe Weltbild, Arndt Geiwitz, hat angekündigt, das Unternehmen möglichst vollständig erhalten zu wollen. Die Mitarbeiter können Hoffnung auf den Erhalt ihrer Jobs schöpfen.
Wie stehen die Chancen, dass Weltbild weiterbestehen kann?
Dass ein Insolvenzverwalter den Erhalt des Unternehmens anstrebt, ist nicht ungewöhnlich. Nach der Insolvenzordnung ist er sogar dazu verpflichtet. Ob es tatsächlich gelingt, bleibt jedoch abzuwarten. Auch bei der Schlecker-Pleite hatte Geiwitz zunächst eine Rettung der Drogeriekette versucht, musste den Betrieb aber letztlich dichtmachen. Bei Weltbild gibt es aber Gründe, die auf eine Rettung hoffen lassen: Weltbild ist einer der wenigen ernstzunehmenden Konkurrenten des Branchenriesen Amazon
Was bedeutet die Insolvenz für die Töchter von Weltbild?
Betroffen ist bislang insbesondere die Weltbild-Zentrale. Wichtige Töchter wie die Online-Handelsplattform bücher.de, Auslandsgesellschaften in Österreich und der Schweiz und insbesondere das Filialgeschäft haben keine Insolvenzanträge gestellt. Die rund 400 Buchhandlungen, die unter den Markennamen 'Weltbild', 'Hugendubel' oder 'Jokers' firmieren sowie als 'Shop in Shop' in Karstadt-Warenhäusern betrieben werden, hält Weltbild gemeinsam mit der Familie Hugendubel. Das Gemeinschaftsunternehmen heißt DBH Buch Handels GmbH & Co. KG. Welche Folgen die Insolvenz für die Töchter des Mutterkonzerns letztlich haben wird, ist noch unklar.
Wie viele Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen?
Die Unternehmensstruktur des Weltbild-Konzerns, der als Buchverlag, Online- und Kataloghändler und im klassischen Buchhandel vor Ort aktiv ist, ist sehr unübersichtlich. Zunächst bangen nun die 2200 Beschäftigten am Stammsitz in Augsburg um ihre Arbeitsplätze. Die Mitarbeiter in den von DBH betrieben Buchläden werden zwar zum Weltbild-Konzern gerechnet, doch sind sie bei verschiedenen Gesellschaften angestellt. Laut einem Hugendubel-Sprecher sind 3100 Männer und Frauen in den Buchhandlungen beschäftigt, auf der Weltbild-Homepage wurde zuletzt von 3500 DBH-Angestellten gesprochen und die Gewerkschaft Verdi rechnet sogar mit rund 4000 Mitarbeitern.
Warum gehört der katholischen Kirche solch ein Konzern?
Das Unternehmen geht auf das nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Winfried-Werk in Augsburg zurück, das damals unter anderem vom Katholischen Männerwerk in Fulda initiiert worden war. Der Verlag brachte das katholische Magazin 'Mann in der Zeit' und einzelne Buchtitel heraus. Im Jahr 1972 startet das in Weltbild umbenannte Unternehmen einen Versandhandel für Bücher. Drei Jahre später übernahm der damals erst 23 Jahre alte Niederländer Carel Halff den Verlag. Unter seiner Führung begann in den 80er Jahren eine starke Expansion, Weltbild übernahm zahlreiche Zeitschriftentitel und Verlage im In- und Ausland. In den 90er Jahren stiegen die Augsburger ins Filialgeschäft ein. Halff ist nach wie vor Vorsitzender der Geschäftsführung, seit der Insolvenz hat aber Geiwitz das Sagen./uvo/DP/mmb