* Zeit hoher Renditen vorbei
* Starke Kursschwankungen auch bei Bonds erwartet
* Emissionsvolumen wohl unter Vorjahr
- von Stefan Schaaf -
Frankfurt, 26. Feb (Reuters) - Mit hohen Renditen avancierten Unternehmensanleihen im vergangenen Jahr zu den Stars an den Finanzmärkten. Doch der Glanz könnte schon bald wieder verblassen, denn die Risikoaufschläge (Spreads) und damit die Gewinnchancen sind längst nicht mehr so hoch wie noch zum Höhepunkt der Finanzkrise. Die Anleger prüfen die Angebote auf dem Bond-Markt inzwischen auch deutlich kritischer. "Während es im letzten Jahr noch so schien, als griffen die Bond-Investoren einfach blind zu, schauen alle Marktteilnehmer nun genau hin, bevor sie einsteigen", berichtet etwa Klaus Stopp, stellvertretender Leiter des Rentenhandels bei der Baader Bank in München.
Lange führte die Anlageklasse Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) ein Nischendasein an den Märkten. Doch als die Spreads infolge der Krise nach oben schnellten und zugleich die Leitzinsen fielen, griffen viele Investoren zu. "Unternehmensanleihen haben durch die Finanzkrise als Anlageklasse bei vielen Anlegern an Attraktivität gewonnen. Sie haben diese zulasten von Aktien und anderen Zinsanlagen übergewichtet", erläutert Jens Hofmann, Managing Director für das Kapitalmarktgeschäft im deutschsprachigen Raum bei Goldman Sachs in London. Nach Berechnungen von Rentenmarktexperte Andreas Riegler von der Wiener Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management erzielten Investoren 2009 mit Anleihen von europäischen Unternehmen mit guter Bonität (Investment Grade) Renditen von rund 20 Prozent. Bei Unternehmen mit geringerer Bonität (High Yield) seien sogar Spitzenwerte von 76 Prozent erreicht worden.
"ANGSTPRÄMIEN GEHÖREN DER VERGANGENHEIT AN"
Dieser Ausnahmezustand dürfte wegen sinkender Ausfallrisiken
bald vorbei sein, sind sich Experten einig. "Die Angstprämien
gehören der Vergangenheit an, das gilt auch für Neuemissionen",
sagt Uwe Burkert, Analyst für Unternehmensanleihen bei der
Stuttgarter LBBW. Nach seinen Berechnungen können sich Anleger
2010 bei Bonds von als solide geltenden Unternehmen mit
zehnjähriger Laufzeit auf eine Rendite von gut vier Prozent
einstellen, was immerhin noch rund ein Prozent über der
aktuellen Rendite der Bundesanleihe
Über das Jahr hinweg werden die Investoren wohl gute Nerven brauchen, denn Experten rechnen mit starken Kursschwankungen auch bei Bonds. "Die Spreads bei Unternehmensanleihen sind derzeit hochkorreliert mit anderen als eher risikoreich geltenden Anlagen wie Aktien. Ein Haupteinflussfaktor ist daher die Volatilität an den Aktienmärkten<.V1X1>", sagt Hofmann. Die Schwankungen an den Märkten dürften nach seiner Meinung anhalten, weil es Unsicherheiten bei den Staatsschulden und der Bankenregulierung gibt. "Außerdem werden die Zentralbanken irgendwann wieder Liquidität einsammeln."
Die Schwankungsanfälligkeit zeigte sich schon zu Jahresbeginn bei Hochzinsanleihen, wo die Renditen vorübergehend hochgeschossen waren. Analysten zufolge war dies aber auch eine Folge davon, dass Investoren aus dem Bereich Investment Grade auswichen, weil dort die Nachfrage das Angebot an Neuemissionen überstieg. Der Renditeanstieg bei High-Yield-Anleihen durchkreuzte Kreisen zufolge auch den Direktverkauf des Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland[KABLD.UL]. Anleihen, mit denen die Käufer das Geschäft finanzieren wollten, seien zu teuer geworden, hieß es.
EMITTENTEN MÜSSEN FLEXIBEL REAGIEREN
Auch auf die Unternehmen wird die wachsende Unsicherheit Auswirkungen haben. "Emittenten sind gut beraten, flexibel zu sein, um in diesem Jahr ein gutes Fenster zu erwischen", sagt Hofmann. Er rechnet wie LBBW-Experte Burkert trotzdem damit, dass sich Unternehmen verstärkt über den Anleihemarkt refinanzieren. "Unternehmen werden bei langlaufenden Finanzierungen auf Bonds setzen und sich kurzfristig Geld bei den Banken leihen", sagt Burkert. Für 2010 erwartet er Netto-Neuemissionen von in Euro ausgegebenen Corporate Bonds im Volumen von bis zu 100 Milliarden nach 250 Milliarden im Jahr 2009. Damit läge das Emissionsvolumen aber noch immer über dem Niveau, das vor der Finanzkrise erreicht worden war.
(redigiert von Kathrin Schich)