KARLSRUHE (dpa-AFX) - In einem Rundumschlag gegen Sparwut in der Arbeitswelt, die schwarz-gelbe Regierung und raffgierige Investoren hat IG-Metall-Chef Bertold Huber seine Gewerkschaft auf den künftigen Kurs eingeschworen. In seiner 70-minütigen Grundsatzrede auf dem Gewerkschaftstag am Mittwoch in Karlsruhe warnte Huber die Arbeitnehmer vor Problemen historischen Ausmaßes, die bisherige Errungenschaften gefährden.
Der Funktionär geißelte die Leiharbeit, Niedriglöhne, befristete Verträge und steigenden Leistungsdruck. Außerdem wetterte er gegen überzogene Renditeerwartungen, Wachstum auf Kosten der Umwelt und die Rente mit 67. Die knapp 500 Delegierten unterbrachen Hubers 'Zukunftsreferat' oft mit Applaus. Sie hatten ihn am Vortag mit einem Traumergebnis von 96,2 Prozent im Amt bestätigt.
Nach Ansicht des Gewerkschaftschefs ist die schwarz-gelbe Koalition mit Schuld daran, dass immer mehr Menschen mit ihrem Lohn nicht mehr auskommen und jungen Menschen zunehmend die Zuversicht in die Arbeitswelt fehlt: 'Ich verlange von der Bundesregierung: Machen Sie endlich Schluss mit der Prekarisierung von Arbeit. Erst dann leisten Sie für uns verantwortungsvolle Regierungsarbeit.' Der Beitrag der Arbeitnehmer sei keine Ramschware - ob im Büro, am Band, an der Ladenkasse oder im Pflegeheim.
Huber wies auf die trüben Aussichten der Jugend hin: Sie schaue angesichts eines wachsenden Niedriglohnsektors, ausufernder Leiharbeit und oft befristeter Verträge immer perspektivloser in die Zukunft. Ein unfaires Bildungssystem betoniere diese Ungerechtigkeit auch für nachfolgende Generationen - es fördere die Kinder der Wohlhabenden und grenze die Kinder der Benachteiligten aus. 'Der Geldbeutel der Eltern entscheidet über den Erfolg ihrer Kinder.'
Huber will sich dafür einsetzen, dass der Kampf gegen die Probleme junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt stärker zur Aufgabe der IG Metall wird. 'Du wirst es einmal besser haben als deine Eltern' - dieses Versprechen habe die Bundesrepublik 50 Jahre lang geprägt. 'Und dieses Versprechen wird seit einigen Jahren nicht mehr eingehalten.' Mit Blick auf die im Frühjahr 2012 anstehende neue Tarifrunde hatte die IG Metall angekündigt, dass beispielsweise die unbefristete Übernahme der Auszubildenden ein Schwerpunkt der Forderungen sein wird. Sie will sich auch mehr Einfluß auf das Ausmaß der Leiharbeit erkämpfen.
Generell gelte es, Beschäftigung als hohes Gut zu schützen. Sie sei der Kitt der Gesellschaft. Bröckelt dieser Zusammenhalt, gerate das gesamte Solidarsystem aus den Fugen. Mit der Leiharbeit fahren die Unternehmen Huber zufolge oft ein Sparprogramm und dünnen die Stammbelegschaft aus: 'Wenn Menschen wie Material möglichst billig eingekauft, verschlissen und verbraucht werden, dann sage ich, ist das zutiefst inhuman. Wir wollen keine Apartheid in den Betrieben.'
Nach Hubers Worten drängt inzwischen eine Leistungs-Maxime in die Arbeitswelt, die die Lebenskraft der Menschen schmälert. 'Der grenzenlos belastbare und flexible Mensch ist das Leitbild einer inhumanen Arbeitskultur.' Beschäftigte würden auf ihre Arbeitsfähigkeit reduziert, Burn-Outs nähmen zu.
Vehement kritisierte Huber den Druck zu Überstunden, die am Ende nicht honoriert oder abgebummelt werden. 'Arbeit zum Nulltarif - das darf es nicht geben. Das ist Enteignung der Beschäftigten.'
In der Finanzwirtschaft sieht Huber kranke Auswüchse, die auch nach der Krise immer noch nicht kuriert sind. 'Finanzmärkte werden gebraucht. Sie können und müssen die Realwirtschaft unterstützen. Auf diese Aufgabe müssen sie zurückgeführt werden: Transparent, kontrolliert und mit klaren Regeln.' Vor diesem Hintergrund sei es unerlässlich, den politischen Handlungsspielraum der EU zu stärken. 'Der nächste mutige Integrationsschritt ist überfällig: Wir brauchen eine einheitlich agierende, demokratisch legitimierte und mit Weisungsrecht ausgestattete europäische Wirtschaftsregierung.'/loh/DP/kja
Der Funktionär geißelte die Leiharbeit, Niedriglöhne, befristete Verträge und steigenden Leistungsdruck. Außerdem wetterte er gegen überzogene Renditeerwartungen, Wachstum auf Kosten der Umwelt und die Rente mit 67. Die knapp 500 Delegierten unterbrachen Hubers 'Zukunftsreferat' oft mit Applaus. Sie hatten ihn am Vortag mit einem Traumergebnis von 96,2 Prozent im Amt bestätigt.
Nach Ansicht des Gewerkschaftschefs ist die schwarz-gelbe Koalition mit Schuld daran, dass immer mehr Menschen mit ihrem Lohn nicht mehr auskommen und jungen Menschen zunehmend die Zuversicht in die Arbeitswelt fehlt: 'Ich verlange von der Bundesregierung: Machen Sie endlich Schluss mit der Prekarisierung von Arbeit. Erst dann leisten Sie für uns verantwortungsvolle Regierungsarbeit.' Der Beitrag der Arbeitnehmer sei keine Ramschware - ob im Büro, am Band, an der Ladenkasse oder im Pflegeheim.
Huber wies auf die trüben Aussichten der Jugend hin: Sie schaue angesichts eines wachsenden Niedriglohnsektors, ausufernder Leiharbeit und oft befristeter Verträge immer perspektivloser in die Zukunft. Ein unfaires Bildungssystem betoniere diese Ungerechtigkeit auch für nachfolgende Generationen - es fördere die Kinder der Wohlhabenden und grenze die Kinder der Benachteiligten aus. 'Der Geldbeutel der Eltern entscheidet über den Erfolg ihrer Kinder.'
Huber will sich dafür einsetzen, dass der Kampf gegen die Probleme junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt stärker zur Aufgabe der IG Metall wird. 'Du wirst es einmal besser haben als deine Eltern' - dieses Versprechen habe die Bundesrepublik 50 Jahre lang geprägt. 'Und dieses Versprechen wird seit einigen Jahren nicht mehr eingehalten.' Mit Blick auf die im Frühjahr 2012 anstehende neue Tarifrunde hatte die IG Metall angekündigt, dass beispielsweise die unbefristete Übernahme der Auszubildenden ein Schwerpunkt der Forderungen sein wird. Sie will sich auch mehr Einfluß auf das Ausmaß der Leiharbeit erkämpfen.
Generell gelte es, Beschäftigung als hohes Gut zu schützen. Sie sei der Kitt der Gesellschaft. Bröckelt dieser Zusammenhalt, gerate das gesamte Solidarsystem aus den Fugen. Mit der Leiharbeit fahren die Unternehmen Huber zufolge oft ein Sparprogramm und dünnen die Stammbelegschaft aus: 'Wenn Menschen wie Material möglichst billig eingekauft, verschlissen und verbraucht werden, dann sage ich, ist das zutiefst inhuman. Wir wollen keine Apartheid in den Betrieben.'
Nach Hubers Worten drängt inzwischen eine Leistungs-Maxime in die Arbeitswelt, die die Lebenskraft der Menschen schmälert. 'Der grenzenlos belastbare und flexible Mensch ist das Leitbild einer inhumanen Arbeitskultur.' Beschäftigte würden auf ihre Arbeitsfähigkeit reduziert, Burn-Outs nähmen zu.
Vehement kritisierte Huber den Druck zu Überstunden, die am Ende nicht honoriert oder abgebummelt werden. 'Arbeit zum Nulltarif - das darf es nicht geben. Das ist Enteignung der Beschäftigten.'
In der Finanzwirtschaft sieht Huber kranke Auswüchse, die auch nach der Krise immer noch nicht kuriert sind. 'Finanzmärkte werden gebraucht. Sie können und müssen die Realwirtschaft unterstützen. Auf diese Aufgabe müssen sie zurückgeführt werden: Transparent, kontrolliert und mit klaren Regeln.' Vor diesem Hintergrund sei es unerlässlich, den politischen Handlungsspielraum der EU zu stärken. 'Der nächste mutige Integrationsschritt ist überfällig: Wir brauchen eine einheitlich agierende, demokratisch legitimierte und mit Weisungsrecht ausgestattete europäische Wirtschaftsregierung.'/loh/DP/kja