Die mögliche Abschaffung des 500-Euro-Scheins durch den Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) stößt beim neuen Präsidenten des Münchner Ifo-Instituts auf Kritik. Ein Aus für die Banknote untergrabe das Vertrauen in die EZB und hinterlasse den Eindruck, diese bereite damit eine weitere Absenkung des Leitzinses in den negativen Bereich vor, erklärte Clemens Fuest am Mittwoch.
"Für die EZB würde es einfacher, die Negativzinsen weiter herunterzufahren", argumentierte Fuest. "Denn Bargeld kennt keine Negativzinsen, wohl aber elektronische Konten." Zudem werde es ohne den Fünfhunderter für Banken wesentlich kostspieliger, Bargeld einzulagern. Gehe es der EZB tatsächlich um Schwarzgeldbekämpfung, solle sie die Entscheidung über die Zukunft der Banknote vertagen, bis sich die Zinssituation "normalisiert" habe.
Auch der Europaabgeordnete Fabio de Masi (Linke) äußerte Zweifel, dass sich Geldwäsche und Terrorfinanzierung durch die Abschaffung des Geldscheins bekämpfen lassen. Organisationen wie die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) versteckten ihre "Öl-Milliarden nicht in 500-Euro-Scheinen unter Kopfkissen in Syrien", erklärte der EU-Parlamentarier. Kriminelle nutzten stattdessen das internationale Bankensystem, bei dessen Kontrolle die Zusammenarbeit der EU-Staaten dagegen deutlich zu wünschen übrig lasse.
Der EZB-Rat berät am Mittwochnachmittag über die Zukunft des 500-Euro-Scheins. Über ein Ende der Banknote gibt es seit Monaten Spekulationen. Votiert das Gremium für die Abschaffung, wird voraussichtlich zunächst die Produktion eingestellt. Der Schein dürfte aber vorerst gesetzliches Zahlungsmittel bleiben.
EZB-Statistiken zufolge machen die Fünfhunderter nur drei Prozent aller Euro-Banknoten aus, decken aber 28 Prozent des Geldwertes ab. Sie werden zunehmend von Kriminellen genutzt, um illegale Einkünfte zu verschleiern und Geld zu waschen.