n FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Energiewende läuft nach Ansicht des Gewerkschafters Michael Vassiliadis in die falsche Richtung. So gebe es keine Antwort auf die Frage, wie man den weltweit dauerhaft niedrigen Preisen für fossile Brennstoffe begegnen soll, sagte der Chef der IG Bergbau-Chemie-Energie (IG BCE) am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. "Wenn man die Energiewende so ernst nimmt, wie ich es tue, muss man sie ändern."
Im bisherigen Verlauf seien Zielsetzungen und Steuerungsmöglichkeiten verzerrt worden, sagte der unter anderem für Bergleute zuständige Gewerkschaftschef. Die Grundentscheidung zum Ausstieg aus der Kernenergie sei nur schwer mit den Klimazielen eines geringeren CO2-Ausstoßes zu harmonisieren. Zudem fehle es an einem marktfähigen Steuerungsregime für die Erneuerbaren Energien.
Deren Förderung sichere lediglich die Investitionen ab, führe aber nicht zu einem qualitativ hochwertigen Angebot, sagte Vassiliadis. Der Markt für die übrigen Energieträger werde in Mitleidenschaft gezogen. Er verlangte ein entschlossenes und schnelles Vorgehen der Politik. "Wir müssen zunächst die Speicher- und Netzfragen lösen, damit der Preis für die Erneuerbaren nicht mehr so volatil ist."
Der IG BCE-Vorsitzende warnte vor negativen Folgen unter anderem für die Chemie-Industrie, für deren Investitionsentscheidungen die Preise für Rohstoffe und Energie wichtiger seien als die Personalkosten. Bislang hätten die politischen Strompreise vor allem Verunsicherung geschaffen. "Keiner weiß, was 2017 oder 2020 sein wird. Das ist Gift für Investitionen."/ceb/DP/stb
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