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Im Handelsstreit sitzt Deutschland zwischen den Stühlen

Veröffentlicht am 05.04.2018, 10:43
Aktualisiert 05.04.2018, 10:50
© Reuters. Euro sign seen at former ECB headquarters in Frankfurt

- von Gernot Heller

Berlin (Reuters) - Der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China bringt Deutschland in die Bredouille.

Der Export-Europameister sitzt zwischen den Stühlen der global dominierenden Wirtschaftsmächte USA und China. Die deutsche Wirtschaft drohe in einen Abwärtsstrudel gezogen zu werden, sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Deutschland kann es sich nicht leisten, sich eindeutig auf eine Seite zu schlagen. Denn beide Märkte sind für die hiesigen Firmen unverzichtbar.

Entsprechend zurückhaltend fällt die deutsche Reaktion auf die wechselseitigen Zolldrohungen aus, mit denen sich die USA und China derzeit überziehen. "Die Zollerhebungen seitens China als Reaktion auf die US-Zölle kommentieren wir nicht", ließ Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nach den Osterfeiertagen schmallippig verkünden. Zur wichtigen Frage, ob und welche Auswirkungen sich hieraus für die EU oder Deutschland ergeben könnten, schweigt sein Ministerium.

Deutlicher werden da die Verbände. "Bei einem Handelskonflikt zwischen den USA und China bleiben deutsche Unternehmen nicht außen vor", so Wansleben. Schließlich gehe es hier um zwei der drei wichtigsten Auslandsmärkte für hiesige Firmen. Deshalb droht Deutschland, als Verlierer aus dem Handelsstreit hervorzugehen. Der Internationale Währungsfonds warnt bereits seit langem, dass Deutschland wegen seiner Exportstärke wie kaum ein anderer Staat anfällig für Schocks von außen ist. Bezogen auf das Handelsvolumen - die Summe von Ex- und Importen - ist China mit 186,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr der wichtigste Partner Deutschlands in der Welt gewesen. Die USA liegen mit 172,6 Milliarden Euro noch nach den Niederlanden auf Platz drei. Zusammen stehen China und die USA für rund 15 Prozent des gesamten deutschen Außenhandels. Hinzu kommen Engagements vor Ort. Auf über 290 Milliarden Euro summieren sich die deutschen Direktinvestitionen in den USA - so viel wie nirgendwo sonst in der Welt. In China sind es rund 70 Milliarden Euro. Für die Volksrepublik spricht zudem, dass Experten hier über Jahre hinaus jährliche Wachstumsraten von über sechs Prozent erwarten - deutlich mehr als in den USA.

ES GEHT UM GRUNDSÄTZLICHE FRAGEN

© Reuters. Euro sign seen at former ECB headquarters in Frankfurt

Allerdings nehmen die Meinungsverschiedenheiten mit beiden Ländern über zentrale Grundsatzfragen zu. Gegenüber China lautet die deutsche Kritik, dass die Volksrepublik von offenen Märkten im Westen profitiert, ihren Markt aber abschottet. Hinzu kommen Vorwürfe, etwa von US-Präsident Donald Trump, dass die Chinesen ihren Unternehmen mit Staatshilfen unfaire Vorteile verschaffen und damit zum Aufbau riesiger Überkapazitäten beitragen, die den Welthandel dann verzerren.

Aber auch mit den USA hat sich das Klima zuletzt verschlechtert. Grundlinien der deutschen Wirtschaftspolitik wie Freihandel, Kooperation auf einer möglichst breiten internationalen Ebene sowie der Ausbau des multilateralen Regelsystems für den Handel werden von Trumps Devise "America First" in Frage gestellt.

Noch hofft die Handelsnation Deutschland, sich möglichst ungeschoren durch diese Minenfelder lavieren zu können. Doch sobald Trump Unterstützung im Kampf gegen Chinas angeblich unfaire Handelsgebaren einfordert, werden sich Deutschland und die EU nicht lange heraushalten können.

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