Investing.com – Die Federal Reserve Bank beabsichtigt die rekordniedrigen Zinsen über eine längere Zeitspanne auf dem jetzigen Niveau zu belassen. Erst bei voller Beschäftigung und einer Inflation von rund 2% werde der Offenmarktausschuss eine Normalisierung der Leitzinspolitik in Erwägung ziehen, sagte heute Fed-Chefin Janet Yellen während ihrer Rede vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss des US-Kongress. Konkrete Zeitangaben vermied sie allerdings. Alles hänge von der weiteren Wirtschaftsentwicklung ab, sagte sie.
Die Situation des US-Arbeitsmarkts habe sich weiter verbessert, versicherte die Notenbankerin in Anspielung auf die derzeitige Arbeitslosenrate von 6,3%, was mehr als 1% unter dem Vorjahresniveau liegt. Doch sei die Lage weiterhin nicht zufriedenstellend. Die Fed-Vorsitzende wies in dieser Hinsicht auf die Tatsache hin, dass viele US-Bürger Teilzeitjobs haben, obwohl sie gerne vollzeitbeschäftigt sein würden. Auch seien die Löhne nicht bedeutend angestiegen. Zudem bemängelte sie unzureichende Ausbildung und technologische Ausrüstung. Der Jobaufbau sei weiterhin begrenzt.
Zwar gebe es dafür keine quantitative Grundlage, doch befürchte Yellen, dass die drastische Reduzierung der staatlichen Ausgaben ebenfalls negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat.
Die Inflation hat sich trotz der wieder an Fahrt gewinnenden Konjunktur auf schwachem Niveau gehalten. Der Offenmarktausschuss betrachtet eine anhaltend niedrige Inflation unter 2% als mögliches Risiko für die Wirtschaftsaktivität, achte daher genau auf die Preisentwicklung, sagte die Notenbankerin. Es dürfe noch einige Zeit dauern, bis sich die Inflation auf Vorkrisen-Niveaus erholt, meinte Yellen. In Folge werden auch die Zinsen über längere Zeit bei nahezu 0% belassen werden.
Dies berge allerdings auch die Gefahr, dass Investoren angesichts der niedrigen Zinsen nach höchst rentablen Anlagechancen Ausschau halten und bei hohem Leverage beträchtliche Kreditrisiken eingehen. Dies sei beispielsweise der Fall am korporativen Schuldenmarkt, wo Bonds mi tniedrigem Rating hohe Renditen bieten. Die Nachfrage nach syndizierten Darlehen mit hohem Hebel habe ebenfalls stark zugenommen. Allerdings seien solche Anlagen nur begrenzt gestiegen.
Die Banken haben ihre Bilanzen weitgehend saniert und ihre Liquidität stark gesteigert. Die jüngsten Stress-Tests hätten dazu beigetragen das Vertrauen in die US-Geldinstitute zum großen Teil wieder herzustellen.
Des Weiteren beabsichtige die Federal Reserve Bank die Ende 2013 eingeleitete Reduzierung der Anleihekäufe wie bisher fortzusetzen. Seit Dezember letzten Jahres hat die US-Notenbank ihr QE3-Programm jeden Monat um jeweils 10 Mrd. US-Dollar verringert. Allerdings halte sich die Fed dabei alle Türen offen, um ihre „Forward Guidance“ notfalls den Bedürfnissen der Wirtschaft anzupassen. Eine akkommodierende Geldpolitik sei weiterhin garantiert, versicherte sie.
Trotz eines geringeren Volumens an Long-Term-Securities, seien die Ankäufe signifikant genug, um die längerfristigen Zinsen niedrig zu halten und somit den Hypothekenmarkt zu stützen.
Was das Wachstum anbelangt, ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres auf der Stelle getreten. Doch scheint sich die Konjunktur langsam wieder zu erholen, meinte Yellen. Die Stagnierung der letzten Monate führte sie auf vorübergehende Faktoren, unter anderem auch auf die Auswirkungen der ungewöhnlich harten Winterwitterung zurück. Doch sehe sie in zahlreichen Wirtschaftsindikatoren Signale steigender Konsumausgaben und einer zulegenden Produktion.
Janet Yellen erwarte für das laufende Jahr eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums und einen graduellen Rückgang der Arbeitslosenzahl, sagte die Nachfolgerin Bernankes. Auch rechne sie damit, dass die Verbraucherpreise langsam in Richtung 2% anziehen. Wesentliche Risiken für eine nachhaltige Wirtschaftserholung sehe sie zum einen in geopolitischen Spannungen, womit sie offensichtlich auf den Konflikt in der Ukraine hinwies. Gleichzeitig deutete sie auf die jüngsten Schwächesymptome am US-Hausmarkt.