Berlin/Frankfurt (Reuters) - Trotz anhaltender Geldflut der EZB haben sich die Banken im Euro-Raum im Juni nicht mehr ganz so kreditfreudig gezeigt wie zuletzt.
Sie vergaben an Firmen nur 2,1 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist, wie die Währungshüter am Donnerstag in Frankfurt mitteilten. Im Mai lag der Zuwachs mit 2,5 Prozent noch höher. An Privathaushalte reichten die Banken im Juni 2,6 Prozent mehr Kredite aus als vor einem Jahr. "Das Kreditwachstum hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt weiter hinterher", sagte der Chefökonom der Förderbank KfW, Jörg Zeuner.
Auch wenn sich dadurch viele Investitionsprojekte verzögerten, habe die Zurückhaltung der Institute ihre positive Seite: "Denn Sorgen über die Entstehung einer Kreditblase brauchen wir uns im Moment nicht zu machen", so Zeuner. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält schon seit längerem ihre Geldschleusen weit offen und sorgt mit einem Leitzins auf Rekordtief von 0,0 Prozent für günstige Finanzierungsbedingungen. Zudem erwirbt sie seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen, um Geldhäuser zur stärkeren Kreditvergabe anzuregen.
Aktuell erwerben die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken Wertpapiere im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro. Zuletzt hatte die EZB aber einen ersten Mini-Schritt in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik gewagt und will nun im Herbst über die Zukunft ihres Anleihen-Kaufprogramms beraten.
Auch wenn das Kreditwachstum im Juni etwas verhaltener ausgefallen ist, dürfte die EZB die geplante schrittweise Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik wohl nicht überdenken: Denn die Unternehmen kamen einer Umfrage unter Geschäftsbanken zufolge im zweiten Quartal leichter an Darlehen. Für das laufende dritte Quartal rechnen die Geldhäuser hier mit einer weiteren Lockerung der Bedingungen.