AUSTIN/EINDHOVEN (dpa-AFX) - In der Chipbranche steht die nächste Milliardenübernahme an. Der niederländische Halbleiterkonzern NXP will den US-Konkurrenten Freescale für 16,7 Milliarden Dollar (14,9 Mrd Euro) kaufen. Die frühere Philips-Tochter legt dabei für jede Freescale-Aktie 6,25 Dollar in bar sowie zusätzlich 0,3521 eigene Anteile auf den Tisch. Damit werde Freescale gemessen zum NXP-Schlusskurs vom Freitag mit 11,8 Milliarden Dollar bewertet, teilten beide Unternehmen am Montag in Austin und Eindhoven mit. Da der US-Konzern mit knapp fünf Milliarden Dollar verschuldet ist, belaufe sich das Gesamtvolumen der Übernahme auf 16,7 Milliarden Dollar.
Der gemeinsame Unternehmenswert liegt der Mitteilung zufolge bei 40 Milliarden Dollar und der jährliche Umsatz soll bei mehr als zehn Milliarden Dollar liegen. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg würde der Konzern der weltweit achtgrößte Chiphersteller werden. Die beiden Konzerne reklamieren für sich, dann der größte Anbieter von Chips für Autos zu sein. So ist der deutsche Zulieferer Continental (XETRA:CONG) der größte Kunde des amerikanischen Herstellers, der 2004 aus einer Abspaltung von Motorola hervorgegangen ist und sich derzeit mehrheitlich im Besitz von Finanzinvestoren befindet. Das Geschäft mit Autoherstellern ist zuletzt stark gewachsen und auch die größte Sparte beim deutschen Halbleiterkonzern Infineon (XETRA:IFXGn). Die frühere Siemens-Tochter (ETR:SIE) hat vor kurzem ebenfalls ein US-Unternehmen übernommen. Mit dem rund drei Milliarden Dollar teuren Kauf von Rectifier wollen sich die Münchener vor allem einen besseren Zugang zum amerikanischen und asiatischen Markt verschaffen. Infineon kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von rund 4,3 Milliarden Euro und lag damit in etwa gleichauf mit NXP, der mit der geplanten Freescale-Übernahme jetzt aber davonziehen würde.