Investing.com - Nach den vorgezogenen Bundestagswahlen am 23. Februar könnte Deutschland wirtschaftlich neuen Schwung erhalten. Das erwartet zumindest Morgan Stanley (NYSE:MS) in einer aktuellen Analyse. Die US-Investmentbank rechnet mit einer Lockerung der strengen Haushaltsregeln und zusätzlichen Staatsausgaben. Das würde das Wirtschaftswachstum 2025 um 0,3 Prozentpunkte ankurbeln.
Fiskalwende im Anmarsch?
„Eine Kehrtwende in der Finanzpolitik scheint wahrscheinlich. Reformen der Schuldenbremse und neue Sonderfonds werden erwartet“, schreiben die Analysten um Jens Eisenschmidt. Sie kalkulieren mit einem Anstieg des Haushaltsdefizits um 0,2 Prozentpunkte, was das BIP um 0,15 Prozentpunkte heben könnte.
Die Wahlen wurden durch den Bruch der aktuellen Regierungskoalition ausgelöst. Laut Umfragen liegt die Union aus CDU und CSU mit 33 Prozent in Führung. Morgan Stanley hält eine Koalition mit der SPD für das wahrscheinlichste Szenario. Gemeinsam könnten beide Parteien auf 57 Prozent der Sitze im Bundestag kommen.
Wer könnte profitieren?
Besonders positiv sieht Morgan Stanley die Aussichten für Energieversorger wie E.ON (ETR:EONGn) und Elia. Hintergrund ist der Plan, die Netzentgelte um jährlich 30 Milliarden Euro zu senken. „Das könnte die Strompreise für die Industrie um 26 Prozent und für private Haushalte um 19 Prozent senken“, heißt es im Bericht.
Auch die Autobranche steht auf dem Radar. Die Experten stuften erst kürzlich ihre Bewertung auf „In-Line“ hoch. Sie erwarten eine Nachfragebelebung durch niedrigere Energiekosten und mögliche staatliche Förderungen. Gleichzeitig bleiben strukturelle Probleme wie der Wettbewerb durch chinesische Hersteller eine Herausforderung.
Allerdings gibt es auch Stolpersteine: „Für Änderungen der Schuldenbremse ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit in beiden Parlamentskammern nötig. Das erfordert parteiübergreifenden Konsens“, warnen die Analysten.
Bessere Wachstumsperspektiven – aber auch Risiken
Morgan Stanley hob seine Wachstumsprognose für Deutschland 2025 von 0,5 auf 0,8 Prozent an. Der erwartete Investitionsschub und steigender Konsum seien die Haupttreiber. Besonders Unternehmen aus dem MDAX könnten von den angekündigten staatlichen Impulsen profitieren.
Doch Risiken bleiben: US-Zölle und die schwächelnde Stimmung in der Industrie könnten das Wachstum bremsen. Dennoch bleibt Morgan Stanley optimistisch: Eine stimmungsgetriebene Rallye an den deutschen Aktienmärkten sei denkbar – besonders bei mittelgroßen Werten. Strukturelle Probleme müssten aber weiter angegangen werden.