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Veröffentlicht am 30.10.2011, 20:52
BERLINER MORGENPOST: Der Fluch der Bankenlobby - Leitartikel

Berlin (ots) - Eigentlich besteht kein Grund zur Aufregung: Dass

sich die Bad Bank der Hypo Real Estate mal kurz um 55,5 Milliarden

Euro verrechnet hat, hat keinen Einfluss auf Gewinn oder Verlust. Bei

der Abwicklungsanstalt, in der die giftigen Wertpapiere der Hypo Real

Estate lagern, ändert sich bloß die Bilanzsumme. Man hatte halt

vergessen, eingehende und ausgehende Zahlungen mit ein und demselben

Geschäftspartner gegen zu rechnen. Der Fehler ist nun behoben - der

deutsche Steuerzahler bekommt weder Geld zurück, noch muss er mehr

zahlen. So weit, so belanglos. Doch der zumindest peinliche Vorgang

legt Grundsätzliches offen: Man wird den Eindruck nicht los, dass die

Finanzindustrie die eigenen Bilanzen nicht mehr versteht. Und da ist

die HRE-Abwicklungsanstalt - die im Übrigen keine Bank, sondern eine

Einrichtung öffentlichen Rechts ist - keine Ausnahme. Überraschungen

dieser Art sind Folge von gezieltem Lobbying: Indem sich die Banken

immer größere Spielräume bei der Bilanzierung erkämpft haben, fiel es

ihnen zunehmend leichter, unliebsame Posten in der Bilanz zu

verstecken. Die Branche schuf sich Schritt für Schritt mithilfe so

genannter 'Finanzinnovationen' eine hochkomplexe Geschäftswelt, die

selbst von den Bankenaufsehern kaum mehr zu verstehen ist. Und das

ist tatsächlich erschütternd. Indem ständig neue Produkte entworfen

werden, ist sichergestellt, dass die Aufsicht stets einen Schritt

hinterher ist. In guten Zeiten war das für die Banken bequem, da es

die lästigen Aufseher abhielt. Doch die Branche hat inzwischen selbst

erkannt, welcher Fluch in ihrer Lobbyarbeit liegt. So sagte jüngst

der Vorstandsvorsitzende eines großen deutschen Finanzinstituts, dass

die Bankbilanzen selbst für Kenner der Materie so undurchschaubar

seien, dass man die quartalsmäßigen Übungen auch gleich sein lassen

könne. Es sei eine Welt der 'Scheintransparenz', in der wir uns

bewegen. Auch wenn in diesem Satz ein gewisser Sarkasmus mitschwingt,

so wirft er doch ein Schlaglicht auf die aktuelle Krise: Wenn selbst

Banker ihren Bilanzen nicht mehr trauen, ist es kein Wunder, wenn sie

sich gegenseitig kein Vertrauen mehr schenken. Sobald ein rauer Wind

weht, leihen sich die Institute gegenseitig kein Geld mehr. Das war

bei der Pleite des US-Investmenthauses Lehman Brothers der Fall - und

ist jetzt, im Zuge der europäischen Verschuldungskrise ähnlich. Mit

diesem Misstrauen wird die Krise allerdings noch verschärft: Denn auf

diese Art und Weise kommen manche Banken in Bedrängnis, weil sie vom

Geldfluss abgeschnitten werden - und nicht, weil sie schlecht

gewirtschaftet haben. Der Geldkreislauf kommt ins Stocken und die

Europäische Zentralbank muss gegensteuern, indem sie den Banken unter

die Arme greift. Es ist höchste Zeit, dass sich die Regulatoren an

die Arbeit machen und Finanzprodukte wieder auf den Boden

zurückholen. Komplizierte Bankgeschäfte müssen einfacher werden, für

Bankbilanzen muss es mehr Transparenz geben. Auch das würde Vertrauen

in die Banken zurückbringen - und es wäre wesentlich billiger als die

milliardenschwere Rekapitalisierung, die derzeit vorangetrieben wird.

Originaltext: BERLINER MORGENPOST

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BERLINER MORGENPOST

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