Börsen-Zeitung: Der Puszta-Faktor, Kommentar zum Quartalsverlust der
BayernLB, von Björn Godenrath.
Frankfurt (ots) - Sechs Quartale in Folge hat die BayernLB ein
positives Ergebnis vorlegen können. Diese Serie ist nun gerissen.
Rückstellungen von über 100 Mill. Euro für einen auf zweifelhafter
gesetzlicher Grundlage verordneten Tausch von Fremdwährungskrediten
in Ungarn haben die Landesbank in die Verlustzone gedrückt. Hinzu
kommen die Bankenabgaben, Abschreibungen auf griechische Bonds sowie
Gegenwind bei den im Fair Value erfassten Marktwerten. In Summe will
Landesbanken-Chef Gerd Häusler nun nicht mehr garantieren, dass 2011
ein positives IFRS-Konzernergebnis ausgewiesen wird - obwohl nach
neun Monaten ein Vorsteuergewinn von 152 Mill. Euro zu Buche steht.
Und wenn es ganz dumm läuft, dann drohen auf Jahressicht selbst im
HGB-Einzelabschluss rote Zahlen. Denn die BayernLB stellt sich darauf
ein, im Schlussquartal aus naheliegenden Gründen eine
Buchwertabschreibung auf ihre Ungarn-Tochter vorzunehmen. Einen
mittleren dreistellige Millionenbetrag könne dies im HGB-Zahlenwerk
ausmachen, so Finanzvorstand Stephan Winkelmeier. Da es im Gegensatz
zur IFRS-Bilanzierung nicht zu so hohen Abschlägen im Fair Value
kommt, ist der Ergebnispuffer sehr viel größer. Wenn's gut läuft,
könnten also doch ein paar Euro für die leidgeplagten Kapitalgeber
der BayernLB übrig bleiben.
Die dürften sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass die
Landesbank kaum einen Fettnapf auslässt. Das Puszta-Desaster kann man
den Verantwortlichen von heute aber kaum anlasten - zu absurd ist
das, was der rechtspopulistische Regierungschef Viktor Orban in
Budapest veranstaltet. So verständlich das Ansinnen auch ist, seinem
durch Fremdwährungskredite gebeutelten Wahlvolk Linderung zu
verschaffen - die Verabschiedung eines Zwangsumtausch-Gesetzes zu
Lasten der Banken stellt einen Eingriff in privatwirtschaftliche
Kreditverträge dar, der nicht Bestand haben darf. Auch wenn es sich
de facto um eine Enteignung handelt, soll die Angelegenheit auf der
Prioritätenliste in Brüssel etwas weiter hinten rangieren - die
Schuldenkrise besitzt viele Facetten.
Dabei ist es um Ungarn derzeit schlecht bestellt. Über den
Kapitalmarkt kann sich das Land kaum noch refinanzieren, der Bonität
droht Ramsch-Status, der Forint wertet weiter ab, die
Staatsverschuldung ist im dritten Quartal von 75% auf 82% des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen. Den IWF hatte Orban
rausgeschmissen, weil er sich nicht an die Sparauflagen halten
wollte. Angesichts katastrophaler Kennzahlen kann der nächste
Hilferuf nicht mehr fern sein.
(Börsen-Zeitung, 17.11.2011)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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BayernLB, von Björn Godenrath.
Frankfurt (ots) - Sechs Quartale in Folge hat die BayernLB ein
positives Ergebnis vorlegen können. Diese Serie ist nun gerissen.
Rückstellungen von über 100 Mill. Euro für einen auf zweifelhafter
gesetzlicher Grundlage verordneten Tausch von Fremdwährungskrediten
in Ungarn haben die Landesbank in die Verlustzone gedrückt. Hinzu
kommen die Bankenabgaben, Abschreibungen auf griechische Bonds sowie
Gegenwind bei den im Fair Value erfassten Marktwerten. In Summe will
Landesbanken-Chef Gerd Häusler nun nicht mehr garantieren, dass 2011
ein positives IFRS-Konzernergebnis ausgewiesen wird - obwohl nach
neun Monaten ein Vorsteuergewinn von 152 Mill. Euro zu Buche steht.
Und wenn es ganz dumm läuft, dann drohen auf Jahressicht selbst im
HGB-Einzelabschluss rote Zahlen. Denn die BayernLB stellt sich darauf
ein, im Schlussquartal aus naheliegenden Gründen eine
Buchwertabschreibung auf ihre Ungarn-Tochter vorzunehmen. Einen
mittleren dreistellige Millionenbetrag könne dies im HGB-Zahlenwerk
ausmachen, so Finanzvorstand Stephan Winkelmeier. Da es im Gegensatz
zur IFRS-Bilanzierung nicht zu so hohen Abschlägen im Fair Value
kommt, ist der Ergebnispuffer sehr viel größer. Wenn's gut läuft,
könnten also doch ein paar Euro für die leidgeplagten Kapitalgeber
der BayernLB übrig bleiben.
Die dürften sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass die
Landesbank kaum einen Fettnapf auslässt. Das Puszta-Desaster kann man
den Verantwortlichen von heute aber kaum anlasten - zu absurd ist
das, was der rechtspopulistische Regierungschef Viktor Orban in
Budapest veranstaltet. So verständlich das Ansinnen auch ist, seinem
durch Fremdwährungskredite gebeutelten Wahlvolk Linderung zu
verschaffen - die Verabschiedung eines Zwangsumtausch-Gesetzes zu
Lasten der Banken stellt einen Eingriff in privatwirtschaftliche
Kreditverträge dar, der nicht Bestand haben darf. Auch wenn es sich
de facto um eine Enteignung handelt, soll die Angelegenheit auf der
Prioritätenliste in Brüssel etwas weiter hinten rangieren - die
Schuldenkrise besitzt viele Facetten.
Dabei ist es um Ungarn derzeit schlecht bestellt. Über den
Kapitalmarkt kann sich das Land kaum noch refinanzieren, der Bonität
droht Ramsch-Status, der Forint wertet weiter ab, die
Staatsverschuldung ist im dritten Quartal von 75% auf 82% des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen. Den IWF hatte Orban
rausgeschmissen, weil er sich nicht an die Sparauflagen halten
wollte. Angesichts katastrophaler Kennzahlen kann der nächste
Hilferuf nicht mehr fern sein.
(Börsen-Zeitung, 17.11.2011)
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