Börsen-Zeitung: DHL im Visier, Kommentar zum Versuch des
US-Paketzustellers UPS, die niederländische TNT Express zu übernehmen,
von Sebastian Schmid.
Frankfurt (ots) - Mit dem Versuch, die niederländische TNT Express
zu schlucken, beweist der US-Paketzusteller UPS, dass Europa als
Wachstumsmarkt für amerikanische Logistikkonzerne trotz der
anhaltenden Staatsschuldenkrise attraktiv bleibt. So attraktiv sogar,
dass an der Börse nach Ablehnung des Gebots sofort auf eine höhere
Gegenofferte spekuliert worden ist. Nachdem UPS vor dem Wochenende
4,9 Mrd. Euro für die Nummer 2 im europäischen Expressmarkt geboten
hatte, schossen die TNT-Titel am Montag gleich um gut 60% auf 10,24
Euro nach oben - knapp 14% über die bisher gebotenen 9 Euro je Aktie.
Als mögliche Konkurrenten in einem Bieterwettstreit werden im
Markt die üblichen Verdächtigen gehandelt: Die Deutsche Post, deren
Tochter DHL die Nummer 1 im europäischen Express-Geschäft ist, sowie
Fedex, der größte US-Wettbewerber von UPS. Letzterer hat in Europa
allerdings stets auf organisches Wachstum gesetzt, so dass ein
Überbieten des UPS-Angebots von einigen Analysten als
unwahrscheinlich eingestuft worden ist. Zumal Fedex-Finanzchef Alan
B. Graf die Option einer TNT-Übernahme bereits 2011 als 'zu teuer'
bezeichnet hatte, als die Titel noch bei 8,50 Dollar notierten.
Die Deutsche Post wiederum müsste sich bei einem Kaufversuch auf
kräftigen Widerstand der Wettbewerbshüter einstellen. TNT Express
erzielt rund zwei Drittel seiner Erlöse auf dem alten Kontinent, der
auch für die Post wesentlicher Umsatzbringer ist. Damit ist der
Anteil des abzugebenden Geschäfts wohl zu groß, als dass sich eine
Akquisition rechtfertigen ließe.
Anders als bei den Rivalen überzeugt die industrielle Logik im
Fall von UPS. Das Unternehmen hat ein starkes US-Geschäft und will
international expandieren. Während Konkurrent Fedex bereits gut 44%
der Erlöse außerhalb der USA erwirtschaftet, kam UPS zuletzt nur auf
etwas mehr als ein Viertel. Dank einem jährlichen Cash-flow von 5
Mrd. Dollar sollte der Zukauf zudem den finanziellen Spielraum des in
Atlanta ansässigen Logistikdienstleisters nur vorübergehend einengen
- selbst bei einem höheren Kaufpreis.
Für die Niederländer bietet die Übernahme ebenfalls Chancen,
nachdem zuletzt schrumpfende Margen und ungeduldige US-Aktionäre auf
die Stimmung drückten. TNT käme mit UPS in Europa auf einen Schlag
auf Augenhöhe mit DHL. Deren Mutter Deutsche Post muss darauf setzen,
dass die Wettbewerbshüter der UPS-Offerte einen Strich durch die
Rechnung machen oder die Niederländer selbst jede Offerte
ausschlagen.
(Börsen-Zeitung, 21.2.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
US-Paketzustellers UPS, die niederländische TNT Express zu übernehmen,
von Sebastian Schmid.
Frankfurt (ots) - Mit dem Versuch, die niederländische TNT Express
zu schlucken, beweist der US-Paketzusteller UPS, dass Europa als
Wachstumsmarkt für amerikanische Logistikkonzerne trotz der
anhaltenden Staatsschuldenkrise attraktiv bleibt. So attraktiv sogar,
dass an der Börse nach Ablehnung des Gebots sofort auf eine höhere
Gegenofferte spekuliert worden ist. Nachdem UPS vor dem Wochenende
4,9 Mrd. Euro für die Nummer 2 im europäischen Expressmarkt geboten
hatte, schossen die TNT-Titel am Montag gleich um gut 60% auf 10,24
Euro nach oben - knapp 14% über die bisher gebotenen 9 Euro je Aktie.
Als mögliche Konkurrenten in einem Bieterwettstreit werden im
Markt die üblichen Verdächtigen gehandelt: Die Deutsche Post, deren
Tochter DHL die Nummer 1 im europäischen Express-Geschäft ist, sowie
Fedex, der größte US-Wettbewerber von UPS. Letzterer hat in Europa
allerdings stets auf organisches Wachstum gesetzt, so dass ein
Überbieten des UPS-Angebots von einigen Analysten als
unwahrscheinlich eingestuft worden ist. Zumal Fedex-Finanzchef Alan
B. Graf die Option einer TNT-Übernahme bereits 2011 als 'zu teuer'
bezeichnet hatte, als die Titel noch bei 8,50 Dollar notierten.
Die Deutsche Post wiederum müsste sich bei einem Kaufversuch auf
kräftigen Widerstand der Wettbewerbshüter einstellen. TNT Express
erzielt rund zwei Drittel seiner Erlöse auf dem alten Kontinent, der
auch für die Post wesentlicher Umsatzbringer ist. Damit ist der
Anteil des abzugebenden Geschäfts wohl zu groß, als dass sich eine
Akquisition rechtfertigen ließe.
Anders als bei den Rivalen überzeugt die industrielle Logik im
Fall von UPS. Das Unternehmen hat ein starkes US-Geschäft und will
international expandieren. Während Konkurrent Fedex bereits gut 44%
der Erlöse außerhalb der USA erwirtschaftet, kam UPS zuletzt nur auf
etwas mehr als ein Viertel. Dank einem jährlichen Cash-flow von 5
Mrd. Dollar sollte der Zukauf zudem den finanziellen Spielraum des in
Atlanta ansässigen Logistikdienstleisters nur vorübergehend einengen
- selbst bei einem höheren Kaufpreis.
Für die Niederländer bietet die Übernahme ebenfalls Chancen,
nachdem zuletzt schrumpfende Margen und ungeduldige US-Aktionäre auf
die Stimmung drückten. TNT käme mit UPS in Europa auf einen Schlag
auf Augenhöhe mit DHL. Deren Mutter Deutsche Post muss darauf setzen,
dass die Wettbewerbshüter der UPS-Offerte einen Strich durch die
Rechnung machen oder die Niederländer selbst jede Offerte
ausschlagen.
(Börsen-Zeitung, 21.2.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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