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Veröffentlicht am 07.09.2012, 19:41
Aktualisiert 07.09.2012, 19:44
Börsen-Zeitung: Draghis Paukenschlag, Börsenkommentar 'Marktplatz',

von Christopher Kalbhenn.

Frankfurt (ots) - Auch wenn die meisten Einzelheiten des geplanten

neuen Anleihekaufprogramms bereits offiziell bekannt gegeben bzw.

über vermeintliche Lecks gestreut worden waren, kann die Ankündigung

des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, vom

Donnerstag als Paukenschlag bezeichnet werden. Denn die Finanzmärkte

haben sehr deutlich auf die avisierten limitlosen Bondkäufe reagiert.

Sogenannte Safe Havens wie Bundesanleihen und sogar der Schweizer

Franken sind stark unter Druck geraten, Anleihen und Aktien der

Peripheriestaaten sind fast durch die Decke gegangen.

Draghi ist es zweifellos gelungen, die Märkte zu beeindrucken und

die von der Schuldenkrise ausgehenden Risiken - zunächst einmal -

einzudämmen. Ablesen lässt sich dies u.a. an der Hausse der

kurzlaufenden spanischen Staatsanleihen. Seit der EZB-Präsident im

Juli erklärt hat, die Währungshüter würden alles Notwendige zur

Erhaltung des Euro tun, ist ihre Rendite, die bis Mitte Juli noch auf

ca. 7% geklettert war, von ca. 5,5% auf jetzt nur noch knapp 3%

gefallen. Mit anderen Worten: Ohne auch nur einen einzigen Cent in

den Markt zu werfen, hat Draghi sein Ziel, die Refinanzierungskosten

der Peripheriestaaten deutlich bzw. auf ein nachhaltig tragbares

Niveau zu senken, bereits zu einem Großteil erreicht. Doch wie

nachhaltig kann der positive Markteffekt sein, fragen sich nun die

Strategen. Besteht vielleicht das Risiko, dass sich der Paukenschlag

letztlich als Schlag ins Wasser erweisen wird?

Julius Bär äußerte am Freitag diesbezüglich Zweifel. 'Die

Erleichterungsrally hat kurze Beine', so das Schweizer Institut. Zwar

erkennt es an, dass die angekündigten Anleihekäufe das Extremrisiko,

d.h. die Gefahr des Auseinanderbrechens der Währungsunion,

glaubwürdig reduzieren. Die Maßnahmen stellten jedoch nur eine

liquiditätsorientierte Lösung der Krise dar. Die Rezession in der

Eurozone und vielen ihrer Mitgliedsländer sei bereits ausgeprägt und

weite sich noch immer aus, was von der EZB in ihrer Sitzung nicht

adressiert worden sei. Da die abnehmende Wirtschaftsleistung jedoch

einen deutlichen Beitrag zum Teufelskreis aus immer schlechteren

Staatshaushalten und den jeweiligen nationalen Bankenbilanzen leiste,

gebe es hier ein Risiko, dem mit zusätzlichen geldpolitischen Stimuli

begegnet werden müsse. Das Bankhaus Sarasin sieht gerade in der

Tatsache, dass die kurzen spanischen Renditen bereits stark gesunken

sind, ein Problem. Das Potenzial für spanische Anleihen am kurzen

Ende sei zu einem guten Teil ausgeschöpft. Das biete Spanien keinen

Anreiz, sich auch tatsächlich an den EFSF/ESM zu wenden und damit ein

Bondkaufprogramm auszulösen. Erst eine neuerliche Panikattacke in

Euroland und damit verbunden ein Wiederanstieg der Zinsen würde

Spanien zwingen, den EFSF/ ESM anzurufen, so die Bank. Die Anleihen

in der Peripherie hätten kurzfristig noch begrenztes Potenzial. Ein

zwischenzeitlicher Zinsanstieg sei aber nicht auszuschließen.

Darüber hinaus hält es die Bank für möglich, dass das Programm

langfristig scheitern wird. Damit das Bondkaufprogramm nicht wie sein

Vorgänger scheitere, müsse die Weltwirtschaft den Peripherieländern

in den nächsten Quartalen einen Wachstumsimpuls verschaffen. Ferner

müsse das Programm zu geringeren Finanzierungskosten für Unternehmen

führen. Laut der Bank muss die mit dem Programm gewonnene Zeit dafür

genutzt werden, die drängenden Probleme zu lösen. Dazu gehörten eine

Lösung für Griechenland, die Implementierung des ESM und das

Vorantreiben der Banken- und Fiskalunion. Ansonsten werde die

desaströse Lage in vielen Peripheriestaaten bei jeder Parlamentswahl

das Thema Euro-Austritt wieder aufleben lassen.

Sehr skeptisch äußerte sich die Landesbank Baden-Württemberg. 'Wir

können allerdings die Euphorie des Marktes nicht ganz teilen.' Zwar

werde zunächst ein machtvolles Instrument für Eingriffe am

Sekundärmarkt geschaffen. Aber der Erfolg auf mittel- bis

langfristige Sicht sei nicht garantiert. Zum einen werde durch die

Fokussierung auf kurze Laufzeiten für die Staaten ein Anreiz

geschaffen, künftig vorrangig kurze bis mittlere Laufzeiten zu

emittieren. Zum anderen beinhalte die Absicht der EZB, den

Anleihekauf einzustellen, sobald ein Land sich nicht mehr an sein

Anpassungsprogramm halte, eine leere Drohung. 'Die Ausführung der

Drohung würde ihrerseits die Solvenzrisiken des jeweiligen Landes

erhöhen.' Sobald die EZB in den Anleihekauf einsteige und erhebliche

Summen angekauft habe, sei ein Ende weiterer Käufe mit dem Risiko

erheblicher Verluste für die EZB verbunden, zumal sie ihren

bevorrechtigten Status aufgegeben habe.

(Börsen-Zeitung, 8.9.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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