Börsen-Zeitung: Enders' geplatzter Traum, Kommentar zum Scheitern der
Fusion von EADS und BAE Systems, von Stefan Kroneck.
Frankfurt (ots) - EADS-Chef Thomas Enders ist mit seiner Vision,
einen europäischen Rüstungsweltmarktführer zu schaffen, gescheitert.
Wahr ist, dass die divergierenden nationalen Interessen Deutschlands,
Frankreichs und Großbritanniens den geplanten Zusammenschluss mit BAE
Systems torpedierten. Das Gezänk um Macht und Einfluss in einem
Gebilde aus der Airbus-Muttergesellschaft und dem britischen
Rüstungskonzern war aber bereits mit Ankündigung des Vorhabens Mitte
September absehbar. Dafür ist dieses industriepolitische Thema zu
komplex. Die hochsensiblen Punkte Standorte und staatliche
Mitspracherechte boten ausreichend Sprengstoff.
Vor diesem Hintergrund können Enders und BAE-CEO Ian King nun
Berlin, Paris und London den Schwarzen Peter zuschieben. Die
politischen Differenzen sind aber nur ein Teil der Wahrheit. Wahr ist
zudem, dass es beiden Topmanagern nicht gelang, auch die privaten
Großaktionäre und den Finanzmarkt von ihrem Plan zu überzeugen. Die
Börse reagierte von Anfang an skeptisch. Die EADS-Aktie verlor
zeitweise 15% an Wert, das BAE-Papier kam nicht über ein Plus von 4%
hinaus.
Die EADS-Anteilseigner Daimler und Lagardère klatschten nicht
Beifall, sondern fielen Enders in den Rücken - insbesondere Arnaud
Lagardère, Chef des gleichnamigen französischen Medienkonzerns, der
zugleich dem EADS-Verwaltungsrat vorsitzt. Auch der Stuttgarter
Autokonzern gab im Fusionspoker eine schwache Figur ab. Die Schwaben
versteckten sich dezent hinter der Bundesregierung, statt moderierend
in die Verhandlungen einzugreifen. Dabei wäre eine Fusion für beide
Unternehmen ein eleganter Weg gewesen, sich von ihren ungeliebten
EADS-Anteilen zu verabschieden.
Wahr ist zudem, dass ein Zusammenschluss auf operativer Ebene
nicht der große strategische Wurf geworden wäre, den Enders und King
suggerierten. BAE Systems birgt aufgrund der starken Ausrichtung auf
den US-Markt hohe Risiken. Nimmt Washington aufgrund von Sparzwängen
drastische Einschnitte im Verteidigungsetat vor, träfe dies BAE
Systems empfindlich. Daher ist die Befürchtung, dass das Scheitern
die europäische Rüstungsindustrie insgesamt schwäche, übertrieben.
BAE Systems wird nicht zwangsläufig zu einem Übernahmeziel von
US-Wettbewerbern. Fakt ist, dass die Briten aufgrund magerer Zeiten
ihr Heil in Verbindung mit einem größeren, breit diversifizierten
Konzern suchten.
Enders' Traum ist geplatzt. Auch ein erneuter Anlauf des in seiner
Position nun geschwächten EADS-CEO hätte keine Erfolgsaussichten.
(Börsen-Zeitung, 11.10.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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Fusion von EADS und BAE Systems, von Stefan Kroneck.
Frankfurt (ots) - EADS-Chef Thomas Enders ist mit seiner Vision,
einen europäischen Rüstungsweltmarktführer zu schaffen, gescheitert.
Wahr ist, dass die divergierenden nationalen Interessen Deutschlands,
Frankreichs und Großbritanniens den geplanten Zusammenschluss mit BAE
Systems torpedierten. Das Gezänk um Macht und Einfluss in einem
Gebilde aus der Airbus-Muttergesellschaft und dem britischen
Rüstungskonzern war aber bereits mit Ankündigung des Vorhabens Mitte
September absehbar. Dafür ist dieses industriepolitische Thema zu
komplex. Die hochsensiblen Punkte Standorte und staatliche
Mitspracherechte boten ausreichend Sprengstoff.
Vor diesem Hintergrund können Enders und BAE-CEO Ian King nun
Berlin, Paris und London den Schwarzen Peter zuschieben. Die
politischen Differenzen sind aber nur ein Teil der Wahrheit. Wahr ist
zudem, dass es beiden Topmanagern nicht gelang, auch die privaten
Großaktionäre und den Finanzmarkt von ihrem Plan zu überzeugen. Die
Börse reagierte von Anfang an skeptisch. Die EADS-Aktie verlor
zeitweise 15% an Wert, das BAE-Papier kam nicht über ein Plus von 4%
hinaus.
Die EADS-Anteilseigner Daimler und Lagardère klatschten nicht
Beifall, sondern fielen Enders in den Rücken - insbesondere Arnaud
Lagardère, Chef des gleichnamigen französischen Medienkonzerns, der
zugleich dem EADS-Verwaltungsrat vorsitzt. Auch der Stuttgarter
Autokonzern gab im Fusionspoker eine schwache Figur ab. Die Schwaben
versteckten sich dezent hinter der Bundesregierung, statt moderierend
in die Verhandlungen einzugreifen. Dabei wäre eine Fusion für beide
Unternehmen ein eleganter Weg gewesen, sich von ihren ungeliebten
EADS-Anteilen zu verabschieden.
Wahr ist zudem, dass ein Zusammenschluss auf operativer Ebene
nicht der große strategische Wurf geworden wäre, den Enders und King
suggerierten. BAE Systems birgt aufgrund der starken Ausrichtung auf
den US-Markt hohe Risiken. Nimmt Washington aufgrund von Sparzwängen
drastische Einschnitte im Verteidigungsetat vor, träfe dies BAE
Systems empfindlich. Daher ist die Befürchtung, dass das Scheitern
die europäische Rüstungsindustrie insgesamt schwäche, übertrieben.
BAE Systems wird nicht zwangsläufig zu einem Übernahmeziel von
US-Wettbewerbern. Fakt ist, dass die Briten aufgrund magerer Zeiten
ihr Heil in Verbindung mit einem größeren, breit diversifizierten
Konzern suchten.
Enders' Traum ist geplatzt. Auch ein erneuter Anlauf des in seiner
Position nun geschwächten EADS-CEO hätte keine Erfolgsaussichten.
(Börsen-Zeitung, 11.10.2012)
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