Börsen-Zeitung: Etihad als Lebensversicherung, Kommentar zum Einstieg
der arabischen Fluggesellschaft Etihad bei Air Berlin, von Ulli
Gericke.
Frankfurt (ots) - Air Berlin hat so viele Schulden an Bord, dass
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft extralange Startbahnen
benötigt, um überhaupt noch abheben zu können. Und das schon vor dem
Winter, in dem fast alle Airlines rote Zahlen einfliegen. Die
Berliner sind also ein veritabler Pleitekandidat - der es trotzdem
immer wieder schafft, den hiesigen Platzhirsch, die Lufthansa, zu
ärgern. Mit dem jetzt vereinbarten Einstieg von Etihad Airways bahnen
die Hauptstädter der ersten der aufstrebenden und aggressiv
wachsenden Airlines aus dem arabischen Golf den Weg nach Deutschland.
Dank des dicht geknüpften Streckennetzes hierzulande und in Europa
können die Araber ab dem nächsten Jahr ihren Kunden aus Asien,
Australien oder Nordamerika ein breit gefächertes Angebot auf dem
alten Kontinent bieten - und damit zur ernsthaften Konkurrenz für die
etablierten Airlines werden. Nicht umsonst warnte Lufthansa-Chef
Christoph Franz erst im Herbst, dass die Golfcarrier wie Emirates,
Qatar Airways oder eben Etihad Passagier- und Frachterlöse in den
Kernmärkten unter Druck setzten.
Zu nicht unerheblichen Turbulenzen dürfte die neue Kooperation
aber auch in der Luftfahrtallianz Oneworld führen, dem
Konkurrenzbündnis zu der Lufthansa-dominierten Star Alliance. Er
könne nicht ausschließen, dass die ein oder andere Fluggesellschaft
den Einstieg sowie das gleichzeitig vereinbarte Code-Sharing-Abkommen
emotional sieht, räumte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn ein. Gemeint
ist die australische Airline Quantas, die zum Teil mit Etihad
konkurriert. Das alles sei jedoch kein Grund, den geplanten Beitritt
der Berliner zu Oneworld noch zu blockieren. Besser eine Air Berlin,
der Etihad die Flügel stärkt, als ein Mitglied aus dem wichtigen
deutschen Markt, dem der Absturz droht.
Für Etihad ist das Berliner Engagement ein Schnäppchen. Als die
AB-1-Aktie im Frühjahr 2006 an die Börse flog, kostete sie 12 Euro.
Die Araber sind jetzt für 2,31 Euro eingestiegen. Für einen Preis,
für den eine Airline nicht einmal einen Mittelstreckenjet bekommt,
erhält Etihad nun Zugriff auf die sechstgrößte europäische
Fluggesellschaft und den wichtigsten Markt auf dem alten Kontinent.
Daraus lässt sich so einiges machen - vor allem, wenn einem
Finanzsorgen fremd sind, wie den Ländern am öl- und gasreichen Golf.
Für die klamme und seit Jahren defizitäre Air Berlin kommt der
Einstieg von Etihad - garniert mit einem fast 200 Mill. Euro schweren
Kredit - einer Lebensversicherung gleich, die vor dem finanziellen
Exitus bewahrt.
(Börsen-Zeitung, 20.12.2011)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
der arabischen Fluggesellschaft Etihad bei Air Berlin, von Ulli
Gericke.
Frankfurt (ots) - Air Berlin hat so viele Schulden an Bord, dass
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft extralange Startbahnen
benötigt, um überhaupt noch abheben zu können. Und das schon vor dem
Winter, in dem fast alle Airlines rote Zahlen einfliegen. Die
Berliner sind also ein veritabler Pleitekandidat - der es trotzdem
immer wieder schafft, den hiesigen Platzhirsch, die Lufthansa, zu
ärgern. Mit dem jetzt vereinbarten Einstieg von Etihad Airways bahnen
die Hauptstädter der ersten der aufstrebenden und aggressiv
wachsenden Airlines aus dem arabischen Golf den Weg nach Deutschland.
Dank des dicht geknüpften Streckennetzes hierzulande und in Europa
können die Araber ab dem nächsten Jahr ihren Kunden aus Asien,
Australien oder Nordamerika ein breit gefächertes Angebot auf dem
alten Kontinent bieten - und damit zur ernsthaften Konkurrenz für die
etablierten Airlines werden. Nicht umsonst warnte Lufthansa-Chef
Christoph Franz erst im Herbst, dass die Golfcarrier wie Emirates,
Qatar Airways oder eben Etihad Passagier- und Frachterlöse in den
Kernmärkten unter Druck setzten.
Zu nicht unerheblichen Turbulenzen dürfte die neue Kooperation
aber auch in der Luftfahrtallianz Oneworld führen, dem
Konkurrenzbündnis zu der Lufthansa-dominierten Star Alliance. Er
könne nicht ausschließen, dass die ein oder andere Fluggesellschaft
den Einstieg sowie das gleichzeitig vereinbarte Code-Sharing-Abkommen
emotional sieht, räumte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn ein. Gemeint
ist die australische Airline Quantas, die zum Teil mit Etihad
konkurriert. Das alles sei jedoch kein Grund, den geplanten Beitritt
der Berliner zu Oneworld noch zu blockieren. Besser eine Air Berlin,
der Etihad die Flügel stärkt, als ein Mitglied aus dem wichtigen
deutschen Markt, dem der Absturz droht.
Für Etihad ist das Berliner Engagement ein Schnäppchen. Als die
AB-1-Aktie im Frühjahr 2006 an die Börse flog, kostete sie 12 Euro.
Die Araber sind jetzt für 2,31 Euro eingestiegen. Für einen Preis,
für den eine Airline nicht einmal einen Mittelstreckenjet bekommt,
erhält Etihad nun Zugriff auf die sechstgrößte europäische
Fluggesellschaft und den wichtigsten Markt auf dem alten Kontinent.
Daraus lässt sich so einiges machen - vor allem, wenn einem
Finanzsorgen fremd sind, wie den Ländern am öl- und gasreichen Golf.
Für die klamme und seit Jahren defizitäre Air Berlin kommt der
Einstieg von Etihad - garniert mit einem fast 200 Mill. Euro schweren
Kredit - einer Lebensversicherung gleich, die vor dem finanziellen
Exitus bewahrt.
(Börsen-Zeitung, 20.12.2011)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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