Börsen-Zeitung: (K)Ein Machtwort, Kommentar zur US-Geldpolitik von
Peter De Thier
Frankfurt (ots) - Viel deutlicher hätte er kaum werden können.
US-Notenbankchef Ben Bernanke hat - so zumindest der erste Eindruck -
ein Machtwort gesprochen bzw. eines sprechen wollen. Jegliche Zweifel
an der Marschrichtung der Federal Reserve konnte er gleichwohl nicht
zerstreuen, wie die Marktreaktionen und die erkennbare Verwirrung der
Investoren überdeutlich zeigen.
Bernanke will nicht nur an der Nullzinspolitik festhalten, sondern
hält es auch für eindeutig zu früh, einen Ausstieg aus dem
Anleihenkaufprogramm in Erwägung zu ziehen. Dafür ist seiner Ansicht
nach der Arbeitsmarkt noch immer zu schwach. Zwar schließt er nicht
aus, dass der Umfang der Käufe im Sommer verringert wird. Doch
spreche weder der Arbeitsmarkt noch die stabilen Preise und schon gar
nicht die konjunkturdämpfende Wirkung der staatlichen
Zwangseinsparungen für eine Kursänderung.
Ökonomisch gesehen sind seine Argumente schlüssig. Zwar entstanden
in den USA während des vergangenen halben Jahres im Monatsschnitt gut
200000 neue Jobs. Auch ist die Arbeitslosenquote seit vergangenem
Sommer von 8,1% auf 7,5% gesunken. Erstmals sprach Bernanke aber
strukturelle Probleme an, die bisher unterbelichtet geblieben sind.
So würden es 8 Millionen Amerikaner vorziehen, eine
Vollzeitbeschäftigung zu haben, konnten bisher aber lediglich einen
Teilzeitjob finden. Den daraus resultierenden Kaufkraftverlust zu
unterschätzen wäre ein Fehler, womit der oberste Währungshüter
zugleich einräumt, dass die amtliche Statistik unexakt ist und die
Lage am Arbeitsmarkt verharmlost.
Gewiss zeigte er die Grenzen der Geldpolitik ebenso wie jene
Gefahren auf, die eine überaus akkommodierende Haltung birgt. So
können quantitative Erleichterungen allein keine neuen Stellen
schaffen. Auch könnten dauerhaft niedrige Zinsen Anleger dazu
verleiten, sich auf der Suche nach höheren Renditen wieder auf
spekulative Exzesse einzulassen.
Für deutlich gefährlicher hält der Notenbankchef aber eine
Rücknahme des monetären Stimulus, dem er eine zentrale Rolle bei der
konjunkturellen Erholung der vergangenen Jahre bescheinigt. Laut
Bernanke würde ein Exit eine erneute Abschwächung der Konjunktur zur
Folge haben und deutlich größere Risiken für die Stabilität des
Finanzsystems heraufbeschwören.
Man darf gespannt sein, ob der Fed-Vorsitzende nun jene Kritiker
in seinen eigenen Reihen, die auf einem allmählichen Ausstieg aus den
Aufkäufen beharren, zum Schweigen gebracht hat. Wohl kaum.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
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US-Notenbankchef Ben Bernanke hat - so zumindest der erste Eindruck -
ein Machtwort gesprochen bzw. eines sprechen wollen. Jegliche Zweifel
an der Marschrichtung der Federal Reserve konnte er gleichwohl nicht
zerstreuen, wie die Marktreaktionen und die erkennbare Verwirrung der
Investoren überdeutlich zeigen.
Bernanke will nicht nur an der Nullzinspolitik festhalten, sondern
hält es auch für eindeutig zu früh, einen Ausstieg aus dem
Anleihenkaufprogramm in Erwägung zu ziehen. Dafür ist seiner Ansicht
nach der Arbeitsmarkt noch immer zu schwach. Zwar schließt er nicht
aus, dass der Umfang der Käufe im Sommer verringert wird. Doch
spreche weder der Arbeitsmarkt noch die stabilen Preise und schon gar
nicht die konjunkturdämpfende Wirkung der staatlichen
Zwangseinsparungen für eine Kursänderung.
Ökonomisch gesehen sind seine Argumente schlüssig. Zwar entstanden
in den USA während des vergangenen halben Jahres im Monatsschnitt gut
200000 neue Jobs. Auch ist die Arbeitslosenquote seit vergangenem
Sommer von 8,1% auf 7,5% gesunken. Erstmals sprach Bernanke aber
strukturelle Probleme an, die bisher unterbelichtet geblieben sind.
So würden es 8 Millionen Amerikaner vorziehen, eine
Vollzeitbeschäftigung zu haben, konnten bisher aber lediglich einen
Teilzeitjob finden. Den daraus resultierenden Kaufkraftverlust zu
unterschätzen wäre ein Fehler, womit der oberste Währungshüter
zugleich einräumt, dass die amtliche Statistik unexakt ist und die
Lage am Arbeitsmarkt verharmlost.
Gewiss zeigte er die Grenzen der Geldpolitik ebenso wie jene
Gefahren auf, die eine überaus akkommodierende Haltung birgt. So
können quantitative Erleichterungen allein keine neuen Stellen
schaffen. Auch könnten dauerhaft niedrige Zinsen Anleger dazu
verleiten, sich auf der Suche nach höheren Renditen wieder auf
spekulative Exzesse einzulassen.
Für deutlich gefährlicher hält der Notenbankchef aber eine
Rücknahme des monetären Stimulus, dem er eine zentrale Rolle bei der
konjunkturellen Erholung der vergangenen Jahre bescheinigt. Laut
Bernanke würde ein Exit eine erneute Abschwächung der Konjunktur zur
Folge haben und deutlich größere Risiken für die Stabilität des
Finanzsystems heraufbeschwören.
Man darf gespannt sein, ob der Fed-Vorsitzende nun jene Kritiker
in seinen eigenen Reihen, die auf einem allmählichen Ausstieg aus den
Aufkäufen beharren, zum Schweigen gebracht hat. Wohl kaum.
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