Börsen-Zeitung: Krise kräftigt Konsum, Kommentar zum Konsumklima in
Deutschland, von Stephan Lorz.
Frankfurt (ots) - Deutschland ist eine Insel in Europa, zumindest
konjunkturell gesehen. Während die Länder ringsum mit
Wachstumseinbrüchen zu kämpfen haben oder gar in die Rezession
stürzen, kommen die heimischen Unternehmen derzeit relativ glimpflich
davon. Die Fundamentaldaten sind hervorragend und der Arbeitsmarkt
brummt nach wie vor. Die Orderbücher sind voll und die Auslastung
liegt nach wie vor in einem Bereich, der eine Produktionsausweitung
nahelegt. Einkaufsmanager sind denn auch optimistisch gestimmt. Und
auch die deutschen Konsumenten zeigen eine Kauflust, wie man sie
lange nicht mehr erlebt hatte. Wie nachhaltig kann ein solcher
Aufschwung aber eigentlich sein in einer Phase, da Märkte und Politik
um den Bestand der ganzen Eurozone zittern?
Was die deutschen Konsumenten angeht, so hat die glänzende
Beschäftigungsentwicklung ihre Angst vor Arbeitslosigkeit verringert
und ihre Planungssicherheit gestärkt. In einer solchen Situation
sitzt das Portemonnaie lockerer. Hinzu kommt der höhere
Beschäftigungsstand insgesamt. Wenn mehr Menschen in Lohn und Brot
stehen, wird auch mehr ausgegeben. Und schließlich kommt die Krise
als Konsumkatalysator hinzu: Das Vertrauen in die Banken (und den
Euro) ist gestört und Sparer werden mit historisch niedrigen Zinsen
abgespeist. Warum die Groschen dann nicht gleich in werthaltige
Anschaffungen stecken? Konsum ist schließlich der Sinn des
Wirtschaftens.
Die Unternehmen aber müssten es besser wissen. Mehr als ein
Drittel ihrer Exporte geht in die darbenden Euro-Länder. Dort
herrscht wegen der Konsolidierung bereits vielfach eine
Anpassungsrezession. Es sind also Rückschläge zu erwarten. In anderen
Weltregionen dagegen wie den USA läuft es besser als erwartet. Das
ist zwar kein Nullsummenspiel, trägt aber dazu bei, dass ein Absturz
vermieden werden kann.
Über allem aber schwebt die Angst vor einer Eskalation der
Euro-Krise. Das könnte die Konjunkturhoffnungen tatsächlich
zunichtemachen. Entsprechende Doomsday-Szenarien werden von Ökonomen
ja schon verbreitet. Doch die Unternehmen lassen sich davon nicht
anstecken, sondern bleiben auf dem Boden der Realwirtschaft. Statt
ihr Verhalten von Erwartungen, Prognosen und Dramatisierungen
bestimmen zu lassen, gründen sie ihre Entscheidungen auf den ihnen
vorliegenden Fakten. Gut, dass die deutsche Wirtschaft noch um ihren
industriellen Kern kreist, statt sich von Akteuren an den
Finanzmärkten verrückt machen zu lassen.
(Börsen-Zeitung, 27.1.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Frankfurt (ots) - Deutschland ist eine Insel in Europa, zumindest
konjunkturell gesehen. Während die Länder ringsum mit
Wachstumseinbrüchen zu kämpfen haben oder gar in die Rezession
stürzen, kommen die heimischen Unternehmen derzeit relativ glimpflich
davon. Die Fundamentaldaten sind hervorragend und der Arbeitsmarkt
brummt nach wie vor. Die Orderbücher sind voll und die Auslastung
liegt nach wie vor in einem Bereich, der eine Produktionsausweitung
nahelegt. Einkaufsmanager sind denn auch optimistisch gestimmt. Und
auch die deutschen Konsumenten zeigen eine Kauflust, wie man sie
lange nicht mehr erlebt hatte. Wie nachhaltig kann ein solcher
Aufschwung aber eigentlich sein in einer Phase, da Märkte und Politik
um den Bestand der ganzen Eurozone zittern?
Was die deutschen Konsumenten angeht, so hat die glänzende
Beschäftigungsentwicklung ihre Angst vor Arbeitslosigkeit verringert
und ihre Planungssicherheit gestärkt. In einer solchen Situation
sitzt das Portemonnaie lockerer. Hinzu kommt der höhere
Beschäftigungsstand insgesamt. Wenn mehr Menschen in Lohn und Brot
stehen, wird auch mehr ausgegeben. Und schließlich kommt die Krise
als Konsumkatalysator hinzu: Das Vertrauen in die Banken (und den
Euro) ist gestört und Sparer werden mit historisch niedrigen Zinsen
abgespeist. Warum die Groschen dann nicht gleich in werthaltige
Anschaffungen stecken? Konsum ist schließlich der Sinn des
Wirtschaftens.
Die Unternehmen aber müssten es besser wissen. Mehr als ein
Drittel ihrer Exporte geht in die darbenden Euro-Länder. Dort
herrscht wegen der Konsolidierung bereits vielfach eine
Anpassungsrezession. Es sind also Rückschläge zu erwarten. In anderen
Weltregionen dagegen wie den USA läuft es besser als erwartet. Das
ist zwar kein Nullsummenspiel, trägt aber dazu bei, dass ein Absturz
vermieden werden kann.
Über allem aber schwebt die Angst vor einer Eskalation der
Euro-Krise. Das könnte die Konjunkturhoffnungen tatsächlich
zunichtemachen. Entsprechende Doomsday-Szenarien werden von Ökonomen
ja schon verbreitet. Doch die Unternehmen lassen sich davon nicht
anstecken, sondern bleiben auf dem Boden der Realwirtschaft. Statt
ihr Verhalten von Erwartungen, Prognosen und Dramatisierungen
bestimmen zu lassen, gründen sie ihre Entscheidungen auf den ihnen
vorliegenden Fakten. Gut, dass die deutsche Wirtschaft noch um ihren
industriellen Kern kreist, statt sich von Akteuren an den
Finanzmärkten verrückt machen zu lassen.
(Börsen-Zeitung, 27.1.2012)
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