Börsen-Zeitung: Neustart, Kommentar zu ThyssenKrupp von Andreas
Heitker
Frankfurt (ots) - Welch ein Vertrauensvorschuss: Trotz steigender
Schulden, milliardenschwerer Abschreibungen und tiefroter Ergebnisse,
trotz Dividendenausfall und einer auf unterirdische 12% eingeknickten
Eigenkapitalquote bejubelt die Börse die ThyssenKrupp-Aktie. Der
Tiefpunkt, so offenbar die vorherrschende Meinung, ist erreicht. Ab
jetzt kann es doch nur wieder aufwärtsgehen.
Sicher ist, dass das hohe Maß an Unsicherheit aus dem Markt
genommen wurde, das der geplante Steel-Americas-Verkauf in jüngster
Zeit mit sich gebracht hat. Die erneuten Wertberichtigungen auf die
neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA waren erwartet worden.
Jetzt stehen die Anlagen noch mit 3,9 Mrd. Euro in den Büchern. Das
ist zwar nur noch ein Drittel der Summe, die der Konzern für den Bau
der Werke ausgegeben hat. Aber jetzt gibt es endlich einen klaren und
realistischen Anhaltspunkt für den Verkaufspreis.
Der ehrgeizige Aufbau eines neuen Stahlgeschäfts in Übersee hat
ThyssenKrupp eine existenzbedrohende Krise beschert. Zur
Verdeutlichung: Die Nettoergebnisse des Konzerns der vorherigen sechs
Jahre zusammengenommen reichen noch nicht einmal aus, um die jüngsten
Abschreibungen von Steel Americas ausgleichen zu können. Gelingt der
Verkauf in den nächsten Monaten, wäre das ein wahrer
Befreiungsschlag.
ThyssenKrupp wird künftig deutlich weniger stahllastig aufgestellt
sein. Neben dem Ausstieg aus Amerika läuft auch noch die Abgabe des
traditionsreichen Edelstahlgeschäfts, die noch 2012 abgeschlossen
wird. Damit bleibt im Wesentlichen noch das integrierte deutsche
Hüttenwerk des Konzerns in Duisburg. Dieses gilt zwar als einer der
effizientesten Stahlstandorte in ganz Europa und hat in den
Boomjahren bis 2008 zeitweise zwei Drittel des
ThyssenKrupp-Ergebnisses erwirtschaftet - doch das wird sich
angesichts der Überkapazitäten in der Branche wohl so schnell nicht
wiederholen lassen.
Vorstandschef Heinrich Hiesinger wagt nun den Neustart von
ThyssenKrupp als Technologiekonzern. Die Voraussetzungen dafür sind
nicht so schlecht. Selbst im schwachen Geschäftsjahr 2011/12 füllte
sich das Orderbuch im Industriegütergeschäft so stark wie noch nie.
Der Anlagenbau ist in Amerika und Nahost erfolgreich. Die
Aufzugssparte gilt als Wachstumsmotor. Hiesinger hat die Hoffnung
geschürt, dass die Eindampfung des Stahlgeschäfts bald wieder Mittel
für Investitionen in die Technologiesparten freisetzt. Der Aktienkurs
mit dem Plus von 5,6% zeigt dies deutlich.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Schulden, milliardenschwerer Abschreibungen und tiefroter Ergebnisse,
trotz Dividendenausfall und einer auf unterirdische 12% eingeknickten
Eigenkapitalquote bejubelt die Börse die ThyssenKrupp-Aktie. Der
Tiefpunkt, so offenbar die vorherrschende Meinung, ist erreicht. Ab
jetzt kann es doch nur wieder aufwärtsgehen.
Sicher ist, dass das hohe Maß an Unsicherheit aus dem Markt
genommen wurde, das der geplante Steel-Americas-Verkauf in jüngster
Zeit mit sich gebracht hat. Die erneuten Wertberichtigungen auf die
neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA waren erwartet worden.
Jetzt stehen die Anlagen noch mit 3,9 Mrd. Euro in den Büchern. Das
ist zwar nur noch ein Drittel der Summe, die der Konzern für den Bau
der Werke ausgegeben hat. Aber jetzt gibt es endlich einen klaren und
realistischen Anhaltspunkt für den Verkaufspreis.
Der ehrgeizige Aufbau eines neuen Stahlgeschäfts in Übersee hat
ThyssenKrupp eine existenzbedrohende Krise beschert. Zur
Verdeutlichung: Die Nettoergebnisse des Konzerns der vorherigen sechs
Jahre zusammengenommen reichen noch nicht einmal aus, um die jüngsten
Abschreibungen von Steel Americas ausgleichen zu können. Gelingt der
Verkauf in den nächsten Monaten, wäre das ein wahrer
Befreiungsschlag.
ThyssenKrupp wird künftig deutlich weniger stahllastig aufgestellt
sein. Neben dem Ausstieg aus Amerika läuft auch noch die Abgabe des
traditionsreichen Edelstahlgeschäfts, die noch 2012 abgeschlossen
wird. Damit bleibt im Wesentlichen noch das integrierte deutsche
Hüttenwerk des Konzerns in Duisburg. Dieses gilt zwar als einer der
effizientesten Stahlstandorte in ganz Europa und hat in den
Boomjahren bis 2008 zeitweise zwei Drittel des
ThyssenKrupp-Ergebnisses erwirtschaftet - doch das wird sich
angesichts der Überkapazitäten in der Branche wohl so schnell nicht
wiederholen lassen.
Vorstandschef Heinrich Hiesinger wagt nun den Neustart von
ThyssenKrupp als Technologiekonzern. Die Voraussetzungen dafür sind
nicht so schlecht. Selbst im schwachen Geschäftsjahr 2011/12 füllte
sich das Orderbuch im Industriegütergeschäft so stark wie noch nie.
Der Anlagenbau ist in Amerika und Nahost erfolgreich. Die
Aufzugssparte gilt als Wachstumsmotor. Hiesinger hat die Hoffnung
geschürt, dass die Eindampfung des Stahlgeschäfts bald wieder Mittel
für Investitionen in die Technologiesparten freisetzt. Der Aktienkurs
mit dem Plus von 5,6% zeigt dies deutlich.
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