Börsen-Zeitung: Noch läuft's, Kommentar zu Volkswagen von Gottfried
Mehner
Frankfurt (ots) - Volkswagen hat noch so viel Tempo drauf, dass
das Jahr 2012 eigentlich weitgehend abgehakt werden kann. Der Konzern
ist bekanntlich ein ausgesprochener Marktfolger: Er fährt - so waren
jedenfalls bislang die Verläufe - spät in die Krise und kommt auch
spät wieder heraus.
In diesem Umfeld ist es gut, zu hören, dass der Konzern mit einem
Höchstmaß an Flexibilität auf die zunehmenden Unsicherheiten
reagieren will. Noch besser wäre es allerdings, wenn Volkswagen mit
einer vollen Kasse in eine ungewisse Zukunft führe, gemäß dem alten
Porsche-Motto, dass mit vollen Hosen gut stinken ist. Aber
Zukunftsmöglichkeiten entstehen eben nicht immer, wenn es gerade am
besten passt.
In den ersten neun Monaten konnte der Vielmarkenkonzern seinen
Weltmarktanteil auf 12,6 (i.V. 12,3)% steigern. Das ist eine
beachtliche Leistung, auch wenn die Abhängigkeit vom Chinageschäft
erneut gestiegen ist. Auf Volumen reagiert dieser Konzern
ausgesprochen gut. Nur, es gilt eben auch das Gegenteil. Aber selbst
im rückläufigen westeuropäischen Umfeld glückte noch ein
Marktanteilsgewinn auf 24,6 (23,2)%, trotz der Absatzmisere in
Spanien, Italien und Portugal.
Ob die rund 15000 Bestellungen des neuen Golfs ein guter oder ein
sehr guter Wert sind, lässt sich von außen schwer beurteilen. Der
Konzern hat sich jedenfalls dafür entschieden, das wichtigste
Volumensmodell in einen Abschwung hinein neu zu lancieren. Wenn das
sehenden Auges geplant war, geht das in Ordnung. Wenn das aber
erfolgte, weil nicht umgesteuert werden konnte, ist das mit Blick auf
die angeblich vorhandene Flexibilität bedenklich. Die meisten
Wettbewerber hätten anders reagiert.
Ansonsten sind die Neunmonatszahlen dadurch geprägt, dass zu einem
operativen Ergebnis von 8,8 Mrd. Euro noch ein gigantisch hohes
Finanzergebnis von 14,1 Mrd. Euro dazukommt. Das ist ein Ausfluss der
verrückten IFRS-Bilanzierung, bei der etwas zu viel mit Papiergeld
jongliert wird. Die Kaufpreisallokation aus den MAN- und
Porsche-Deals geben diesem Zwischenausweis den Rest.
Ob das mit der behaupteten Investitionsdisziplin so weit her ist,
wenn im Vorübergehen kurz mal Ducati gekauft wird, ist auch so eine
Sache. Der Netto-Cash-flow hat sich jedenfalls gravierend
verschlechtert, und die Nettoliquidität im Autobereich ging auf 9,2
(18,6) Mrd. Euro zurück. Ein Highlight soll aber auch nicht
verschwiegen werden: Porsche steuert operativ eine Marge von 18% bei.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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das Jahr 2012 eigentlich weitgehend abgehakt werden kann. Der Konzern
ist bekanntlich ein ausgesprochener Marktfolger: Er fährt - so waren
jedenfalls bislang die Verläufe - spät in die Krise und kommt auch
spät wieder heraus.
In diesem Umfeld ist es gut, zu hören, dass der Konzern mit einem
Höchstmaß an Flexibilität auf die zunehmenden Unsicherheiten
reagieren will. Noch besser wäre es allerdings, wenn Volkswagen mit
einer vollen Kasse in eine ungewisse Zukunft führe, gemäß dem alten
Porsche-Motto, dass mit vollen Hosen gut stinken ist. Aber
Zukunftsmöglichkeiten entstehen eben nicht immer, wenn es gerade am
besten passt.
In den ersten neun Monaten konnte der Vielmarkenkonzern seinen
Weltmarktanteil auf 12,6 (i.V. 12,3)% steigern. Das ist eine
beachtliche Leistung, auch wenn die Abhängigkeit vom Chinageschäft
erneut gestiegen ist. Auf Volumen reagiert dieser Konzern
ausgesprochen gut. Nur, es gilt eben auch das Gegenteil. Aber selbst
im rückläufigen westeuropäischen Umfeld glückte noch ein
Marktanteilsgewinn auf 24,6 (23,2)%, trotz der Absatzmisere in
Spanien, Italien und Portugal.
Ob die rund 15000 Bestellungen des neuen Golfs ein guter oder ein
sehr guter Wert sind, lässt sich von außen schwer beurteilen. Der
Konzern hat sich jedenfalls dafür entschieden, das wichtigste
Volumensmodell in einen Abschwung hinein neu zu lancieren. Wenn das
sehenden Auges geplant war, geht das in Ordnung. Wenn das aber
erfolgte, weil nicht umgesteuert werden konnte, ist das mit Blick auf
die angeblich vorhandene Flexibilität bedenklich. Die meisten
Wettbewerber hätten anders reagiert.
Ansonsten sind die Neunmonatszahlen dadurch geprägt, dass zu einem
operativen Ergebnis von 8,8 Mrd. Euro noch ein gigantisch hohes
Finanzergebnis von 14,1 Mrd. Euro dazukommt. Das ist ein Ausfluss der
verrückten IFRS-Bilanzierung, bei der etwas zu viel mit Papiergeld
jongliert wird. Die Kaufpreisallokation aus den MAN- und
Porsche-Deals geben diesem Zwischenausweis den Rest.
Ob das mit der behaupteten Investitionsdisziplin so weit her ist,
wenn im Vorübergehen kurz mal Ducati gekauft wird, ist auch so eine
Sache. Der Netto-Cash-flow hat sich jedenfalls gravierend
verschlechtert, und die Nettoliquidität im Autobereich ging auf 9,2
(18,6) Mrd. Euro zurück. Ein Highlight soll aber auch nicht
verschwiegen werden: Porsche steuert operativ eine Marge von 18% bei.
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