Börsen-Zeitung: Operation Wahrheit, Kommentar zum Gewinneinbruch bei
der Société Générale von Gerhard Bläske
Frankfurt (ots) - Aktionäre der Société Générale konnten am
gestrigen Dienstag aufatmen. Trotz eines deutlichen Rückgangs des
Nettogewinns im dritten Quartal strich das Papier große Kursgewinne
ein. Analysten hatten zwar bessere Ergebnisse erwartet. Doch an den
Märkten überwog offenbar die Erleichterung darüber, dass es nicht
noch schlimmer gekommen ist.
Grund zur Freude haben die Anteilseigner dennoch nicht. Denn
erstens fährt das Papier schon seit Jahren Achterbahn. Zuletzt ging
es meistens nach unten. Zweitens aber gibt es für 2011 keine
Dividende. Die Bank steht unter Druck. Sie muss ihre Kapitalbasis
stärken und will dafür keinesfalls Staatshilfe in Anspruch nehmen.
Auch eine Kapitalerhöhung birgt in diesen Zeiten Risiken. Es soll nun
gespart werden, Boni werden reduziert, Kosten eingespart,
risikoreiche Engagements und riskante Papiere verkauft, Personal
abgebaut, Gewinne einbehalten. Doch ob die Märkte der Bank diesmal
glauben, ist fraglich.
Noch immer wirkt der Fall des Händlers Jérome Kerviel nach, der
4,9 Mrd. Euro verzockte. Dass er allein handelte, können sich viele
nicht vorstellen. Zudem verlor die Bank in der Subprime-Krise hohe
Beträge und verfügt über ein großes Portefolio toxischer Papiere, das
nun losgeschlagen werden muss. Es kommt hinzu, dass französische
Banken viel stärker als Institute anderer Länder in den Krisenstaaten
der Eurozone engagiert sind: Durch die Nutzung von
Bilanzierungsspielräumen säten sie Misstrauen an den Märkten, weil
sie im zweiten Quartal nur 21% ihrer Griechenland-Exposures
abgeschrieben haben, viel weniger als andere.
Das gesamte französische Bankenwesen ist in Verruf geraten. Die
franko-belgische Bank Dexia muss wegen ihrer riskanten Politik
zerschlagen werden und wird teilweise verstaatlicht. Die
Ratingagenturen haben Frankreichs Institute heruntergestuft, die
Triple-A-Bewertung des ganzen Landes ist - auch wegen der Banken -
bedroht.
Ob es der SocGen und den anderen Instituten des Landes gelingt,
mit den angekündigten Maßnahmen sowie einer Abschreibung der
Griechenland-Anleihen auf 40% ihres Nominalwertes verloren gegangenes
Vertrauen wiederzugewinnen, ist fraglich. Zu fragil ist die
gesamtwirtschaftliche Lage, zu groß das Portfolio an Risikopapieren,
zu unabsehbar die Risiken in einigen Märkten, zu unsicher auch die
Perspektiven im Retail Banking, wo die Margen derzeit besonders
gering sind. Die Operation Wahrheit bei der SocGen kommt spät -
vielleicht zu spät.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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gestrigen Dienstag aufatmen. Trotz eines deutlichen Rückgangs des
Nettogewinns im dritten Quartal strich das Papier große Kursgewinne
ein. Analysten hatten zwar bessere Ergebnisse erwartet. Doch an den
Märkten überwog offenbar die Erleichterung darüber, dass es nicht
noch schlimmer gekommen ist.
Grund zur Freude haben die Anteilseigner dennoch nicht. Denn
erstens fährt das Papier schon seit Jahren Achterbahn. Zuletzt ging
es meistens nach unten. Zweitens aber gibt es für 2011 keine
Dividende. Die Bank steht unter Druck. Sie muss ihre Kapitalbasis
stärken und will dafür keinesfalls Staatshilfe in Anspruch nehmen.
Auch eine Kapitalerhöhung birgt in diesen Zeiten Risiken. Es soll nun
gespart werden, Boni werden reduziert, Kosten eingespart,
risikoreiche Engagements und riskante Papiere verkauft, Personal
abgebaut, Gewinne einbehalten. Doch ob die Märkte der Bank diesmal
glauben, ist fraglich.
Noch immer wirkt der Fall des Händlers Jérome Kerviel nach, der
4,9 Mrd. Euro verzockte. Dass er allein handelte, können sich viele
nicht vorstellen. Zudem verlor die Bank in der Subprime-Krise hohe
Beträge und verfügt über ein großes Portefolio toxischer Papiere, das
nun losgeschlagen werden muss. Es kommt hinzu, dass französische
Banken viel stärker als Institute anderer Länder in den Krisenstaaten
der Eurozone engagiert sind: Durch die Nutzung von
Bilanzierungsspielräumen säten sie Misstrauen an den Märkten, weil
sie im zweiten Quartal nur 21% ihrer Griechenland-Exposures
abgeschrieben haben, viel weniger als andere.
Das gesamte französische Bankenwesen ist in Verruf geraten. Die
franko-belgische Bank Dexia muss wegen ihrer riskanten Politik
zerschlagen werden und wird teilweise verstaatlicht. Die
Ratingagenturen haben Frankreichs Institute heruntergestuft, die
Triple-A-Bewertung des ganzen Landes ist - auch wegen der Banken -
bedroht.
Ob es der SocGen und den anderen Instituten des Landes gelingt,
mit den angekündigten Maßnahmen sowie einer Abschreibung der
Griechenland-Anleihen auf 40% ihres Nominalwertes verloren gegangenes
Vertrauen wiederzugewinnen, ist fraglich. Zu fragil ist die
gesamtwirtschaftliche Lage, zu groß das Portfolio an Risikopapieren,
zu unabsehbar die Risiken in einigen Märkten, zu unsicher auch die
Perspektiven im Retail Banking, wo die Margen derzeit besonders
gering sind. Die Operation Wahrheit bei der SocGen kommt spät -
vielleicht zu spät.
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