Börsen-Zeitung: Reiner Zeitverlust, Kommentar zur Deutschen Telekom
von Heidi Rohde
Frankfurt (ots) - Außer Spesen nichts gewesen, darf man getrost
feststellen, nachdem AT&T die Übernahme von T-Mobile USA letztlich
als aussichtsloses Unterfangen erkannt und begraben hat. Allerdings
fällt die Spesenrechnung für die Amerikaner recht üppig aus. Sie
büßen den Versuch, im US-Mobilfunkmarkt faktisch ein Duopol aus dem
Boden zu stampfen, mit einem rund 5 Mrd. Dollar teuren Geschenk an
den kleineren Wettbewerber.
Dennoch trifft der Rückzieher von AT&T die Telekom härter. Die
Milliardengabe ist am Ende ein schwaches Trostpflaster für T-Mobile
USA, deren Wettbewerbsposition während des monatelangen öffentlichen
Gezerres um die Übernahme weiter geschwächt wurde, wie der Verlust
von mehr als 800000 lukrativen Vertragskunden belegt. Die Chancen auf
eine Aufholjagd aus eigener Kraft erscheinen daher auch mit frischen
Ressourcen eher gering. Schlimmer noch: Anstelle eines lukrativen
Exits aus dem US-Markt hat die Telekom nur kostbare Zeit verloren,
die sie besser für die Suche nach alternativen Lösungen mit mehr
Aussicht auf Erfolg verwendet hätte.
Denn der Verkauf von T-Mobile USA an AT&T stand von Anfang an auf
tönernen Füßen. Das Hauptinteresse von AT&T galt den wertvollen
Mobilfunkfrequenzen von T-Mobile, die dringend für den Ausbau des
eigenen überlasteten Netzes gebraucht wurden. Aber warum die Behörden
für die Allgemeinheit einen Vorteil erkennen sollten, wenn AT&T ihr
Knappheitsproblem löst und nebenbei durch die Eliminierung eines
Wettbewerbers noch an Marktmacht gewinnt, bleibt das Geheimnis der
Unternehmen.
AT&T muss (und kann) sich die benötigten Ressourcen auf anderem
Wege besorgen. Dieser dürfte allerdings weniger steinig sein als der,
der der Telekom bevorsteht. Aus finanziellen Gründen hat sie einen
dauerhaften Alleingang in den USA ausgeschlossen. Für jedwede
Alternative hat sie nunmehr ein Asset, das an Wert verloren hat. Auch
dafür gibt es zwar Optionen. So ist ein Schulterschluss mit kleineren
Wettbewerbern denkbar, ein Verkauf an Finanzinvestoren oder ein
strategischer Deal mit einem Kabelnetzbetreiber, der im Telekommarkt
Fuß fassen möchte. Aber abgesehen davon, dass sich kein zweiter
Käufer finden wird, der T-Mobile USA die astronomische Bewertung von
39 Mrd. Dollar zubilligt, wird eine neue 'zweite Wahl' vermutlich
auch nicht an das heranreichen, was im März vielleicht alternativ zu
dem Deal mit AT&T zur Debatte stand. Manchmal ist eben das Zweitbeste
erste Wahl.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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feststellen, nachdem AT&T die Übernahme von T-Mobile USA letztlich
als aussichtsloses Unterfangen erkannt und begraben hat. Allerdings
fällt die Spesenrechnung für die Amerikaner recht üppig aus. Sie
büßen den Versuch, im US-Mobilfunkmarkt faktisch ein Duopol aus dem
Boden zu stampfen, mit einem rund 5 Mrd. Dollar teuren Geschenk an
den kleineren Wettbewerber.
Dennoch trifft der Rückzieher von AT&T die Telekom härter. Die
Milliardengabe ist am Ende ein schwaches Trostpflaster für T-Mobile
USA, deren Wettbewerbsposition während des monatelangen öffentlichen
Gezerres um die Übernahme weiter geschwächt wurde, wie der Verlust
von mehr als 800000 lukrativen Vertragskunden belegt. Die Chancen auf
eine Aufholjagd aus eigener Kraft erscheinen daher auch mit frischen
Ressourcen eher gering. Schlimmer noch: Anstelle eines lukrativen
Exits aus dem US-Markt hat die Telekom nur kostbare Zeit verloren,
die sie besser für die Suche nach alternativen Lösungen mit mehr
Aussicht auf Erfolg verwendet hätte.
Denn der Verkauf von T-Mobile USA an AT&T stand von Anfang an auf
tönernen Füßen. Das Hauptinteresse von AT&T galt den wertvollen
Mobilfunkfrequenzen von T-Mobile, die dringend für den Ausbau des
eigenen überlasteten Netzes gebraucht wurden. Aber warum die Behörden
für die Allgemeinheit einen Vorteil erkennen sollten, wenn AT&T ihr
Knappheitsproblem löst und nebenbei durch die Eliminierung eines
Wettbewerbers noch an Marktmacht gewinnt, bleibt das Geheimnis der
Unternehmen.
AT&T muss (und kann) sich die benötigten Ressourcen auf anderem
Wege besorgen. Dieser dürfte allerdings weniger steinig sein als der,
der der Telekom bevorsteht. Aus finanziellen Gründen hat sie einen
dauerhaften Alleingang in den USA ausgeschlossen. Für jedwede
Alternative hat sie nunmehr ein Asset, das an Wert verloren hat. Auch
dafür gibt es zwar Optionen. So ist ein Schulterschluss mit kleineren
Wettbewerbern denkbar, ein Verkauf an Finanzinvestoren oder ein
strategischer Deal mit einem Kabelnetzbetreiber, der im Telekommarkt
Fuß fassen möchte. Aber abgesehen davon, dass sich kein zweiter
Käufer finden wird, der T-Mobile USA die astronomische Bewertung von
39 Mrd. Dollar zubilligt, wird eine neue 'zweite Wahl' vermutlich
auch nicht an das heranreichen, was im März vielleicht alternativ zu
dem Deal mit AT&T zur Debatte stand. Manchmal ist eben das Zweitbeste
erste Wahl.
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