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Veröffentlicht am 09.03.2012, 20:51
Aktualisiert 09.03.2012, 20:52
Börsen-Zeitung: Selters statt Sekt, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Nun also ist der vom Volumen her größte

Schuldenschnitt der Geschichte perfekt: Gläubiger, die 85,8% der in

privaten Händen befindlichen Staatsanleihen Griechenlands vertreten,

haben mehr oder weniger freiwillig dem Schuldenschnitt des am Rande

des Abgrunds stehenden Landes zugestimmt. Sie verzichten damit auf

53,5% des ursprünglichen Nominalwerts der Anleihen. Inklusive

Zinszugeständnissen geben sie sogar 74% ihrer ursprünglichen

Forderungen auf.

Und diejenigen Anleger, die freiwilligem Verzicht gar nichts

abgewinnen können, werden mittels gesetzlicher Umschuldungsklauseln,

den sogenannten Collective Action Clauses (CAC), barbiert -

jedenfalls für die Anleihen, die nach griechischem Recht aufgelegt

wurden. Den Gläubigern, die auf Anleihen sitzen, die nach

internationalem Recht aufgelegt wurden, hat man eine weitere Frist

bis 23. März eingeräumt, denn bislang wollen erst 69% dieser Gruppe

freiwillig Verzicht üben.

Verhaltene Reaktion

Trotz des deutlichen Votums der Gläubiger für den Schuldenschnitt

sind die Marktreaktionen am Freitag äußerst verhalten ausgefallen.

Von Erleichterung wegen der gelungenen Operation war jedenfalls

nichts zu spüren. Der Dax zeigte im Tagesverlauf kaum Gewinne. Zum

Sitzungsende schwang er sich zu einem eher mageren Plus von 0,7% auf

einen Endstand von 6880 Punkten auf. Auf die gesamte Handelswoche

bezogen hat der deutsche Leitindex 0,6% eingebüßt. Der Euro gab zum

Wochenausklang deutlich nach. Er büßte mehr als 1% auf 1,3115 Dollar

ein. Auch auf dem Devisenmarkt war also von positiver Stimmung wenig

zu spüren. Die Euro-Schwäche sollte allerdings auch nicht als eine

negative Reaktion auf die Umschuldung gedeutet werden. Händlern

zufolge stand etwas ganz anderes im Mittelpunkt des Interesses: Die

deutlich besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktzahlen

haben dem Greenback kräftig Auftrieb verliehen.

Der Grund für das Fehlen jeglicher Euphorie seitens der

Marktteilnehmer ist vor allem darin zu sehen, dass nur wenige Anleger

davon überzeugt sind, dass Griechenland über den Berg ist. Trotz der

erheblichen Entlastung Griechenlands steht es in den Sternen, ob das

südeuropäische Land den Turnaround schafft und das finanzielle

Gleichgewicht nachhaltig wiedererlangt. Dazu bedarf es - da sind sich

die meisten Experten einig - eines Zusammentreffens günstiger

Umstände. Und außerdem ist aus Sicht vieler Investoren die Gefahr

noch nicht gebannt, dass auch Portugal eine Umschuldung benötigen

könnte. Die Spreads von CDS auf portugiesisches Staatsrisiko halten

sich jedenfalls in luftigen Höhen.

Positiv ist zwar zu vermerken, dass die übrigen Krisenstaaten

inzwischen deutliche Fortschritte machen. Irland hat eindeutig die

Talsohle durchschritten, für Spanien wird dasselbe für die kommenden

Monate erwartet, und auch aus Italien kommen ermutigende Nachrichten.

Dies ist jedoch längst beispielsweise in den nachgebenden

Bondrenditen der Staatsanleihen dieser Länder, in den engeren Credit

Swaps und auch in der Rally der Aktienmärkte seit Jahresbeginn

eingepreist, die nicht vollständig liquiditätsgetrieben war. Alles in

allem wird an den Märkten aktuell kein Grund für Champagnerlaune

gesehen. Es gab also am Freitag eher Selters als Sekt.

Bleibt noch die Frage, ob mit den griechischen Credit Default

Swaps (CDS) ein Damoklesschwert über dem Markt hängt, was ebenfalls

zu der verhaltenen Stimmung beigetragen haben könnte. Hinter

vorgehaltener Hand sprachen Spitzenbanker von größeren

CDS-Engagements auch deutscher Häuser, wobei ein Haus umfangreiche

Positionen halten soll. Und immerhin räumte die österreichische KA

Finanz, die 'Bad Bank' der verstaatlichten Kommunalkredit Austria, am

Freitagabend mehr als 400 Mill. Euro Belastungen aus den

Griechenland-CDS ein. Folgt man allerdings der Darstellung des

Derivatehändlerverbandes International Swaps and Derivatives

Association (ISDA), so sollte das Kreditereignis nicht zu größeren

Verwerfungen oder einer Kettenreaktion führen. Die Organisation

spricht im Fall Griechenlands unter Berufung auf Daten des bei CDS

führenden Clearinghauses Depository Trust and Clearing Corp. (DTCC)

von einem offenen Netto-Nominalbetrag von lediglich 3,2 Mrd. Dollar.

Am Markt wird ebenfalls davon ausgegangen, dass sich die Auswirkungen

bei Fälligkeit der CDS in Grenzen halten.

Was aber nicht heißt, dass es bei dem einen oder anderen Institut

nicht doch noch zu Überraschungen kommen kann. Selters statt Sekt

scheint auch aus diesem Grund angebracht zu sein.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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