Börsen-Zeitung: Vertrauen ist alles, Kommentar zu den
Liquiditätsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB), von Georg
Blaha.
Frankfurt (ots) - Schön, wenn mal jemand mit sich zufrieden ist
und gesundes Selbstbewusstsein ausstrahlt: Mario Draghi, seit
November Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), stellte auf der
ersten Pressekonferenz der Notenbank im neuen Jahr seinen
außerordentlichen Liquiditätsmaßnahmen ein gutes Zeugnis aus. Der
Dreijahrestender der EZB vom Dezember habe eine Kreditklemme in der
Eurozone verhindert. Die Banken hätten durch das langfristige
Geschäft eine Absicherung gegen Liquiditätsengpässe erhalten. Bei dem
Ende Februar folgenden Dreijahresgeschäft erwartet Draghi eine
'substanzielle Nachfrage' seitens der Banken.
Neben einem zufriedenen Notenbankchef gab es am Donnerstag ein
weiteres Ereignis, das die Gemüter bzw. die Märkte bewegte. Spanien
konnte Staatsanleihen im Wert von 10 Mrd. Euro an den Mann bringen,
gut das Doppelte des angekündigten Emissionsvolumens. Dabei waren
fallende Renditen zu verzeichnen. Die Laufzeit der Anleihen: drei
Jahre.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, möchte man rufen. Im Markt ist
schon länger vom 'Sarko-Trade' die Rede, in Anspielung auf Äußerungen
von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Hierbei sollen die Banken,
ähnlich wie schon 2009, die günstige EZB-Liquidität nutzen, um
Anleihen von Euro-Peripheriestaaten zu kaufen. Einmal davon
abgesehen, dass solch eine indirekte Finanzierung von Staaten durch
die Zentralbank ordnungspolitisch, höflich gesagt, höchst
problematisch wäre: So einfach geht es dann doch nicht. Vertrauen ist
alles beim Staatsanleihekauf.
Zu Recht wies Draghi darauf hin, dass die Käufer von
Staatsanleihen nicht notwendigerweise Banken aus der Eurozone sein
müssen, sondern sich auch aus anderen Finanzinvestoren und
ausländischen Anlegern zusammensetzen, die sich nicht über die EZB
refinanzieren können. Diese Anleger haben andere Alternativen als
Anleihen von Euro-Problemländern. Auf Bonds aus der Währungsunion
setzen sie nur, wenn sie wieder Vertrauen in die Finanzkraft dieser
Länder gewinnen. 'Sarko-Trades' mit Notenbankgeld, selbst in
Fantastilliardenhöhe, helfen dabei nicht.
So soll(te) es ja eigentlich auch sein: Die EZB steht mit
flankierenden Maßnahmen zur Seite, das Vertrauen der Märkte muss aber
die Politik mit glaubhaften Reformen und Bekenntnissen zur Stabilität
der Währungsunion liefern. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich erst
bei den Versteigerungen von Staatsanleihen zeigen, deren Laufzeit
über drei Jahre hinausgeht.
(Börsen-Zeitung, 13.1.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Liquiditätsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB), von Georg
Blaha.
Frankfurt (ots) - Schön, wenn mal jemand mit sich zufrieden ist
und gesundes Selbstbewusstsein ausstrahlt: Mario Draghi, seit
November Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), stellte auf der
ersten Pressekonferenz der Notenbank im neuen Jahr seinen
außerordentlichen Liquiditätsmaßnahmen ein gutes Zeugnis aus. Der
Dreijahrestender der EZB vom Dezember habe eine Kreditklemme in der
Eurozone verhindert. Die Banken hätten durch das langfristige
Geschäft eine Absicherung gegen Liquiditätsengpässe erhalten. Bei dem
Ende Februar folgenden Dreijahresgeschäft erwartet Draghi eine
'substanzielle Nachfrage' seitens der Banken.
Neben einem zufriedenen Notenbankchef gab es am Donnerstag ein
weiteres Ereignis, das die Gemüter bzw. die Märkte bewegte. Spanien
konnte Staatsanleihen im Wert von 10 Mrd. Euro an den Mann bringen,
gut das Doppelte des angekündigten Emissionsvolumens. Dabei waren
fallende Renditen zu verzeichnen. Die Laufzeit der Anleihen: drei
Jahre.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, möchte man rufen. Im Markt ist
schon länger vom 'Sarko-Trade' die Rede, in Anspielung auf Äußerungen
von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Hierbei sollen die Banken,
ähnlich wie schon 2009, die günstige EZB-Liquidität nutzen, um
Anleihen von Euro-Peripheriestaaten zu kaufen. Einmal davon
abgesehen, dass solch eine indirekte Finanzierung von Staaten durch
die Zentralbank ordnungspolitisch, höflich gesagt, höchst
problematisch wäre: So einfach geht es dann doch nicht. Vertrauen ist
alles beim Staatsanleihekauf.
Zu Recht wies Draghi darauf hin, dass die Käufer von
Staatsanleihen nicht notwendigerweise Banken aus der Eurozone sein
müssen, sondern sich auch aus anderen Finanzinvestoren und
ausländischen Anlegern zusammensetzen, die sich nicht über die EZB
refinanzieren können. Diese Anleger haben andere Alternativen als
Anleihen von Euro-Problemländern. Auf Bonds aus der Währungsunion
setzen sie nur, wenn sie wieder Vertrauen in die Finanzkraft dieser
Länder gewinnen. 'Sarko-Trades' mit Notenbankgeld, selbst in
Fantastilliardenhöhe, helfen dabei nicht.
So soll(te) es ja eigentlich auch sein: Die EZB steht mit
flankierenden Maßnahmen zur Seite, das Vertrauen der Märkte muss aber
die Politik mit glaubhaften Reformen und Bekenntnissen zur Stabilität
der Währungsunion liefern. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich erst
bei den Versteigerungen von Staatsanleihen zeigen, deren Laufzeit
über drei Jahre hinausgeht.
(Börsen-Zeitung, 13.1.2012)
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