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Veröffentlicht am 09.12.2011, 20:46
Aktualisiert 09.12.2011, 20:48
Börsen-Zeitung: Vom Gipfel enttäuscht, Börsenkommentar 'Marktplatz',

von Dieter Kuckelkorn.

Frankfurt (ots) - Die Krisen sind die großen Einiger. Das hat Jean

Monnet, Europäer der ersten Stunde, bereits vor vielen Jahren

festgestellt. Die Aussage scheint auch diesmal zu stimmen: Die 17

Staaten der Eurozone plus fast alle EU-Mitglieder außerhalb der

Eurozone haben sich auf schärfere Sanktionen bei einer künftigen

Missachtung der Grundsätze der Haushaltsdisziplin geeinigt. Man kann

die Übereinkunft durchaus als historisch betrachten - auch wenn sie

den erheblichen Schönheitsfehler hat, dass sich mit Großbritannien

ein einziges, aber wichtiges EU-Mitglied dem Deal entzogen und damit

sogar die angestrebte Reformierung des EU-Vertrags sabotiert hat.

Trotz der historischen Tragweite halten sich die Reaktionen an den

Märkten in engen Grenzen. Der Euro bleibt unter der Marke von 1,34

Dollar kleben, so als wäre nichts geschehen. Der Dax hat am Freitag

zwar um 1,9% auf knapp unter 6000 Punkte angezogen. Dafür gibt es

aber vor allem einen Grund, der mit dem EU-Gipfel nichts zu tun hat:

China legt einen neuen Fonds auf, um seine gigantischen

Devisenreserven nun auch stärker in Europa zu investieren.

Dass die Reaktionen auf die EU-Einigung dürftig ausgefallen sind,

liegt vor allem daran, dass die Akteure an den Kapitalmärkten

deutlich mehr erhofft hatten. Sie wollten positiv überrascht werden.

Mit den Ansätzen einer Fiskalunion, so bedeutsam diese für die

Weiterentwicklung der Europäischen Union sein mag, haben die

Marktteilnehmer nur wenig am Hut. Ihnen kommt es darauf an, dass dort

mehr getan wird, wo es aus ihrer Sicht brennt. Dies ist zum einen der

Bankensektor, der zwar von der am Donnerstag angekündigten Flutung

der Geldmärkte mit Liquidität durch die Europäische Zentralbank

profitiert, aber weiterhin nicht in den Genuss der Wohltat

unbegrenzter Stützungskäufe von Anleihen der Krisenstaaten kommt.

Zum anderen lässt die Einigung Staaten wie Italien, Spanien und

Griechenland weiter im Regen stehen. Sie erhalten keine

(zusätzlichen) Hilfen und müssen sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf

ziehen - ein Unterfangen, dessen Ausgang nach Ansicht vieler Anleger

ungewiss ist. Ob ein mit großen Belastungen für die Allgemeinheit

verbundener Bail-out der Banken und der Krisenstaaten, wie ihn sich

viele Marktteilnehmer mit Blick auf die eigenen finanziellen

Interessen insgeheim erhofft hatten, sinnvoll ist, sei dahingestellt.

Tatsache ist aber, dass seine Abwesen-heit dafür sorgt, dass die

Ergebnisse des Gipfels die Märkte kaltlassen.

Kalt lässt die Akteure an den Kapitalmärkten auch, dass sich

Großbritannien nun weitestgehend isoliert hat - was zumindest

langfristig negative Folgen für das britische Pfund haben könnte.

Aktuell hat die Insel-Währung kaum reagiert. Der Euro notierte am

Freitagabend mit 0,854 Pfund in etwa auf Vortagesstand. Immerhin ist

dies ein Monatshoch des britischen Pfund. Der Euro hat inzwischen die

deutlichen Gewinne, die er im Sommer gegenüber dem Stand zum

Jahresanfang aufwies, komplett verloren. Die relative Stärke des

Pfund gegenüber dem Euro ist darauf zurückzuführen, dass

Großbritannien zumindest für einen Teil der Investoren als sicherer

Hafen gilt. Dieser Status der Insel wird auch an den extrem niedrigen

Renditen britischer Staatsanleihen deutlich.

Das von dem britischen Premier David Cameron eingebrachte Veto

dürfte allerdings zur Folge haben, dass der britische Einfluss auf

die Kernstaaten der EU stark zurück-geht. Großbritannien wird künftig

noch mehr als bisher auf sich selbst gestellt sein. Die Tatsache,

dass die Insel über eine eigene Währung verfügt, hatte bislang zwar

überwiegend Vorteile. So hat sie verhindert, dass trotz einer für ein

Triple-A-Land sehr hohen Verschuldung noch wesentlich drastischere

Sparmaßnahmen notwendig wurden.

Das Land erscheint jedoch anfällig: Ein Untergang des Euro würde

die britische Volkswirtschaft schwer treffen. Und nach der

Deindustrialisierung der vergangenen Jahrzehnte hat die

krisengeschüttelte Finanzindustrie der Londoner City in der

britischen Volkswirtschaft ein ungesund hohes Gewicht - während

Cameron die von den übrigen EU-Staaten gewünschte stärkere

Regulierung des Finanzsektors blockiert. Es ist also durchaus

denkbar, dass sich das Marktsentiment mittelfristig gegen das Pfund

stellt. Dies ist dann zu erwarten, wenn dieEU bei der

Krisenbewältigung deutliche Fortschritte erzielt, für die die

Gipfelbeschlüsse vom Freitag vielleicht den Grundstein legen.

(Börsen-Zeitung, 10.12.2011)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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