Börsen-Zeitung: Vom Schnupfen kuriert, Marktkommentar von Dieter
Kuckelkorn
Frankfurt (ots) - Wenn die Märkte der entwickelten Länder niesen,
haben die Emerging Markets einen Schnupfen. Diese Weisheit hat sich
wieder einmal bestätigt: Das vergangene Jahr war von der europäischen
Schuldenkrise, einer in den USA ebenfalls zu hohen Staatsverschuldung
sowie im zweiten Halbjahr 2011 von massiven Konjunkturängsten
gekennzeichnet. Demgegenüber sahen die Schwellenländer wesentlich
besser aus.
Die Staatsschulden sind in fast allen Emerging Markets - vor allem
den asiatischen - wesentlich niedriger als in der Ersten Welt. Zudem
ist die Konjunktur in den betreffenden Regionen wesentlich robuster,
ein Rückfall in die Rezession, wie er für die USA und Europa
diskutiert worden ist, stand erst gar nicht zur Debatte. Ein
kritischer Punkt war zwar die Inflation, die in einigen Ländern
kräftig aus dem Ruder zu laufen schien - die entsprechenden Sorgen
der Anleger waren zumindest im Nachhinein übertrieben. Trotz der
besseren Situation der Schwellenländer wurden deren Finanzmärkte aber
2011 schwer getroffen. Anleger aus den etablierten Märkten sind nicht
etwa in die solideren Emerging Markets geflohen, sie zogen
stattdessen in großem Umfang Mittel ab, weil sie woanders
Finanzlöcher zu stopfen hatten.
Renaissance des Risikos
Inzwischen, so scheint es, ist der Schnupfen der Emerging Markets
auskuriert. Die Märkte haben von der Aufhellung der konjunkturellen
Perspektiven, der größeren Zuversicht der Investoren sowie der damit
verbundenen Renaissance der Risiko-Assets profitiert. Die Anleger
sind in Scharen in die Schwellenländer zurückgekehrt. Aus den
entsprechenden Aktienfonds wurden im gesamten vergangenen Jahr netto
50 Mrd. Dollar abgezogen, im laufenden Turnus sind per 15. Februar
bereits 17 Mrd. Dollar reinvestiert worden. Emerging-Market-Bondfonds
erhielten bislang Nettozuflüsse von 3,8 Mrd. Dollar. Je früher
Investoren wieder in die Emerging Markets eingestiegen sind, desto
mehr besteht aktuell Grund zur Freude. Der MSCI Emerging Markets als
der wichtigste Aktienindex für die Schwellenländer hat seit
Jahresanfang 13% zugelegt. Ausgehend vom Stand per Mitte Dezember
2011 beträgt der Anstieg sogar satte 18%. Dies vergleicht sich mit
einem Minus im gesamten vergangenen Jahr von rund 20%. Viele
Analysten sind auch grundsätzlich weiter positiv für die
Schwellenländer gestimmt. So wird bei Barclays neben der
Positionierung der Anleger und dem steigenden Risikoappetit auf die
attraktiven Bewertungen hingewiesen.
Allerdings könnte es nach der kräftigen Rally der Emerging Markets
nun zunächst eine Korrektur geben. Dafür spricht, dass sich viele
Investoren bereits darauf einstellen. So haben die Nettozuflüsse
wieder spürbar nachgelassen. In der Woche per 15.Februar sind nur
noch 2,2 Mrd. Dollar in Schwellenländer-Aktienfonds gegangen, in den
fünf Handelstagen davor waren es 5,5 Mrd. Dollar. Eine Korrektur muss
allerdings nicht unbedingt ein Grund zu ernster Sorge sein. Viele
Marktteilnehmer fühlen sich an die Entwicklung der Jahre 2006 und
2007 erinnert. Damals hatte es nach einem starken Auftakt ebenfalls
eine Korrektur gegeben, die 2006 sogar besonders ausgeprägt war. In
beiden Jahren war per Ultimo dann ein kräftiger Jahresgewinn zu
verzeichnen.
Allerdings gibt es für das grundsätzlich positive Anlageszenario
auch Risiken. Investoren sind beispielsweise gut beraten, den
weiteren Verlauf der Griechenland-Krise genau zu beobachten. Die
Entwicklung der vergangenen Tage - vor allem die anhaltende
Hängepartie um die Auszahlung des zweiten Hilfspakets - tat den
Schwellenländer-Assets nämlich nicht besonders gut, der MSCI Emerging
Markets weist für die gerade beendete Handelswoche ein Minus auf.
Belastet hat zudem die Herabstufung von sechs europäischen Ländern
durch die Ratingagentur Moody's. Dass sich Moody's nun auch noch die
Finanzindustrie vornimmt, dürfte das Sentiment nicht gerade
verbessern. Auf mögliche größere systemische Risiken im Zusammenhang
mit der Griechenland-Krise verweisen auch die Analysten von Barclays.
Zudem merken sie an, dass in den Märkten immer noch die Angst vor
einer harten konjunkturellen Landung der chinesischen Volkswirtschaft
zu spüren sei, auch wenn die Analysten von einer sanften Landung
ausgehen.
Damit stellt sich die Frage, welche Anlageziele innerhalb der
Emerging Markets im weiteren Jahresverlauf besonders attraktiv sind.
Die Analysten der Citigroup setzen für 2012 besonders auf die großen
BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China - mit dem Rat,
China überzugewichten. Dafür spreche vor allem, dass die Inflation in
diesen Ländern besonders deutlich zurückgehe.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Kuckelkorn
Frankfurt (ots) - Wenn die Märkte der entwickelten Länder niesen,
haben die Emerging Markets einen Schnupfen. Diese Weisheit hat sich
wieder einmal bestätigt: Das vergangene Jahr war von der europäischen
Schuldenkrise, einer in den USA ebenfalls zu hohen Staatsverschuldung
sowie im zweiten Halbjahr 2011 von massiven Konjunkturängsten
gekennzeichnet. Demgegenüber sahen die Schwellenländer wesentlich
besser aus.
Die Staatsschulden sind in fast allen Emerging Markets - vor allem
den asiatischen - wesentlich niedriger als in der Ersten Welt. Zudem
ist die Konjunktur in den betreffenden Regionen wesentlich robuster,
ein Rückfall in die Rezession, wie er für die USA und Europa
diskutiert worden ist, stand erst gar nicht zur Debatte. Ein
kritischer Punkt war zwar die Inflation, die in einigen Ländern
kräftig aus dem Ruder zu laufen schien - die entsprechenden Sorgen
der Anleger waren zumindest im Nachhinein übertrieben. Trotz der
besseren Situation der Schwellenländer wurden deren Finanzmärkte aber
2011 schwer getroffen. Anleger aus den etablierten Märkten sind nicht
etwa in die solideren Emerging Markets geflohen, sie zogen
stattdessen in großem Umfang Mittel ab, weil sie woanders
Finanzlöcher zu stopfen hatten.
Renaissance des Risikos
Inzwischen, so scheint es, ist der Schnupfen der Emerging Markets
auskuriert. Die Märkte haben von der Aufhellung der konjunkturellen
Perspektiven, der größeren Zuversicht der Investoren sowie der damit
verbundenen Renaissance der Risiko-Assets profitiert. Die Anleger
sind in Scharen in die Schwellenländer zurückgekehrt. Aus den
entsprechenden Aktienfonds wurden im gesamten vergangenen Jahr netto
50 Mrd. Dollar abgezogen, im laufenden Turnus sind per 15. Februar
bereits 17 Mrd. Dollar reinvestiert worden. Emerging-Market-Bondfonds
erhielten bislang Nettozuflüsse von 3,8 Mrd. Dollar. Je früher
Investoren wieder in die Emerging Markets eingestiegen sind, desto
mehr besteht aktuell Grund zur Freude. Der MSCI Emerging Markets als
der wichtigste Aktienindex für die Schwellenländer hat seit
Jahresanfang 13% zugelegt. Ausgehend vom Stand per Mitte Dezember
2011 beträgt der Anstieg sogar satte 18%. Dies vergleicht sich mit
einem Minus im gesamten vergangenen Jahr von rund 20%. Viele
Analysten sind auch grundsätzlich weiter positiv für die
Schwellenländer gestimmt. So wird bei Barclays neben der
Positionierung der Anleger und dem steigenden Risikoappetit auf die
attraktiven Bewertungen hingewiesen.
Allerdings könnte es nach der kräftigen Rally der Emerging Markets
nun zunächst eine Korrektur geben. Dafür spricht, dass sich viele
Investoren bereits darauf einstellen. So haben die Nettozuflüsse
wieder spürbar nachgelassen. In der Woche per 15.Februar sind nur
noch 2,2 Mrd. Dollar in Schwellenländer-Aktienfonds gegangen, in den
fünf Handelstagen davor waren es 5,5 Mrd. Dollar. Eine Korrektur muss
allerdings nicht unbedingt ein Grund zu ernster Sorge sein. Viele
Marktteilnehmer fühlen sich an die Entwicklung der Jahre 2006 und
2007 erinnert. Damals hatte es nach einem starken Auftakt ebenfalls
eine Korrektur gegeben, die 2006 sogar besonders ausgeprägt war. In
beiden Jahren war per Ultimo dann ein kräftiger Jahresgewinn zu
verzeichnen.
Allerdings gibt es für das grundsätzlich positive Anlageszenario
auch Risiken. Investoren sind beispielsweise gut beraten, den
weiteren Verlauf der Griechenland-Krise genau zu beobachten. Die
Entwicklung der vergangenen Tage - vor allem die anhaltende
Hängepartie um die Auszahlung des zweiten Hilfspakets - tat den
Schwellenländer-Assets nämlich nicht besonders gut, der MSCI Emerging
Markets weist für die gerade beendete Handelswoche ein Minus auf.
Belastet hat zudem die Herabstufung von sechs europäischen Ländern
durch die Ratingagentur Moody's. Dass sich Moody's nun auch noch die
Finanzindustrie vornimmt, dürfte das Sentiment nicht gerade
verbessern. Auf mögliche größere systemische Risiken im Zusammenhang
mit der Griechenland-Krise verweisen auch die Analysten von Barclays.
Zudem merken sie an, dass in den Märkten immer noch die Angst vor
einer harten konjunkturellen Landung der chinesischen Volkswirtschaft
zu spüren sei, auch wenn die Analysten von einer sanften Landung
ausgehen.
Damit stellt sich die Frage, welche Anlageziele innerhalb der
Emerging Markets im weiteren Jahresverlauf besonders attraktiv sind.
Die Analysten der Citigroup setzen für 2012 besonders auf die großen
BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China - mit dem Rat,
China überzugewichten. Dafür spreche vor allem, dass die Inflation in
diesen Ländern besonders deutlich zurückgehe.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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