😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

ots.CorporateNews: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Wechselspiel, Börsenkommentar ...

Veröffentlicht am 29.06.2012, 20:17
Börsen-Zeitung: Wechselspiel, Börsenkommentar 'Marktplatz', von

Christopher Kalbhenn.

Frankfurt (ots) - Die Art und Weise, wie die Investoren in diesem

Jahr disponieren, erinnert stark an eine Achterbahnfahrt. War der

Risikoregler zum Auftakt auf nahezu null gestellt, wurde er in den

ersten drei Monaten - getragen von beruhigenden Effekten der

Dreijahrestender der Europäischen Zentralbank und positiv

überraschenden Konjunkturdaten - energisch nach oben geschoben. Mit

Beginn des zweiten Quartals zeigte sich jedoch, dass die zum

Jahresbeginn vorherrschende Vorsicht richtig war: Die Wahlen in

Frankreich und Griechenland waren das Fanal für eine erneute

Verschärfung der Schuldenkrise, und eine enttäuschende konjunkturelle

Datenentwicklung vor allem in China und den USA sorgte für

zusätzliche Beunruhigung. In der Folge wurde der Risikoregler wieder

Richtung null bewegt. 'Risk on - Risk off' wird dieses Wechselspiel

im angelsächsischen Raum genannt.

Im Ergebnis sind im ersten Halbjahr als sicher geltende Anlagen

wie die mit 'AAA' bewerteten Staatsanleihen die Gewinner. Rund 4% hat

ein Anleger erwirtschaftet, der zum Jahresbeginn in zehnjährige

Bundesanleihen investiert hat. Amerikanische Staatsanleihen mit

Laufzeiten von mehr als zehn Jahren brachten, gemessen an dem

entsprechenden iBoxx-Index, rund 5,5%. Die Flucht in Sicherheit hat

die Renditen auf vorher nicht erwartete Rekordtiefen gedrückt. Das

Nachsehen hatten Risiko-Assets wie Rohstoffe, darunter insbesondere

Öl und Industriemetalle, oder auch die Anleihen der angeschlagenen

Staaten der Eurozonen-Peripherie. Die Aktienmärkte konnten sich

immerhin halten. Der Stoxx Europe 600 hat seit dem Jahresbeginn um

2,7% zugelegt. Allerdings wird die Risikoscheu in der

Sektorenentwicklung sichtbar. Schlusslichter sind die zyklischen

Grundstoffaktien mit einem Indexminus von 7%, während defensive

Aktien wie Nestlé, Diageo oder LVMH bei den Sicherheit suchenden

Investoren gefragt waren und die entsprechenden Stoxx-Branchenindizes

bis zu 10% gewannen.

Zum Halbjahresultimo ist der Risikoregler wieder nach oben

geschoben worden. Aktien haben stark zugelegt, Bundesanleihen

deutlich nachgegeben. Safe-Haven-Währungen haben deutliche Einbußen

erlitten, Risikowährungen wie der australische Dollar kräftig

zugelegt. Damit reagierten die Märkte auf die Beschlüsse des

EU-Gipfels. Anders als etwa nach dem Hilfsantrag Spaniens oder

anderen positiv aufgenommenen Ereignissen im Zusammenhang mit der

Schuldenkrise verpuffte die Wirkung nicht sogleich. Dass die Wirkung

sehr nachhaltig sein wird, ist jedoch zweifelhaft.

Zwar hat der Gipfel mit dem Wachstumsprogramm, den beschlossenen

Anleihekäufen des Rettungsschirms und der Rekapitalisierung von

Banken durch den Stabilitätsfonds beeindruckendere Resultate

produziert als die meisten anderen Spitzentreffen zuvor. Einer Lösung

der Staatsschuldenkrise ist die Eurozone jedoch keinen Deut näher

gekommen. Die Anlagestrategen von Julius Bär, die von einem

'Placebo-Gipfel' sprechen, sind der Auffassung dass der mittlerweile

19.Euro-Krisengipfel nicht erfolgreicher war als die anderen. Die

Fronten hätten sich weiter verhärtet, die Ergebnisse seien vage und

taugten nicht zu einer grundsätzlichen Änderung der Lageeinschätzung

bezüglich der Schuldenkrise. Der Eindruck, den dieser Gipfel erwecke,

sei, dass sich jeder Nationalstaat, so gut es gehe, aus den neuen und

alten Töpfen der Europäischen Union bediene.

Auch die Bank of New York Mellon lässt kein gutes Haar an den

Beschlüssen des Gipfels. Sie gingen die strukturellen Probleme, die

die Krise ausgelöst hätten, überhaupt nicht an. Es sei klar, dass die

Beschlüsse Deutschland mit extremem Druck abgepresst worden seien.

Als Folge erscheine Deutschland nun sowohl politisch isoliert als

auch extrem verärgert. Das sei eine gefährliche Kombination.

Sorgen bereitet dem Institut aber vor allem die Lage

Griechenlands. Auf dem Gipfel sei nicht das Geringste unternommen

worden, um zu verhindern, dass Griechenland im Verlauf des Sommers

bankrottgeht. Angesichts der Tatsache, dass dem Land Berichten

zufolge am 20.Juli das Geld ausgehen werde, und der von deutscher

Seite ausgesprochenen Warnung, dass die Überprüfung der Spar- und

Reformfortschritte Griechenlands durch die Troika eher Wochen als

Tage dauern werde, sei dieses Risiko nicht trivial. Angesichts

solcher Voraussetzungen wird die Begeisterung über den Gipfel recht

schnell wieder der Ernüchterung weichen, und die Investoren werden

den Regler wieder ein Stück nach unten schieben.

(Börsen-Zeitung, 30.6.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377

Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.