NÜRNBERG (dpa-AFX) - "Nürnberger Zeitung" zu Irak
Vor drei Jahren konnte es der Regierung des schiitischen Premiers Nuri al-Maliki im Irak nicht schnell genug gehen, die ungeliebten Amerikaner aus dem Land zu bugsieren. Jetzt bittet er die frühere Besatzungsmacht händeringend um Waffenhilfe gegen den Sturmlauf der sunnitischen Isis-Miliz. US-Außenminister John Kerry, der gestern überraschend Bagdad besucht hat, wird allerdings den Teufel tun, der Bitte des Irakers in der gewünschten Form nachzukommen. Während seiner Amtszeit hat es Maliki geschafft, sich nicht nur Sunniten und Kurden, sondern zum Teil auch die eigene, schiitische Klientel zum Feind zu machen. Das vielleicht schon unumkehrbare Ergebnis ist ein abgespaltenes Kurdistan und ein sich gerade herausbildendes Sunnitistan. Manche Beobachter sehen sogar den Zerfall des Irak in vier Teile voraus, mit einem Schiitistan im Süden und einem Alawitistan im Nordwesten.tb