HAMBURG (dpa-AFX) - Die Finanzkrise lässt nach Ansicht des Wirtschaftspsychologen Erich H. Witte alte Vorurteile zwischen den europäischen Ländern wieder aufflammen. 'Durch den Streit um die Verschuldung von Ländern kommen plötzlich wieder alte Vorurteile nach oben - wie etwa das von den 'faulen Griechen'', sagte der Hamburger Psychologie-Professor der Nachrichtenagentur dpa. 'Das hat eine enorme Sprengkraft, was den europäischen Gedanken angeht.'
Plötzlich kochten zwischen den Ländern wieder Antipathien hoch, die durch die europäische Bewegung überwunden schienen. Witte hält diese 'neuen alten Vorurteile' für eine große Gefahr der Finanzkrise. 'Die Verschuldung von Ländern hat eine katastrophale Folge - nicht weil es um Geld geht, sondern um diese Vorurteile. Man betont damit die Differenzen in Europa.'
Als Beispiel nannte der 65-Jährige Berichte in griechischen Medien mit harschen Vorwürfen an Deutschland - etwa dass Deutschland die Euro-Krise dazu nutze, Entlassungen und Lohnkürzungen in Griechenland zu forcieren. 'Dann heißt es: Früher haben die Deutschen es mit Soldaten und Panzern gemacht, heute mit dem Euro', sagte Witte. In Deutschland wiederum schimpften manche angesichts der Schuldenkrise: 'Wir müssen wieder zahlen, wir wollen die D-Mark zurück.'
Wenn es Konflikte gebe, betonte der Psychologe, entstünden auch gleich Vorurteile. Allerdings habe die europäische Idee auch einen großen Nachteil: 'Sie ist eine sehr abstrakte Idee - und damit können Menschen überhaupt nicht gut umgehen.'
Dass der politische Umgang mit der Euro-Krise mitunter kopflos wirke, hänge vor allem damit zusammen, 'dass niemand das wirklich durchschauen kann': 'Fachleute nicht, und Politiker erst recht nicht.' Nicht einmal die Wirtschaftswissenschaftler wüssten, was genau an den Märkten passiere, kritisierte Witte. 'Es gibt keine wirklich guten Modelle und Theorien, um das zu verstehen. Die Politiker können aber nicht schlauer sein als die Wissenschaftler.'/DP/zb
Plötzlich kochten zwischen den Ländern wieder Antipathien hoch, die durch die europäische Bewegung überwunden schienen. Witte hält diese 'neuen alten Vorurteile' für eine große Gefahr der Finanzkrise. 'Die Verschuldung von Ländern hat eine katastrophale Folge - nicht weil es um Geld geht, sondern um diese Vorurteile. Man betont damit die Differenzen in Europa.'
Als Beispiel nannte der 65-Jährige Berichte in griechischen Medien mit harschen Vorwürfen an Deutschland - etwa dass Deutschland die Euro-Krise dazu nutze, Entlassungen und Lohnkürzungen in Griechenland zu forcieren. 'Dann heißt es: Früher haben die Deutschen es mit Soldaten und Panzern gemacht, heute mit dem Euro', sagte Witte. In Deutschland wiederum schimpften manche angesichts der Schuldenkrise: 'Wir müssen wieder zahlen, wir wollen die D-Mark zurück.'
Wenn es Konflikte gebe, betonte der Psychologe, entstünden auch gleich Vorurteile. Allerdings habe die europäische Idee auch einen großen Nachteil: 'Sie ist eine sehr abstrakte Idee - und damit können Menschen überhaupt nicht gut umgehen.'
Dass der politische Umgang mit der Euro-Krise mitunter kopflos wirke, hänge vor allem damit zusammen, 'dass niemand das wirklich durchschauen kann': 'Fachleute nicht, und Politiker erst recht nicht.' Nicht einmal die Wirtschaftswissenschaftler wüssten, was genau an den Märkten passiere, kritisierte Witte. 'Es gibt keine wirklich guten Modelle und Theorien, um das zu verstehen. Die Politiker können aber nicht schlauer sein als die Wissenschaftler.'/DP/zb