Frankfurt, 15. Jun (Reuters) - Das deutsche Ratinghaus Scope erwägt, sein Geschäftsfeld deutlich auszuweiten und damit die Vormachtstellung der drei großen US-Ratingagenturen anzugreifen. "Wir denken durchaus sehr konkret darüber nach und werden auch bald eine Entscheidung treffen", sagte Geschäftsführer Florian Schoeller der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag am Rande einer Immobilienkonferenz. Die im Jahr 2000 gegründete Scope ist bislang auf Ratings von offenen Immobilienfonds, geschlossenen Fonds und Zertifikaten spezialisiert und analysiert nach eigenen Angaben Vermögenswerte im Volumen von mehr als 230 Milliarden Euro. "Wenn wir uns dafür entscheiden, würden wir natürlich mit der Königsdisziplin beginnen; mit den Banken", so Schoeller.
In diesem Fall werde Scope in Vorleistung gehen und die Ratings auf eigene Kosten erstellen; in der Erwartung sie dann verkaufen zu können. Die Ratings von Standard & Poors, Moody's und Fitch entstehen dagegen zu einem großen Teil in Auftragsarbeit. Die Nähe der Ratingagenturen zu ihren Kunden wird als einer der Gründe für die Finanzkrise von Politikern angeprangert.
Mit Blick auf die Diskussionen um die Schaffung einer
europäischen Ratingagentur hält Schoeller auch die Überlegungen
für sinnvoll, dass Kreditversicherer wie die
Allianz
Um die geforderte Unabhängigkeit zu ermöglichen, regt Schoeller eine zentrale staatliche Stelle an. Diese solle bestimmen, welche Ratingagentur welchen Auftrag erhält - im weitesten Sinne vergleichbar der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Ralf Banser)