ROUNDUP 2: Salzgitter vor Übernahmeangebot - Aktie schießt nach oben

Veröffentlicht am 05.11.2024, 12:24
Aktualisiert 05.11.2024, 12:30
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(neu: Statement der niedersächsischen Landesregierung, Kurs)

SALZGITTER (dpa-AFX) - Überraschender Paukenschlag bei Salzgitter : Der Stahlkonzern könnte womöglich von seinem zweitgrößten Aktionär übernommen werden. Die GP Günter Papenburg AG erwägt zusammen mit der TSR Recycling GmbH & Co. KG eine entsprechende Offerte. Offen sind zwar noch viele Fragen - etwa, wie viel den Investoren eine mögliche Übernahme wert ist. Doch allein die Aussicht auf ein Angebot ließ die Börsianer am Dienstag jubeln. Für die Anleger sei dies eine "willkommene Überraschung", sagte ein Händler. Die Landesregierung Niedersachsen als größter Salzgitter-Aktionär kündigte unterdessen eine sehr gründliche Prüfung an.

Die im Index der kleineren Werte SDax gelistete Salzgitter-Aktie notierte am späten Vormittag rund ein Drittel höher, nachdem sie erst kürzlich noch auf einem Tief seit vier Jahren angekommen war. Durch den Sprung ist der Kurs nun zurück auf dem höchsten Niveau seit Juli. Salzgitter wird an der Börse nun mit rund 1,1 Milliarden Euro bewertet. Für die Kummer gewöhnten Aktionäre ist das Papier aber immer noch ein sehr saurer Drops mit einem Kursverlust von gut 34 Prozent seit dem Jahreswechsel.

Auch Analysten begrüßten das potenzielle Übernahmeangebot. Eine formelle Offerte wäre positiv für den Aktienkurs, der nach mehreren Gewinnwarnungen in diesem Jahr und wegen anhaltend schwacher Stahlpreise und Margen sowie hoher Investitionen in die klimaneutrale Stahlproduktion weiter gefallen sei, schrieb etwa UBS-Analyst Andrew Jones in einer ersten Reaktion.

Wann das Angebot kommen könnte, hängt von mehreren Faktoren ab. So sei eine mögliche Offerte unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass das Konsortium einschließlich des eigenen Anteils mindestens 45 Prozent plus eine Aktie erhalte, hieß es von Salzgitter weiter. Die mögliche Höhe des Angebotspreises sei dem Konzern bislang noch nicht verkündet worden.

Das Familienunternehmen GP Günter Papenburg betätigt sich eigenen Angaben zufolge in den Bereichen Bau und Projekte, Rohstoffe und Logistik, Technologie und Projekte sowie Recycling und Verwertung. Papenburg hält derzeit 25,10 Prozent an Salzgitter und folgt damit an zweiter Stelle hinter Niedersachsen - das Land ist über die Hannoversche Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen mbH (HanBG) mit rund 26,5 Prozent beteiligt.

"Die Landesregierung prüft die beabsichtigte Übernahme der wirtschaftlichen Kontrolle über die Salzgitter AG (ETR:SZGG) durch die GP Günter Papenburg Aktiengesellschaft und die TSR Recycling GmbH & Co. KG sowie die damit verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen sehr gründlich", teilte Niedersachsen unterdessen auf dpa-Anfrage mit. Man wolle dabei insbesondere die Belange der Beschäftigten berücksichtigen. Eine inhaltliche Positionierung werde erst nach Abschluss der Prüfung möglich sein.

"Wir sind von der Richtungsentscheidung der Salzgitter AG hin zu Grünem Stahl nach wie vor fest überzeugt und möchten das Unternehmen auf diesem zukunftsorientierten Weg auch weiter konstruktiv begleiten", hieß es in dem Statement der Landesregierung weiter.

Für Analyst Christian Obst von der Baader Bank ist ein privater Eigentümer wie GP Günter Papenburg, der tief in der Branche verwurzelt sei, womöglich für Salzgitter die "bessere Alternative", um den Konzern bei seinem schwierigen, unsicheren und langen Umbau zu unterstützen.

Während Konkurrent Thyssenkrupp (ETR:TKAG) zuletzt einen Stellenabbau ankündigte, schnürt auch Salzgitter den Gürtel enger. Erst Ende Oktober kappte das Management seine Prognose erneut - es war das dritte Mal in diesem Jahr. Der Konzern rechnet nun im laufenden Jahr mit einem noch stärkeren Umsatzrückgang als bisher und mit einem Verlust vor Steuern von bis zu 325 Millionen Euro. Zuvor hatte Salzgitter noch mit einem ausgeglichenen Vorsteuerergebnis gerechnet. Der Umsatz dürfte nun um bis zu zwölf Prozent in diesem Jahr sinken.

Salzgitter-Chef Gunnar Groebler kündigte zudem einen schärferen Sparkurs an, von dem vor allem das Handelsgeschäft betroffen sein dürfte. Der Manager hatte die härteren Maßnahmen mit der ausgeprägten Schwächeperiode in wichtigen Zielmärkten begründet.

Sollte es zu einer Übernahme von Salzgitter kommen, könnte das auch Einfluss auf den Kupferkonzern Aurubis (ETR:NAFG) haben. Aktuell hält Salzgitter rund 30 Prozent der Anteile. Die Aurubis-Aktie legte zuletzt um sechs Prozent zu.

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