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ROUNDUP 2: Schweizerische Nationalbank überlässt Franken dem freien Markt

Veröffentlicht am 15.01.2015, 15:34
ROUNDUP 2: Schweizerische Nationalbank überlässt Franken dem freien Markt
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ZÜRICH/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Schweizer Wirtschaft verliert ihren Schutzschirm und die Finanzmärkte spielen verrückt: Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag ihren Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro überraschend aufgehoben hatte, rauschten die Aktienkurse in Europa in die Tiefe und der Franken gewann kräftig an Wert. Ziel des vor mehr als drei Jahren eingeführten Mindestkurses war es, eine zu starke Aufwertung der Schweizer Währung zu verhindern, um die Exporte des Landes nicht zu gefährden.

Die Finanzmärkte wurden von der Entscheidung komplett auf dem falschen Fuß erwischt. In der Schweiz brach der Aktienmarkt in der Spitze um annähernd 14 Prozent ein, der Franken wertete zu Euro und Dollar massiv auf. Analysten fanden drastische Worte, sie sprachen von einem "Schocker", gar von einer "Kapitulation" der Notenbank. Auch die Glaubwürdigkeit der Notenbank wurde in Frage gestellt. Andere europäische Aktienmärkte inklusive des deutschen Leitindex Dax (DAX) gerieten ebenfalls in Turbulenzen, fingen sich letztlich aber wieder.

SCHULDENKRISE GRUND FÜR MINDESTKURS

Eingeführt hatte die SNB den Mindestkurs wegen der Schuldenkrise in der Eurozone. Damals hatten Anleger aus dem krisengeschüttelten Währungsraum in Scharen ihr Geld in der als sicher geltenden Schweiz angelegt. Die darauf folgende deutliche Aufwertung des Franken drohte die exportorientierte Wirtschaft im Land zu belasten und verstärkte die Deflationsgefahren. Dieser Entwicklung versuchte die SNB durch den Mindestkurs entgegen zu wirken.

Die SNB begründete die jetzige Aufhebung des Mindestkurses mit der Abschwächung des Euro gegenüber dem US-Dollar. Gleichzeitig habe der Franken zum Dollar abgewertet. Deswegen sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und Aufrechterhaltung des Euro-Franken-Mindestkurses "nicht mehr gerechtfertigt sei", schreibt die SNB.

WEITERE LOCKERUNG IN DER EUROZONE ERWARTET

Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume hätten sich in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter verstärken, hieß es. Damit dürfte die SNB zum einen auf den Euroraum anspielen: Die EZB könnte am 22. Januar mit breit angelegten Anleihekäufen eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik beschließen. Zum anderen steuert die US-Notenbank Fed auf die erste Leitzinsanhebung nach der Finanzkrise zu.

"Die Entscheidung ist für die Finanzmärkte vollkommen überraschend gekommen", sagte Ulrich Wortberg, Devisenexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Man habe allerdings zuletzt in der Notenbankbilanz gesehen, dass die SNB immer mehr an Anleihen aus der Eurozone kaufen musste. In den vergangenen Wochen hatte der Euro-Franken-Kurs an der Grenze von 1,20 Franken förmlich geklebt. Um den Mindestkurs zum Euro zu verteidigen kaufte die SNB laut Händlern vor allem Anleihen aus Deutschland und Frankreich. Nach Einschätzung von Experten sind die Risiken der Notenbank offenbar zu groß geworden.

GLAUBWÜRDIGKEIT IN GEFAHR

"Durch die Entscheidung gefährdet die Notenbank jedoch ihre Glaubwürdigkeit, da sie sich immer zu dem Mindestkurs bekannt hatte", sagte Wortberg. Das Versprechen der SNB war stark: Stets versicherte sie, den Mindestkurs unter allen Umständen zu verteidigen und dazu unbegrenzt Euro anzukaufen. In der Zukunft würden die Märkte der SNB einen neuen Mindestkurs nicht abnehmen, sagte Experte Wortberg.

Die Ausfuhren der Schweiz dürften unter der Entscheidung stark leiden. Nach Einschätzung der Großbank UBS (ETR:UBRA) (VTX:UBSN) könnten die negativen Folgen für die Exportwirtschaft rund 5 Milliarden Franken oder 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen. Produkte aus der Schweiz und Urlaub dort werden beispielsweise für Deutsche teurer. Gleichzeitig dürfte es Unternehmen aus Deutschland und der Eurozone leichter fallen, in die Schweiz zu exportieren.

Zugleich senkte die Notenbank ihre Leitzinsen. Mit der Zinssenkung wolle die SNB die Aufwertung des Franken eingrenzen, die durch die Aufgabe des Wechselkursziels ausgelöst werde, sagte Wortberg. Der Zins für Bankeinlagen bei der SNB fällt um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,75 Prozent. Das Zielband für den Dreimonats-Libor wird weiter in den negativen Bereich verschoben. Es liegt jetzt bei minus 1,25 Prozent bis minus 0,25 Prozent (bisher minus 0,75 Prozent bis 0,25 Prozent).

EURO GERÄT STARK UNTER DRUCK

Der Präsident der Notenbank, Thomas Jordan, zeigte sich zuversichtlich, dass die Zinspolitik der SNB den Auftrieb des Franken bremsen kann: "Der Negativzins wird stark wirken." Die Notenbank will aber auch künftig am Devisenmarkt intervenieren, allerdings nur bei Bedarf.

Nach der Kehrtwende geriet der Euro sofort stark unter Druck und sank unter die Parität zum Franken. Zeitweise fiel er auf das Rekordtief von 0,8517 Franken. Zuletzt erholte sich der Euro wieder etwas und wurde mit 1,0430 Franken gehandelt. Nach Ansicht des Experten Wortberg könnte der Euro sich bei Parität einpendeln.

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