(Neu: Mehr Details und Reaktionen)
WASHINGTON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Möglichkeit einer Fortsetzung der US-Zinswende bereits im Juni hat an den Finanzmärkten starke Reaktionen hervorgerufen. Der amerikanische Dollar legte zu zahlreichen Währungen ebenso zu wie die Marktzinsen in vielen Ländern. Zudem passten Händler ihre Einschätzung einer baldigen Zinsstraffung an: Wurde die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung bereits im Juni vor wenigen Tagen noch bei kaum mehr als Null gesehen, beträgt sie mittlerweile immerhin knapp ein Drittel.
Der US-Dollar legte bereits am Mittwochabend deutlich zu. Der Euro geriet daraufhin unter Druck und fiel am Donnerstagmorgen mit 1,1206 Dollar auf den tiefsten Stand seit Ende März. An den Anleihemärkten stiegen die Renditen für Staatspapiere deutlich an. Die Aktienmärkte gaben wegen der Aussicht auf eine baldige Straffung der US-Geldpolitik nach. Am amerikanischen Geldmarkt erhöhten sich die eingepreisten Wahrscheinlichkeiten für Zinsanhebungen durch die Fed deutlich.
FED: ZINSSCHRITT IM JUNI MÖGLICH
Auslöser des Umdenkens an den Märkten war das Protokoll zur jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank vom Mittwochabend. Darin heißt es, dass die meisten Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses eine Zinsanhebung auf der nächsten Sitzung Mitte Juni als "wahrscheinlich angemessen" ansehen. Allerdings wird der Schritt nach wie vor von kurzfristigen Entwicklungen abhängig gemacht. Nur wenn sich Konjunktur, Arbeitsmarkt und Inflation im Sinne der Fed entwickelten, sei eine zweite Zinsanhebung nach der Finanzkrise zu erwarten.
Konkret wollen die Notenbanker eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und eine anhaltende Verbesserung am Arbeitsmarkt sehen. Zudem sei ein Anstieg der Inflationsrate in Richtung des Inflationsziels von zwei Prozent nötig. Im ersten Quartal hatte die US-Wirtschaft faktisch stagniert, während der jüngste Arbeitsmarktbericht etwas schwächer ausgefallen war. Die Inflationsrate liegt zwar immer noch unter dem Zielwert der Fed, sie hat sich ihm in den vergangenen Monaten aber zumindest etwas angenähert.
SOLIDE KONJUNKTUR - EU-REFERENDUM ALS RISIKO
Neueste Konjunkturdaten, die nach der Zinssitzung vom April veröffentlicht wurden, fielen überwiegend solide aus, was auf die von der Fed verlangte Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal hindeutet. Zudem hatte sich eine Reihe regionaler Fed-Präsidenten in den vergangenen Wochen zuversichtlich für die US-Konjunktur gezeigt. Darüber hinaus warnten mehrere Notenbanker vor der Gefahr, dass die Finanzmärkte das Straffungstempo der Fed unterschätzten. Diese Warnung findet sich auch im jüngsten Sitzungsprotokoll.
Viele Zentralbanker sehen aber auch Risiken für die Wirtschaft. Zum einen müsse die Entwicklung an den Weltfinanzmärkten genau beobachtet werden, heißt es in der Mitschrift. Einige Notenbanker wiesen zudem auf das Risiko eines Austritts Großbritanniens aus der EU hin. Das Referendum darüber findet am 23. Juni statt, also nur eine Woche nach der von der Fed angepeilten Zinssitzung am 14. und 15. Juni. Jüngste Umfragen haben teils deutliche Mehrheiten für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ergeben, was etwas Druck von der Fed nimmt, das Großereignis in ihrer kurzfristigen Geldpolitik zu berücksichtigen.
ÖKONOMEN ÜBERRASCHT - NEUE REDEN IM FOKUS
Bankvolkswirte zeigten sich wie die Finanzmärkte vom Inhalt des Notenbankprotokolls überrascht. "Eine Zinserhöhung im Juni ist ein sehr realistisches Szenario", kommentierte Harm Bandholz, US-Chefökonom der Bank Unicredit (MI:CRDI). Selbst der größte Skeptiker könne die Möglichkeit eines Zinsschritts schon im Juni nicht mehr ausschließen. Allerdings hält es der Experte nicht für zwingend, dass die Fed ihre Ende 2015 begonnene Zinswende im kommenden Monat fortsetzt. Sollten Bedenken aufkommen, etwa wegen des ungewissen Ausgangs des EU-Referendums in Großbritannien, könnte ein Zinsschritt auch erst im Juli erfolgen. In diesem Fall erwartet Bandholz aber eine Ankündigung eines solchen Schritts auf der nächsten Zinssitzung.
Die US-Volkswirte der Deutschen Bank (DE:DBKGn) weisen in einem Kommentar auf die hohe Bedeutung anstehender Reden ranghoher Notenbanker hin. Am Donnerstag wird sich zum einen Stanley Fischer zu Wort melden, seines Zeichens Stellvertreter von Fed-Chefin Janet Yellen. Zum anderen tritt William Dudley ans Mikrofon. Dudley leitet die Zentralbank von New York, die aufgrund ihrer Nähe zur Wall Street und ihrer führenden Rolle in der Umsetzung von Fed-Entscheidungen als eine der einflussreichsten regionalen Notenbanken der USA gilt.
GELDPOLITIK UND US-WAHLEN
Dudley, der wie Fed-Chefin Yellen als Vertreter einer lockeren Geldpolitik gilt, hatte bis vor kurzem zwei Zinsanhebungen in diesem Jahr als "angemessen" bezeichnet. Sollte die Fed dieses Straffungstempo ins Auge fassen, wäre ein baldiger Zinsschritt naheliegend. Einige Analysten halten Zinsanhebungen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen Anfang November mit der Begründung für unwahrscheinlich, die Fed wolle sich nicht dem Vorwurf politischer Einflussnahme aussetzen. Ein zweiter Zinsschritt in diesem Jahr sei daher eher für die Zeit nach den Wahlen, vermutlich im Dezember, realistisch.
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