(Neu: Aussagen aus Pressekonferenz zu Einsparungen, Streit mit Piloten, Investitionen, Flugzeugbestellungen, Aktienkurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Lufthansa (XETRA:LHAG) machen sinkende Ticketpreise, die Billigkonkurrenz und der Zoff mit den Piloten auch 2015 zu schaffen. Trotzdem soll das laufende Geschäft mehr Gewinn abwerfen als im Vorjahr, wie Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag in Frankfurt bekräftigte. Er will eine Führungsebene streichen und den neuen Billigableger Eurowings ausbauen. Vor dem Widerstand der Piloten will er nicht einknicken. "Da wir zusammenkommen müssen, werden wir irgendwann zusammenkommen", zeigte er sich überzeugt.
An der Börse kam die Prognose nur am frühen Morgen gut an. Danach sackte die Aktie um bis zu vier Prozent ins Minus und war auch am frühen Nachmittag mit minus 2,53 Prozent noch einer der schwächsten Werte im Dax (DAX). Seit Mitte 2014, als Spohr das Gewinnziel seines Vorgängers Christoph Franz erstmals zusammengestrichen hatte, hat die Aktie rund ein Drittel ihres Werts eingebüßt. Mehr hat in diesem Zeitraum kein Dax-Wert verloren.
BESCHEIDENE PROGNOSE
Nachdem die Streiks von Piloten und Sicherheitspersonal der Lufthansa im vergangenen Jahr zu schaffen machten, soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Adjusted Ebit) in diesem Jahr von 1,2 Milliarden auf mehr als 1,5 Milliarden Euro steigen. Dabei rechnet die Lufthansa etwa Belastungen bei den Betriebsrenten, Verkäufe von Betriebsteilen und außerplanmäßige Abschreibungen heraus.
Nach Vorstellung des Vorstands sollen vor allem das Passagiergeschäft von Lufthansa, Germanwings und Austrian Airlines und die Bordverpflegungssparte Sky Chefs in diesem Jahr mehr abwerfen. Kosten für weitere Streiks seien darin noch nicht berücksichtigt, stellte Finanzchefin Simone Menne klar. Gemessen an den Erwartungen von Analysten fällt die neue Gewinnprognose zudem eher bescheiden aus.
Doch Menne rechnet 2015 mit einem weiteren Preisrutsch bei den Flugtickets. 2014 waren die Durchschnittserlöse bereits um 3,1 Prozent gesunken. Nun sollen sich immerhin der gesunkene Kerosinpreis und die größere Zahl sparsamerer Flugzeuge für die Lufthansa auszahlen. Die Treibstoffkosten dürften von 6,75 Milliarden Euro im Vorjahr auf 6,0 Milliarden sinken, schätzt der Vorstand.
EINSPARUNGEN FAST AUFGEZEHRT
Wie sehr die Lufthansa unter Druck steht, zeigt ein Blick auf das Sanierungsprogramm "Score". Die seit 2012 erreichten Verbesserungen hätten einen Gewinnbeitrag von 2,5 Milliarden Euro gebracht, sagte Spohr. Doch gesunkene Ticketpreise und steigende Kosten hätten dies fast aufgefressen. "Ich möchte aber nicht daran denken, wie unser Ergebnis aussähe, wenn wir die Score-Maßnahmen nicht umgesetzt hätten", sagte Spohr. Immerhin: 2015 soll "Score" noch einmal eine Milliarde Euro einbringen.
Ihre Investitionen hat die Lufthansa dennoch gedeckelt, sie sollen von 2,9 Milliarden im laufenden Jahr auf 2,5 Milliarden Euro in den beiden Folgejahren sinken. Auch die ersten bestellten Großraumflieger vom Typ Airbus A350 will die Lufthansa aus finanziellen Gründen teilweise erst später abnehmen. Statt neue kleine Regionaljets zu bestellen, werden Maschinen von Eurowings zur Lufthansa Cityline und von Cityline zu Austrian Airlines verschoben. Dafür gibt es weitere Flieger für Eurowings und die Schweizer Tochter Swiss.
Für 2014 müssen die Aktionäre bereits auf die Dividende verzichten, nachdem hohe Pensionslasten, der Verkauf der Rechenzentren und die Entwertung von Kerosinpreis-Geschäften dem Unternehmen nach deutscher Rechnungslegung einen Nettoverlust von 732 Millionen Euro eingebrockt hatten. Zehn Pilotenstreiks und ein Ausstand des Sicherheitspersonals belasteten das Ergebnis mit 232 Millionen Euro.
MIT EUROWINGS GEGEN DIE BILLIG-KONKURRENZ
Spohr zeigte sich sicher, mit den seit April 2014 streikenden Piloten zu einer Einigung zu kommen. Dabei geht es offiziell um die Übergangsversorgung vor der Rente, inoffiziell protestieren die Flugzeugführer gegen den Aufbau der Billigsparte Eurowings, bei der Gehälter und Betriebskosten deutlich niedriger liegen als beim Mutterkonzern. Mit der Marke will Spohr stärker gegen die Konkurrenz von Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet punkten, als dies der bisherige Billigableger Germanwings kann. Germanwings und Eurowings sollen 2015 wie geplant gemeinsam erstmals schwarze Zahlen schreiben.