FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag an Schwung verloren. Über weite Strecken belasteten Kursverluste der Volkswagen-Papiere angesichts der drohenden Ausweitung des Dieselskandals nicht nur die gesamte Autobranche. Auch die Stimmung unter den Börsianern im Allgemeinen war dadurch bis kurz vor Handelsende gedrückt.
Positive Impulse von den US-Börsen verhalfen dem Dax (DAX) aber letztlich zu einem prozentual unveränderten Handelsschluss bei 10 951,15 Punkten. Das Hoch im deutschen Leitindex vor 11 Wochen bei 11 000 Punkten bleibt damit weiterhin greifbar nahe.
Der MDax (MDAX) gab um 0,36 Prozent auf 21 215,07 Punkte nach. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) sank um 0,06 Prozent auf 1821,42 Punkte.
GEWINNMITNAHMEN NACH VORWÜRFEN GEGEN VW
Die neuen Anschuldigungen gegenüber VW aus den USA hätten leichte Gewinnmitnahmen ausgelöst, die aber nicht nachhaltig gewesen sein, auch wenn die Aktienmärkte nach einem starken Oktober "heiß gelaufen" wirkten, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Handelshaus Peregrine & Black.
Die Vorzugsaktien von Volkswagen (XETRA:VOW3) fielen um 1,51 Prozent. Die US-Umweltbehörde EPA wirft dem europäischen Branchenprimus vor, auch bei Dieselmotoren mit 3,0 Litern Hubraum eine Manipulationssoftware eingesetzt zu haben. Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiteten, dürften sich die Kosten aus dem "Dieselgate" noch einmal substanziell erhöhen, sagte ein Händler. Volkswagen wies die Anschuldigungen zurück.
Die BMW-Papiere (XETRA:BMWG) wurden wie andere Autowerte laut Huber von den VW-Nachrichten mit beeinträchtigt und gaben um 0,84 Prozent nach. Zudem hatte der Münchener Autobauer zwar ergebnisseitig mit seinem Quartalsbericht überzeugt, doch die Freude der Anleger zugleich wieder etwas gedämpft, da die Ergebnisdynamik wieder nachlassen werde.
INFINEON AM DAX-ENDE
Schwächster Dax-Wert waren die Infineon-Aktien (XETRA:IFXGn) mit minus 3,63 Prozent. Kreisen zufolge hat der Chiphersteller im Rennen um die Übernahme des US-Halbleiterkonzerns Fairchild Semiconductor (NASDAQ:FCS) die Nase vorn. Infineon selbst wollte sich nicht äußern. Mit plus 4,35 Prozent hingegen erholten sich die Papiere des Düngerherstellers K+S (XETRA:SDFGn) von ihren jüngsten Verlusten und waren damit der Spitzenreiter im Leitindex. Hier hatte die Commerzbank ihre Kaufempfehlung bekräftigt. Zudem schlug der US-Konkurrent Mosaic die Gewinnerwartungen von Experten.
Im MDax legten die Aktien des Anlagen- und Maschinenbauers Dürr (XETRA:DUEG) an der Indexspitze um 2,79 Prozent zu. Am MDax-Ende rutschten Fuchs Petrolub (ETR:FPE3) um 6,35 Prozent ab. Der Schmierstoffhersteller hatte mit seinen Zahlen etwas schwächer abgeschnitten als erwartet. Im TecDax brachen die Papiere von Pfeiffer Vacuum (ETR:PFV) nach Vorlage der Quartalsbilanz um 7,61 Prozent auf 104,40 Euro ein, hatten allerdings erst kürzlich bei 115,60 Euro ein Rekordhoch erreicht.
GEWINNE AN DEN INTERNATIONALEN BÖRSEN
An den internationalen Börsen gab es Kursgewinne: Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), der Leitindex der Eurozone, stieg um 0,24 Prozent auf 3442,68 Punkte, auch Paris und London schlossen im Plus. In New York stieg der Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) zum europäischen Handelsschluss um 0,50 Prozent und auch die Nasdaq-Börsen legten zu.
Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,40 (Montag: 0,41) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 139,94 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,05 Prozent auf 156,65 Punkte. Der Kurs des Euro (FX1:EURUS) gab nach: Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0976 (1,1032) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9111 (0,9065) Euro.