KOBLENZ/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Mitten im Weihnachtsgeschäft hat die Gewerkschaft Verdi den Arbeitskampf beim Versandhändler Amazon (NASDAQ:AMZN) (XETRA:AMZn) ausgeweitet. Am Dienstag blieben zur Frühschicht nach Unternehmensangaben rund 1200 Beschäftigte an sechs der neun deutschen Standorte vor den Toren. Insgesamt rechnete die Gewerkschaft am Dienstag mit mehr als 2300 Beteiligten. Am Montag waren bereits mehr als 2000 Mitarbeiter an fünf Standorten im Ausstand. Jetzt beteiligten sich laut Verdi auch rund 100 Amazon-Beschäftigte in Koblenz.
In der heißen Phase vor den Feiertagen will Verdi den Onlinehändler an den Verhandlungstisch zwingen. Amazon sieht sich als Logistikunternehmen, das in dieser Branche gehobene Löhne zahlt. Die Gewerkschaft verlangt einen noch besser ausgestatten Tarifvertrag zu Bedingungen des Einzelhandels. Amazon beschäftigt eigenen Angaben zufolge 10 000 Angestellte, vor Weihnachten 10 000 Saisonkräfte zusätzlich.
Die Gewerkschaft berichtete von Störungen im Betrieb durch den Ausstand. Amazon bestritt das. Man habe sich mit dem europaweiten Netzwerk auf den Streik vorbereitet, sagte Unternehmenssprecherin Anette Nachbar. "Es ist kein Päckchen liegen geblieben." Und das gelte auch weiterhin.
Amazon hatte schon im Vorfeld Bestellungen über andere Logistikzentren im Ausland abgewickelt. Außerdem wurde beispielsweise am Standort Werne in Nordrhein-Westfalen laut Betriebsrat Frank Schrand im Vorfeld des Streiks eine Sonntagsschicht eingelegt.
Bereits am Montag war der Streik an den Amazon-Standorten im hessischen Bad Hersfeld, in Leipzig (Sachsen), in Graben (Bayern), Rheinberg und Werne (beide NRW) losgegangen. Insgesamt beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben am ersten Tag fast 2300 Beschäftigte, Amazon sprach von rund 2100 Streikenden.
Am Mittwoch will die Gewerkschaft den Druck noch weiter erhöhen. Die Streikenden aus den beiden NRW-Standorten und Bad Hersfeld wollen dann mit Bussen zu einer zentralen Streik-Kundgebung nach Koblenz fahren. Jürgen Dehnert von Verdi in Koblenz erwartet, dass sich dort rund 700 Streikende versammeln. Es werden die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), der Chef der Linksfraktion im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine, und Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erwartet.