BIELEFELD (dpa-AFX) - Mega-Fusion bei den Werkzeugmaschinenbauern: Nach jahrelangen Vorbereitungen soll das Bielefelder Traditionsunternehmen DMG Mori Seiki (XETRA:GILG) von seinem Partner gleichen Namens übernommen werden - und der kommt nicht aus Deutschland, sondern aus Japan. Zusammen wollen sie das weltgrößte Unternehmen der Branche aufbauen. "Unser Ziel ist es, weltweit die Nummer eins zu sein", sagte Vorstandschef Rüdiger Kapitza am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit seinem japanischen Kollegen Masahiko Mori. Mittelfristig soll der Anteil am Weltmarkt von knapp 9 auf bis zu 15 Prozent zulegen.
Die Japaner bieten 27,50 Euro je Aktie und bewerten das früher unter dem Namen Gildemeister bekannte Unternehmen mit rund 2,2 Milliarden Euro. "Am besten wäre ein Anteil von 75 Prozent plus mindestens eine Aktie, dann können wir einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag schließen", sagte Kapitza. Aktuell sind rund 24 Prozent in der Hand der Japaner, an denen die Deutschen wiederum knapp zehn Prozent halten. An der Börse sprang die im MDax notierte Aktie auf ein Rekordhoch und lag zuletzt bei 28,60 Euro. Spekulationen über eine höhere Offerte erteilte Kapitza eine Absage. Das Angebot werde nicht aufgestockt.
WENIGER MODELLE
Bereits seit 2009 arbeiten die beiden Unternehmen eng zusammen, verkaufen die Maschinen unter einer Marke und sind im Vertrieb und Service eng verbandelt. Um die Zusammenarbeit zu forcieren, hätten Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig für ein Zusammengehen gestimmt. "In einer gemeinsamen Firma lässt es sich leichter entscheiden", sagte Kapitza. Da der japanische Partner wegen der niedrigeren Zinsen in seinem Heimatland günstiger an Kredite gekommen sei, hätte die DMG Mori Seiki Company das Angebot für die AG vorgelegt. Der Manager versprach, dass es für die Mitarbeiter in Deutschland keine negativen Folgen geben werde. "Es gibt keine Problemfelder und keine Pläne, Mitarbeiter abzubauen". Der deutsche Vorstand bleibe auch an Bord.
Mit dem Zusammengehen, solle vielmehr die Produktpalette enger abgestimmt werden. Außerdem vereinbarten die Unternehmen mehr gemeinsame Forschung und Entwicklung. Künftig will das Unternehmen verstärkt Komponenten selber bauen und weniger auf Zulieferer setzen. Als Beispiele nannte Kapitza Spindeln oder Motoren, die sich in einem gemeinsamen Unternehmen kostengünstiger selbst herstellen ließen.
SCHWERPUNKT EUROPA
Im vergangenen Jahr habe die Gesellschaft erneut stark von der bisherigen Zusammenarbeit mit dem Partner profitiert und das "wohl beste Jahr der Unternehmensgeschichte" eingefahren, hieß es vom Manager. Die Ziele für Auftragseingang, Umsatz und Gewinn seien laut vorläufigen Zahlen teilweise sogar leicht übertroffen worden. 2015 werde nicht zuletzt wegen der Währungsschwankungen, etwa beim russischen Rubel, dem Schweizer Franken und dem US-Dollar schwieriger. "Margen wie 2014 werden wir nicht mehr erreichen".
Bedenken, dass die ehemalige Gildemeister lediglich Tochter eines japanischen Konzerns werde, wies Kapitza zurück. "Mori wird nun Europäer", treffe als Beschreibung eher zu. Schließlich komme rund ein Viertel der Aufträge und Umsätze aus Deutschland, aus der Region Europa seien es mehr als die Hälfte - aus Japan stammten 16 bis 18 Prozent.
Vorstand und Aufsichtsrat der deutschen DMG müssen sich noch zu dem Angebot äußern. Diese hätten aber zugesagt, den Schritt vorbehaltlich einer Prüfung zu unterstützen, hieß es. Der Vorstand halte den Angebotspreis für angemessen. Die DMG Mori Seiki AG solle mittelfristig an der Frankfurter Börse notiert bleiben, sagte Kapitza - zumindest solange nicht 100 Prozent im Besitz des japanischen Partners sind.