😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

ROUNDUP: EZB gerät bei Griechenland-Umschuldung unter Druck

Veröffentlicht am 25.01.2012, 15:31
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät bei der geplanten Umschuldung Griechenlands zusehends in die Schusslinie. Wie die 'Financial Times' (Mittwoch) berichtet, drängt der Internationale Währungsfonds IWF die Notenbank dazu, sich an dem Schuldenschnitt Athens zu beteiligen. So sagte IWF-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch in Paris, sollte der freiwillige Forderungsverzicht der privaten Gläubiger nicht ausreichen, müsse die Unterstützung öffentlicher Gläubiger größer ausfallen. Hierzu zählt auch die EZB.

Nach Experten-Schätzungen hat die Notenbank derzeit griechische Staatstitel von rund 50 Milliarden Euro in ihren Büchern. Sie dürfte damit der größte Einzelgläubiger Athens sein. Müsste die EZB diese Papiere abschreiben, wäre dies vermutlich mit zusätzlichen Kosten für die Steuerzahler verbunden. Die Notenbank indes hat bereits mehrfach erklärt, sich keinesfalls an einer Umschuldung Athens beteiligen zu wollen.

Die Position der EZB ist brisant: Insbesondere Hedge-Fonds, die ebenfalls in griechischen Staatstiteln investiert sind, stellen die ablehnende Haltung der Notenbank in Frage. Die hochspekulativen Fonds argumentieren, warum sie auf ihre Forderungen gegen Griechenland verzichten sollen, wenn sich die EZB dagegen sträube. Derzeit verhandelt die griechische Regierung mit privaten Gläubigern wie Banken und Versicherungen über einen Schuldenschnitt. Die Verhandlungen waren zuletzt wegen der Höhe des Forderungsverzichts ins Stocken geraten.

Die Notenbank verweist ihrerseits auf das Motiv der Anleihekäufe: Nach EZB-Lesart dienen die Käufe ausschließlich zur Sicherung der Finanzstabilität im Währungsraum. Die Notenbank argumentiert seit langem, sie kaufe Staatstitel finanzschwacher Euro-Länder, um die Wirkung ihrer Geldpolitik zu sichern. Hintergrund ist das starke Engagement europäischer Banken in Staatsanleihen. Sinkende Anleihekurse stellen für die ohnehin angeschlagenen Banken eine zusätzliche Belastung dar. Die Papiere sind für die Institute unter anderem deswegen so wichtig, weil sie die Titel bei der EZB als Sicherheit einreichen können, um im Gegenzug frisches Geld zu erhalten.

Kritiker halten der EZB entgegen, dass die Notenbank möglicherweise hohe Kursgewinne mit ihren Griechenland-Anleihen einfährt. Die EZB hatte bereits im Frühjahr 2010 damit begonnen, Staatsanleihen Griechenlands zu kaufen. Damit hat sie das erste staatliche Rettungspaket für Athen flankiert. Da die Staatstitel bereits seinerzeit stark unter Druck standen, hat die EZB die Papiere zu sehr geringen Marktpreisen gekauft. Falls sich die Notenbank an der Umschuldung Griechenlands nicht beteiligt, würde die EZB den kompletten Nennwert der Anleihen zum Laufzeitende zurückerhalten und somit hohe Kursgewinne erzielen.

Wie die 'Financial Times' weiter berichtet, hat sich der EZB-Rat mit der Problematik unlängst beschäftigt. Die Zeitung beruft sich auf europäische Regierungskreise. Demnach wurde im Rat diskutiert, ob mögliche Gewinne aus dem Kauf griechischer Anleihen weitergereicht werden könnten. Eine andere Option wäre, dass sich die Notenbank am Schuldenschnitt beteiligt und entsprechende Verluste in Kauf nimmt. Offensichtlich sind sich die Notenbanker nicht mehr ganz so sicher, ob sie bei dem griechischen Schuldenschnitt tatsächlich außen vor bleiben können.

Doch selbst wenn die Argumente der EZB überzeugen, könnte die Notenbank aus einem anderen Grund unter Druck geraten. Sollten nämlich die derzeitigen Verhandlungen über einen 'freiwilligen' Schuldenschnitt Athens scheitern, bliebe der griechischen Regierung als letzter Ausweg eine zwanghafte Umschuldung. In diesem Fall wären alle Gläubiger von einem Forderungsverzicht betroffen - und damit wohl auch die EZB./bgf/jsl

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.