BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Einschnitte im US-Gesundheitssystem und Preiskürzungen in China haben dem Medizinkonzern Fresenius (ETR:FRE) den Jahresauftakt verhagelt. Das operative Ergebnis (Ebit) sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 643 Millionen Euro gesunken, teilte der Dax-Konzern (ETR:DAX) am Dienstag in Bad Homburg mit. Konzernchef Ulf Schneider sieht Fresenius ungeachtet der Schwächen bei den Töchtern Fresenius Medical Care (FMC) und Kabi weiter auf Wachstumskurs. Der Konzern setze seine Expansion in Schwellenländer fort, und die Integration der von Rhön übernommenen Kliniken laufe nach Plan.
An der Börse ging es für die beiden Dax-Unternehmen nach den überraschend schwachen Zahlen dennoch in den Keller: Fresenius-Aktien verloren 2,84 Prozent, die Titel der Dialysetochter FMC gaben um 2,98 Prozent nach. Analyst Sven Kürten von der DZ Bank sprach von einem enttäuschenden Quartal für FMC.
PROGNOSEN BESTÄTIGT
In diesem Jahr soll der Umsatz von Fresenius unter Ausklammerung von Währungsschwankungen und trotz der Schwierigkeiten vom FMC 12 bis 15 Prozent steigen. Wegen der Kürzungen der Dialyseerstattung für staatlich versicherte Patienten in den USA stellt der Vorstand beim Konzernergebnis bereinigt um Sondereffekte weiterhin nur ein Plus von 2 bis 5 Prozent in Aussicht.
Die Teilübernahme der Rhön-Kliniken hatte Fresenius im ersten Quartal abgeschlossen und sich damit zum mit deutlichem Abstand größten privaten Klinikbetreiber Deutschlands aufgeschwungen. Eine neue Prognose für die Kliniktochter Helios will Fresenius Anfang August vorlegen. Die Integration der von der Rhön-Klinikum AG übernommenen Kliniken laufe nach Plan. Durch die Übernahme kletterte der Umsatz von Helios um 46 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Ihr Gewinn legte um 38 Prozent zu.
Fresenius selbst konnte den Konzernumsatz dank des Zukaufs um 7 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro steigern. Allerdings blies den Hessen ein scharfer Wind von den Währungsmärkten entgegen. Unter Ausklammerung der Währungseffekte ergab sich ein Plus von 11 Prozent. Unter dem Strich stieg der Gewinn auch dank einer niedrigeren Steuerquote um 2 Prozent auf 228 Millionen Euro. Mit der Übernahme stieg auch die Mitarbeiterzahl des Fresenius-Konzerns um 13 Prozent auf fast 202.000.
KABI UND FMC SCHWÄCHER
Für Kummer sorgte die Dialysetochter: Denn im für FMC wichtigen US-Markt drücken staatliche Kürzungen auf die Rentabilität. Während der Umsatz der größten Fresenius-Tochter um 3 Prozent stieg, fiel das operative Ergebnis (Ebit) um 10 Prozent auf 445 Millionen Dollar. Die Ebit-Marge sank auf 12,5 Prozent (VJ: 14,2). Unter dem Strich verbuchte FMC einen Gewinnrückgang von 9 Prozent auf 205 Millionen Dollar.
Um gegenzusteuern hat FMC-Chef Rice Powell bereits ein Sparprogramm aufgelegt, mit dem die Kosten im laufenden Jahr um bis zu 60 Millionen Dollar sinken sollen. Die Einsparungen sind in der Prognose für 2014, den Powell am Dienstag bestätigte, noch nicht enthalten. Insgesamt will FMC ab 2017 pro Jahr 300 Millionen Dollar einsparen.
Für Enttäuschung sorgte auch die margenstärkste Sparte Kabi, die auf Infusionstherapie, Generika und klinische Ernährung ausgerichtet ist. Sie bekam erneut Preissenkungen in China zu spüren. Umsatz und Gewinn gingen zurück. Auch die Unsicherheit über die Liefersituation von Wettbewerbern in den USA halte an. Kabi konkretisierte nun den Ausblick für 2014 und erwartet ein organisches Umsatzplus von 4 bis 6 Prozent (zuvor: 3 bis 7) wie eine Ebit-Marge von 16,5 bis 18 Prozent (zuvor: 16 bis 18).
Keinen Kommentar gab es zu Gerüchten über ein Interesse von Fresenius an der Danone-Sparte (FSE:BSN) (PSE:PBN) für medizinische Ernährung. Kreisen zufolge gehört Fresenius neben dem Schweizer Nahrungsmittelhersteller Nestle (FSE:NESN) VTX:NESN zu den Favoriten für den Kauf. Da die Sparte aus kartellrechtlichen Gründen wohl nicht an einen einzigen Käufer gehen kann, Danone die Sparte aber im Paket loswerden will, dürften sich die Verhandlungen noch etwas hinziehen, hatte dpa-AFX Anfang April berichtet.br