MÜNCHEN (dpa-AFX) - Geringe Katastrophenschäden heben die Stimmung bei Europas größtem Versicherer Allianz F:ALV. Nach einem überraschend guten Abschneiden im zweiten Quartal sieht Vorstandschef Michael Diekmann für 2014 einen operativen Gewinn von 10,5 Milliarden Euro in Reichweite - das obere Ende der bisher ausgegebenen Spanne. Beide Versicherungssparten legten von April bis Juni kräftig zu. Schlechter lief es beim US-Vermögensverwalter Pimco, bei dem die Anleger erneut Milliardensummen abzogen. Die Spannungen in Russland und der Ukraine sieht der Vorstand als die größte Gefahr für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Die Vermögenswerte des Konzerns in den Ländern seien jedoch gut abgesichert.
Die Allianz-Aktie reagierte in einem allgemein schwachen Markt mit einem Kursgewinn von 0,33 Prozent auf die Nachrichten, war damit allerdings Spitzenreiter im Dax F:DAX. In einem besseren Marktumfeld würden die Aktien deutlich zulegen, sagte ein Händler an der Börse.
NICHT AUFS JAHR HOCHRECHNEN
Für das laufende Jahr rechnet Allianz-Chef Diekmann weiter mit einem operativen Ergebnis von 9,5 bis 10,5 Milliarden Euro, peilt nun aber das obere Ende der Spanne an. Nach den ersten sechs Monaten sind davon 5,5 Milliarden erreicht. Der Vorstand warnte jedoch davor, dieses Ergebnis einfach auf das gesamte Jahr hochzurechnen. Naturkatastrophen sowie ungünstige Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Kapitalmärkten könnten die Ergebnisse der Allianz teils erheblich beeinträchtigen.
In den Monaten April bis Juni verdiente die Allianz unter dem Strich 1,76 Milliarden Euro und damit 10,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Konzernumsatz legte überraschend stark um ein Zehntel auf 29,5 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn sprang um gut 17 Prozent auf fast 2,77 Milliarden Euro und übertraf damit deutlich die Erwartungen der Branchenexperten.
SCHADEN- UND UNFALLGESCHÄFT LEGT ZU
Dabei profitierte die Allianz von vergleichsweise geringen Katastrophenschäden. Die Folgen von Naturkatastrophen schlugen bei dem Versicherer diesmal mit 172 Millionen Euro zu Buche. Ein Jahr zuvor hatten sich die Summe vor allem wegen der Flutkatastrophe in Deutschland und Nachbarstaaten auf 549 Millionen Euro belaufen. Diesmal richtete das Sommergewitter "Ela" hohe Schäden in Deutschland, Frankreich und Belgien an. Von den Beitragseinnahmen der Schaden- und Unfallversicherung blieb der Allianz diesmal mehr Gewinn übrig. Das operative Ergebnis wuchs um 14 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Das war knapp die Hälfte dessen, was die Allianz insgesamt erreichte.
Die Lebens- und Krankenversicherungssparte profitierte nach einem Einbruch vor einem Jahr von kräftig gewachsenen Beitragseinnahmen. Sie legten um ein Fünftel auf knapp 17 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn sprang um 47 Prozent auf den Rekordwert von 984 Millionen Euro. Die neuen Lebensversicherungen ohne Garantiezins, die die Allianz seit gut einem Jahr in Deutschland anbietet, machten beim Verkauf über die eigenen Vertreter den Angaben zufolge inzwischen 27 Prozent der Verträge aus.
ANLEGER ZIEHEN GELDER BEI PIMCO AB
Die Vermögensverwaltung, in der der Konzern seine Töchter Allianz Global Investors (AGI) und Pimco gebündelt hat, musste hingegen erneut Federn lassen. Während AGI mehr Geld von Kunden anzog, gingen dem weltgrößten Anleiheninvestor Pimco noch immer Summen verloren. Insgesamt beliefen sich die Mittelabflüsse auf gut 17 Milliarden Euro. Da der Wert der verwalteten Anlagen stieg, wuchs das gemanagte Vermögen seit Jahresbeginn dennoch um 4,4 Prozent auf 1,8 Billionen Euro.