HANNOVER (dpa-AFX) - Geringe Katastrophenschäden haben der Hannover Rück (ETR:HNR1) einen dicken Puffer für die laufende Wirbelsturm-Saison verschafft. Im zweiten Quartal stieg der Gewinn des Rückversicherers zwar weniger stark als erwartet, am Gewinnziel für 2014 hegt der Vorstand jedoch kaum Zweifel. "Wir sehr überzeugt, die 850 Millionen Euro schaffen zu können", sagte Finanzchef Roland Vogel am Mittwoch. Zu einer höheren Prognose wollte er sich nicht durchringen. Die Hannover Rück hat zur Jahresmitte zwar mehr als die Hälfte ihrer Zielvorgabe geschafft - doch im Sommer können Hurrikane in den USA noch hohe Schäden anrichten. Zudem dürften der vermutete Flugzeug-Abschuss in der Ukraine und Kämpfe in Libyen teuer zu Buche schlagen.
An der Börse wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Am Morgen stürzte die Aktie um 5,44 Prozent auf 59,83 Euro ab und war schwächster Wert im MDax F:MDAX. Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank sprach zwar von einer soliden Quartalsbilanz, hob aber den anhaltenden Preisdruck im Rückversicherungsgeschäft hervor.
STURMTIEF "ELA" GRÖSSTER SCHADEN
Von April bis Juni musste der weltweit drittgrößte Rückversicherer bis auf die Folgen des Sturmtiefs "Ela" kaum Großschäden begleichen. Unter dem Strich standen 211,5 Millionen Euro Gewinn und damit 10 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Nach sechs Monaten hat die Hannover Rück 444 Millionen Euro verdient, ein Plus von 5 Prozent. Während das Schaden- und Unfallgeschäft weniger Geld abwarf, erholte sich die Personen-Rückversicherung von Einschlägen aus dem Vorjahr. Zu dem Zeitpunkt hatten hohe Belastungen im US-Geschäft das Ergebnis nach unten gezogen.
Von den Großschäden im zweiten Quartal schlug Sturmtief "Ela" mit 33 Millionen Euro am teuersten zu Buche. Das Gewitter mit Hagelschlag hatte im Juni in Deutschland, Frankreich und Belgien gewütet. Dass sich die insgesamt geringe Schadenbelastung im zweiten Quartal nicht voll auszahlt, liegt an der Bilanzierungsweise der Hannover Rück. Sie hat das nicht verbrauchte Großschadenbudget für mögliche weitere Katastrophen ins zweite Halbjahr übertragen. Von den für das Jahr eingeplanten 670 Millionen Euro waren noch rund 565 Millionen für weitere Großschäden übrig.
FLUGUNGLÜCK KOSTET MILLIONEN
Mit dem vermutlichen Abschuss des Malaysian-Airlines-Flugs MH17 im Juli in der Ukraine zeichnet sich bereits ein großer Luftfahrtschaden ab. Vogel schätzt die Belastung für die Hannover Rück auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Ähnlich teuer könnten die Kriegshandlungen am Flughafen in Libyens Hauptstadt Tripolis werden. Schon nach dem Verschwinden des Malaysian-Airlines-Flugs MH370 über dem Indischen Ozean im März hatte die Hannover Rück rund 31 Millionen Euro Schaden verbucht.
Unterdessen geht der Preiskampf im Schaden- und Unfallgeschäft weiter. Bei den Erneuerungsrunden im Juni und Juli musste die Hannover Rück in den USA vielfach Preisabschläge von 5 bis 10 Prozent hinnehmen und verzichtet daher auf unrentables Geschäft. Die Bruttoprämieneinnahmen gingen im zweiten Quartal um ein Prozent auf 3,4 Milliarden Euro zurück.
PREISKAMPF HÄLT AN
Erstversicherer wie die Allianz drücken wegen günstiger Schadenbilanzen bei Rückversicherern wie Munich Re (ETR:MUV2), Swiss Re (VTX:SREN) (ETR:SR9) und Hannover Rück auf die Preise oder behalten die Risiken in den eigenen Büchern. Bei der Absicherung gegen Naturkatastrophen machen zudem Hedge- und Pensionsfonds den klassischen Rückversicherern über Katastrophenanleihen und andere Instrumente Konkurrenz.
Die geballten Flugzeugunglücke könnten aber den anhaltenden Preisverfall in der Luftfahrt-Versicherung stoppen, schätzt Hannover-Rück-Vorstand Vogel. Die Kriegskasko-Versicherung dürfte nach dem vermuteten Abschuss in der Ukraine erheblich teurer werden, schätzt der Manager. Allerdings handle es sich dabei um ein eher kleines Geschäftsfeld.tb