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ROUNDUP: Griechischer Staatspräsident beschimpft Schäuble

Veröffentlicht am 16.02.2012, 16:12
ATHEN/BERLIN (dpa-AFX) - In der Schuldenkrise liegen die Nerven blank, Athen fühlt sich von den Euroländern gegängelt. Griechenlands Präsident Karolos Papoulias hat nun Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble scharf attackiert. Der 82-Jährige empörte sich über die harte Haltung Deutschlands und anderer großer Geldgeber.

'Ich akzeptiere es als Grieche nicht, dass mein Land von Herrn Schäuble beleidigt wird', polterte Papoulias. 'Wer ist denn Herr Schäuble, der Griechenland beleidigen kann. Wer sind denn die Niederländer, wer sind die Finnen?', fragte Papoulias erregt während eines Besuchs im Verteidigungsministerium. Zuletzt hatte Schäuble mehrfach betont, Griechenland dürfe kein Fass ohne Boden werden.

Unions-Politiker verwahrten sich gegen die Attacke: 'Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Das ist ein neuer negativer Höhepunkt der Kritik an Deutschland und anderen stabilitätsorientierten Ländern in der Eurozone', sagte CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach dem Sender N24.

Die Äußerungen des griechischen Staatspräsidenten fielen inoffiziell am Mittwoch während eines Mittagessens mit der Führung der Streitkräfte des Landes und wurden in ihrem Wortlaut am Donnerstag in der griechischen Presse veröffentlicht. 'Wir haben immer nicht nur unsere Freiheit, unseres Landes, sondern auch die Freiheit Europas verteidigt', sagte er demnach. Papoulias hatte als Jugendlicher gegen die Nazi-Besetzung Griechenlands während des Zweiten Weltkrieges gekämpft. Sein Beziehungen zu Deutschland sind eng: er spricht fließend deutsch und lebte während der griechischen Obristenjunta (1967-1974) im Exil in Deutschland, wo er Jura in München und Köln studierte.

Angesichts der drohenden Staatspleite hat Papoulias auf unbestimmte Zeit auf sein Gehalt verzichtet. Das Jahreseinkommen des Staatspräsidenten beträgt nach Angaben des Präsidialamts etwa 85 000 Euro jährlich.

Auch Griechenlands ehemalige Außenministerin Dora Bakoyannis wehrt sich gegen europäische Einmischung. 'Es hilft nicht, wenn Herr Schäuble uns sagt, was für eine Regierung die Griechen haben sollen', sagte Bakoyannis am Donnerstag im Deutschlandradio. Das helfe nur den Kommunisten und Ultrarechten, sagte sie mit Blick auf die geplanten Neuwahlen im April. Schäuble hatte Griechenland das Modell einer Expertenregierung wie in Italien empfohlen. Hier kann Ministerpräsident Mario Monti bis 2013 regieren.

Bosbach, Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses, sagte N24, die Kritik an Schäuble sei in höchstem Maße ungerecht. Schäuble habe sich immer darum bemüht, Griechenland zu helfen. 'Und wenn er sagt, wir wollen aber nicht Geld in ein Fass ohne Boden schütten, dann hat er in der Sache völlig recht', sagte Bosbach. Griechenland könne nicht ernsthaft erwarten, dass regelmäßig Milliardenhilfen gewährt würden, das Land aber im Grunde genauso weiter mache wie in der Vergangenheit.

Der Chef des Wirtschaftsflügels in der Unionsfraktion, Christian von Stetten, forderte von Präsident Papoulias eine 'Klarstellung' und fügte hinzu: 'Das kommt bei den deutschen Abgeordneten gar nicht gut an und wird sicher Auswirkungen auf die Abstimmung am 27. Februar haben. Zahlreiche Abgeordnete, die bisher zustimmen wollten, werden nun in sich gehen und neu darüber nachdenken, ob sie den EFSF-Rettungsschirm tatsächlich auf Griechenland ausdehnen wollen', sagte von Stetten der Tageszeitung 'Die Welt' (Freitag).

Der frühere Vizepräsident der EU-Kommission, Günter Verheugen, hält den europäischen Umgang mit Griechenland für respektlos. Er sei entsetzt von der Tonlage, in der derzeit über die Griechen gesprochen werde, sagte Verheugen im Südwestrundfunk (SWR). Ein Volk könne man nicht behandeln, 'als bestünde es aus Kriminellen'. Statt für Wachstumsprogramme zu sorgen, agierten die Finanzminister der Euro-Zone mit ihrer Fixierung auf Haushaltsfragen wie eine Feuerwehr, die sich 'in der Rolle eines Brandbeschleunigers' gefalle.

Ängste vor einem Militärputsch in dem NATO- und EU-Mitgliedsland, in dem von 1967 bis 1974 eine Militärdiktatur herrschte, teilt Ex-Bundeswehr-Generalinspekteur Harald Kujat, der von 2002 bis 2005 auch Vorsitzender des Militärausschusses der NATO war, aktuell nicht. 'Die griechische Demokratie hat zwar Schwächen, ist aber insgesamt eine gewachsene Demokratie, in der das Militär unter politischer Kontrolle steht', sagte er der 'BILD'-Zeitung (Freitag). Auch sei die Mitgliedschaft in der Nato ein stabilisierender Faktor./bbi/tt/sl/DP/bgf

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