FRANKFURT (dpa-AFX) - Mitten in der Hauptreisezeit kämpft der Frankfurter Flughafen mit einem Personalengpass am Boden. Die Betreibergesellschaft Fraport F:FRA bestätigte am Freitag Informationen der "Frankfurter Rundschau", dass im Juli der Krankenstand bei den Bodenverkehrsdiensten auf überdurchschnittliche 12,1 Prozent gestiegen ist. Vor einem Jahr waren es knapp 9 Prozent gewesen.
Bei der Abfertigung der Jets käme es wegen der knappen Personaldecke "ganz vereinzelt in Spitzenzeiten zu Situationen, in denen wir die gewohnte Qualität nicht immer abliefern können", sagte Fraport-Arbeitsdirektor Michael Müller der Nachrichtenagentur dpa. "Die Passagiere müssen dann zum Beispiel fünf Minuten länger auf ihre Koffer warten, was wir sehr bedauern."
Hintergrund des hohen Krankenstands ist der Konflikt um die in der Hauptreisezeit geänderten Schichtpläne, die Fraport vor dem Arbeitsgericht gegen den Betriebsrat durchgesetzt hat. Entgegen langjähriger Übung sollten die Beschäftigten nicht mehr nach sieben Tagen Arbeit drei oder vier Tage frei haben, sondern die Wechsel zwischen Arbeit und Freizeit verkürzen.
Die hohe Krankenquote sei "möglicherweise zum Teil auch auf Unzufriedenheit mit den Dienstplänen zurückzuführen", sagte Müller. Es spiegele sich auch die höhere Arbeitsbelastung der Einzelnen, sagte Fraport-Betriebsratschefin Claudia Amier.
Es sei ohnehin geplant gewesen, Ende September zur alten Regelung zurückzukehren, meinte Fraport-Manager Müller. "Ob wir im nächsten Jahr erneut auf das Kurzraster zurückgehen, wollen wir dann entscheiden, wenn wir die Meinungsumfrage bei unseren Beschäftigten ausgewertet haben." Diese laufe noch bis zum Monatsende. Man sei gemeinsam auf der Suche nach einer guten Lösung, sagte Amier.
Momentan helfen auch Beschäftigte aus der Fraport-Verwaltung, die Flugzeuge zu entladen und wieder für den Abflug fertig zu machen. Etwa 160 Mitarbeiter mit Bodenverkehrsdienst-Erfahrung hätten sich freiwillig dazu bereiterklärt. "Das ist mehr eine symbolische Aktion, bei der dann an die 500 Schichten zusammenkommen, was ungefähr der Jahresleistung von zweieinhalb Mitarbeitern entspricht. Von einem Notfallplan kann keine Rede sein", sagte Müller. Im Sommer erlebt der größte deutsche Flughafen regelmäßig Spitzentage mit mehr als 200 000 Passagieren.
Verdi-Sekretär Uwe Schramm beklagte den anhaltenden Preisdruck der Airlines auf die Bodenverkehrsdienste und ihre Beschäftigten. Man habe 2009 nur mit dem Zugeständnis niedriger Gehälter für Neueingestellte und dem Einsatz von Fraport-eigenen Leiharbeitern die komplette Ausgliederung der Sparte verhindern können. Neben der Fraport ist in Frankfurt noch der private Abfertiger Acciona aus Spanien tätig. Die EU will gegen den Widerstand von Flughäfen und Gewerkschaften weitere Wettbewerber an den Flughäfen durchsetzen.tb